Steigende Attraktivität bei Europa-Aktien
Seit einigen Monaten scheint sich neuer Optimismus in der „Alten Welt“ breitzumachen: die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone stiegen im März weiter an. Die Indikatoren für die Wirtschaftsentwicklung bei verarbeitendem Gewerbe und im Dienstleistungssektor lagen deutlich über der 50-Punktemarke. Das kündiigt eine Ausweitung der wirtschaftlichen Aktivität an, wie Ulrich Stephan feststellt.
Überraschungen mögen Börsianer eigentlich gar nicht – zumal, wenn sie, wie in den vergangenen Jahren häufig geschehen, mit negativen Schlagzeilen verknüpft sind. Anders sieht es natürlich aus, wenn die Erwartungen der Marktteilnehmer übertroffen werden. Insbesondere dann, wenn es sich um Europa handelt – eine Region, die seit langer Zeit vor allen Dingen von politischer und wirtschaftlicher Verunsicherung geprägt ist.
Von Ulrich Stephan
Seit einigen Monaten scheint sich neuer Optimismus in der „Alten Welt“ breitzumachen: So stiegen die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone im März weiter an. Die viel beachteten Indikatoren für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung lagen sowohl für das Verarbeitende Gewerbe (56,2 Punkte) als auch für den Dienstleistungssektor (56,0 Punkte) deutlich über der 50-Punktemarke, was eine Ausweitung der wirtschaftlichen Aktivität anzeigt.
Auch im Detail bestätigt sich die derzeit gute Stimmung in der europäischen Wirtschaft: Sowohl die Auftragslage als auch die Preis- und Beschäftigungsdynamik entwickeln sich weiter positiv. Damit ist der Abwärtstrend, der nach den schwachen Konjunkturdaten vom Jahresbeginn erwartet wurde, nicht eingetreten. Im Gegenteil: Vielmehr hat sich in einem politischen Umfeld, das zwar nach wie vor von Unsicherheit geprägt ist, in dem die befürchteten Turbulenzen bislang jedoch ausgeblieben sind, ein vergleichsweise stabiler wirtschaftlicher Aufwärtstrend etablieren können.
Der neue Optimismus schlägt sich konkret auf die Wachstumserwartungen der Analysten nieder. Ging die Deutsche Bank nach den enttäuschenden Januardaten noch von einem Konjunkturplus von jeweils 0,3 Prozent in den ersten beiden Quartalen des Jahres aus, könnten die aktuellen Zahlen für einen Quartalszuwachs in der Eurozone von etwa 0,7 Prozent sprechen. Ähnlich positiv wird die Lage in Deutschland eingeschätzt: Hier stieg der ifo-Geschäftsklimaindex im März auf seinen höchsten Stand seit Juli 2011. Mit 112,3 Punkten liegt er nur noch 1,9 Punkte unter seinem Höchststand seit der Wiedervereinigung. Die ursprünglichen Wachstumserwartungen von 0,4 beziehungsweise 0,3 Prozent für das 1. und 2. Quartal dürften daraufhin ebenfalls nach oben korrigiert werden.
Der Grund für die besseren Bewertungen
Auf Unternehmensseite führen diese Zahlen zu einem Novum: positiven Gewinnrevisionen in Europa. Denn insbesondere hier waren die Analysten in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig mit zu hohen Erwartungen ins Jahr gestartet – mit der Konsequenz, dass sie im weiteren Jahresverlauf ihre Prognosen hinsichtlich der Unternehmensgewinne nach unten anpassen mussten. Dieses Jahr jedoch zeigt sich ein umgekehrtes Bild: Im breit aufgestellten europäischen Leitindex Stoxx 600 beispielsweise liegen die erwarteten Gewinne je Aktie mit durchschnittlich 24,40 Euro derzeit um 0,7 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Im Vergleich zum Vorjahr wird für 2017 derzeit mit einem Gewinnwachstum von rund 14 Prozent gerechnet. Grund für diese Entwicklung dürfte neben den verbesserten Konjunkturaussichten auch die Tatsache sein, dass sich die Margen der europäischen Unternehmen in den vergangenen drei Monaten im Schnitt um ein Prozent verbessert haben. In einigen Sektoren wie der Autoindustrie waren sogar Margenausweitungen von bis zu zwei Prozent zu beobachten.
Bei aller Vorsicht hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen und insbesondere politischen Entwicklungen in Europa hat sich das Umfeld für Investitionen in die europäischen Aktienmärkte in den vergangenen Monaten spürbar verbessert. Die Deutsche Bank geht derzeit davon aus, dass sich dieser positive Trend in den kommenden Monaten fortsetzen könnte – und unter Anlegern für stärkeres Interesse an Aktien aus der „Alten Welt“ sorgen dürfte.