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US-Aktien: interessante Möglichkeiten auf Sektorebene

Seit Jahresbeginn lieferte der US-Aktienmarkt eine wenig spektakuläre Entwicklung: Der S&P 500 konnte nach einer anfänglichen Schwächephase seine Verluste zwar schnell wieder aufholen, tendiert seit Mitte März jedoch annähernd seitwärts, und diese Entwicklung könnte bis auf Weiteres anhalten. Das meint der Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, Ulrich Stephan.

BÖRSE am Sonntag

Seit Jahresbeginn lieferte der US-Aktienmarkt eine wenig spektakuläre Entwicklung: Der S&P 500 konnte nach einer anfänglichen Schwächephase seine Verluste zwar schnell wieder aufholen, tendiert seit Mitte März jedoch annähernd seitwärts, und diese Entwicklung könnte bis auf Weiteres anhalten.

Von Ulrich Stephan

Der Aktienmarkt dürfte weiter im Spannungsfeld von vergleichsweise positiven Konjunktur- und nach wie vor schwächeren Unternehmensdaten stehen. Nach dem schwachen 1. Quartal 2016 erwartet die Deutsche Bank für die kommenden drei Quartale eine kumulierte Index-Gewinnzunahme von rund 20 Prozent. Dies könnte zum Jahresende für steigende Kurse in Richtung der S&P-500-Jahresprognose der Deutschen Bank von rund 2.200 Punkten sorgen.

Für Anleger könnte eine solche Entwicklung durchaus interessantes Renditepotenzial eröffnen. Zumal der breit diversifizierte US-Aktienmarkt im Vergleich zu den Märkten in Europa und Asien in der Vergangenheit vergleichsweise schwankungsarm war. Entsprechend risikobereite Investoren könnten allerdings auch einen tieferen Blick wagen und, statt auf den gesamten US-Markt zu setzen, einzelne Sektoren in den Fokus nehmen.

Ein derzeit viel beachteter Bereich ist sicherlich der Energiesektor: In den vergangenen zwei Jahren stark gebeutelt, werden die Notierungen gerade von der Fantasie steigender Ölpreise befeuert – einzelne Schieferölförderer konnten ihre Kurse innerhalb der vergangenen drei Monate sogar vervierfachen. Zwar befindet sich der Ölpreis seit dem 11. Februar 2016 tatsächlich im Aufwärtstrend und steht seitdem mit rund 50 Prozent im Plus. Die Erwartungen vieler Investoren an einen weiteren Preisanstieg scheinen aber überzogen. Die Deutsche Bank geht zum Jahresende 2016 von einem Preis von rund 47 US-Dollar für ein Barrel der US-Sorte WTI aus. Das würde leicht steigende Notierungen, aber keine Kurssprünge wie in der jüngsten Vergangenheit rechtfertigen.

Umgekehrt präsentiert sich aktuell die Lage von US-Technologiewerten: Nachdem sie lange als Lieblinge der Anleger galten, hat sich deren Zuneigung mittlerweile angesichts der schlechten Berichtssaison für das 1. Quartal 2016 scharf ins Gegenteil verkehrt. Darauf weisen unter anderem die jüngsten Commitments of Traders Reports der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) hin, welche die Handelsaktivitäten großer Marktteilnehmer für US-Rohstoffe und -Aktien dokumentieren. Die Wetten auf fallende Kurse im US-Technologiesektor liegen mittlerweile auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren. Die aktuell schlechte Stimmung im Technologiesektor hält die Deutsche Bank jedoch für übertrieben und sieht in diesem Bereich mittel- und langfristig wieder spürbares Aufwärtspotential.

Im US-Technologiesektor könnte sich aus Sicht der Deutschen Bank für entsprechend risikobereite Anleger interessantes Potenzial bieten. Wer Energietitel hält, könnte diese eher verkaufen als aufstocken. Die freigewordenen Mittel könnten sich dann für einen antizyklischen Einstieg in Technologiewerte anbieten. Der US-Großinvestor Warren Buffett hat es kürzlich vorgemacht. Es muss ja nicht gleich eine Milliarde US-Dollar in Apple-Aktien sein – so viel war ihm sein kürzlich eingegangenes Investment in das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt wert.

Dr. Ulrich Stephan ist Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank.