US-Banken: Nur kein Stress!
Die Kurse vieler US-Banken stiegen jüngst kräftig. Für Kauflaune sorgten die Ergebnisse des letzten Stresstests der US-Notenbank.
Die US-Banken seien heute besser aufgestellt als zu Zeiten der Finanzkrise, erklärte die US-Notenbank am Dienstag nach Börsenschluss bei Vorlage ihres jährlichen Stresstests. Mit ihm rechnet sie durch, was mit den Rücklagen der Finanzfirmen passieren würde, wenn Märkte und Wirtschaft taumeln. Sinkt bei dem unterstellten Szenario die Kernkapitalquote unter 5%, ist man durchgefallen und muss nachbessern, wobei die Fed als Aufsichtsbehörde auch darauf achtet, dass die Finanzkonzerne ihre Ausgaben zügeln, etwa die Dividenden einschränken. Die Fed will damit sicherstellen, dass genug Geld für magere Zeiten auf der hohen Kante liegt. Laut dem jüngsten Test ist das bei 15 der 19 wichtigsten US-Finanzmultis der Fall. Durchgefallen sind indes Citigroup, SunTrust Banks, MetLife und Ally Financial.
Eigentlich war die Vorlage der Ergebnisse erst für Donnerstag vorgesehen. Weil JPMorgan Chase am Dienstag jedoch ankündigte, ein Aktienrückkaufprogramm starten und die Dividende erhöhen zu wollen, setzte man die Fed offenbar unter Zugzwang, was wieder einmal verdeutlicht, wer hier wen im Griff hat. Die Ergebnisse des Stresstests selbst kamen zudem sehr gut an. Kein Wunder, suggerieren sie doch eine beinahe heile Finanzwelt. Manch einer sprach sogar davon, dass für das US-Finanzsystem das Schlimmste wohl überstanden sei. Auf den ersten Blick scheint dies zutreffend angesichts der von der Fed im Test unterstellten düster anmutenden Erwartungen. So soll beispielsweise die Arbeitslosenquote auf 13% ansteigen. Offiziell liegt sie bei 8,3%, ist allerdings auch schön gerechnet und in der Realität wohl bei mehr als 20%. Daher muss man sich auch beim Test selbst fragen, inwieweit hier im Rahmen des möglichen getrickst wird, um als vertrauensbildende Maßnahme den US-Finanzsektor gut dastehen zu lassen. Erst einmal scheint die Pille aber geschluckt und zu wirken. Nur wie lange?