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US-Wahl 2020: Die Chancen für Donald Trump steigen

In knapp 18 Monaten finden in den USA die nächsten Präsidentschaftswahlen statt. Wie steht es um Donald Trumps Chancen auf eine zweite Amtszeit? Und was bedeutete seine Wiederwahl für Welt und Wirtschaft?

BÖRSE am Sonntag

In knapp 18 Monaten finden in den USA die nächsten Präsidentschaftswahlen statt. Wie steht es um Donald Trumps Chancen auf eine zweite Amtszeit? Und was bedeutete seine Wiederwahl für Welt und Wirtschaft?

Eine Analyse von Paresh Upadhyaya, Direktor für Währungsstrategien und US-Portfoliomanager bei Amundi

Die Entwicklung der US-Wirtschaft verschafft Donald Trump einen entscheidenden Vorteil gegenüber seinen demokratischen Konkurrenten. In Charakterfragen, wie Führung, Temperament oder Managementfähigkeiten dagegen schneidet er durchweg schlecht ab, nicht zu vergessen auch die möglichen Auswirkungen des Mueller-Berichts und weiterer Untersuchungen. Es wird also wohl 2020 aus unserer Sicht zu einem knappen Wahlergebnis kommen: nämlich 50:50. Das liegt deutlich über den aktuellen Einschätzungen der Analysten und der Umfrageinstitute, die Trumps Chancen viel geringer ansehen.

Die vier Szenarien

Es gibt vier mögliche, unterschiedlich wahrscheinliche Szenarien, die auch unterschiedliche Auswirkungen auf die US-Wirtschaft und die Finanzmärkte haben werden:

Szenario 1: Die Wirtschaft bleibt robust. Trumps Politikstil trägt dazu bei, die negativen Bewertungen des demokratischen Gegners herauszustellen. Chance für die Wiederwahl Donald Trumps: 45 Prozent

Szenario 2: Trump tritt wegen eines Skandals zurück. Die Republikaner müssen einen anderen Kandidaten finden. Chance für die Wahl eines anderen Republikaners: Fünf Prozent

Szenario 3: Die Wirtschaftsentwicklung verlangsamt sich dramatisch. Trumps Sympathiewerte fallen weiter. Der Druck eines Wechsels verstärkt sich. Chance für die Wahl eines etablierten Demokraten: 35 Prozent

Szenario 4: Die Wirtschaft fällt in eine Rezession. Die Wähler sind die ständigen Trump-Skandale leid. Die Ungleichheit der Einkommen führt zu einem Ruf nach massiver Veränderung. Chance für die Wahl eines eher populistischen Demokraten: 15 Prozent

Die Präsidentschaftswahl 2016 führte zu einem der größten Umbrüche in der Geschichte der US-Präsidenten. Es war eine von nur fünf Wahlen seit 1788, bei denen der Sieger zwar das Wahlkollegium für sich gewann, aber die Abstimmung des Volkes verlor. Seitdem erhält Donald Trump für die meisten politischen Fragen sowie bei der Beurteilung von Ehrlichkeit oder Vertrauenswürdigkeit stets sehr negative Bewertungen. Dennoch sind seine Aussichten auf eine weitere Amtszeit nicht so düster, wie es scheinen mag. Die Märkte beginnen, einen demokratischen Sieg einzupreisen, was man beispielsweise an den niedrigen Bewertungen des Gesundheitssektor sehen kann. Die Sorgen, dass demokratische Reformen kommen könnten, steigen. Die Beliebtheit von Trump lag zuletzt bei 42 Prozent, die Missbilligung bei 53 Prozent. Trump ist damit der einzige Präsident, der zu diesem Zeitpunkt seiner ersten Amtszeit keine positive Netto-Zustimmung erhält. Der Trend, dass die Demokraten gewinnen, ist seit drei Monaten stabil und liegt – je nach Umfrage – etwa bei 57 Prozent.

Pro und contra

Negativ werden neben den erwähnten weichen Faktoren auch seine geringe Kompetenz in den Bereichen Bildung, Gesundheit, soziale Sicherheit und Umwelt gesehen. Trotz seiner Arbeitsinitiative und den Steuererleichterungen übersteigt auch hier die Kritik die Zustimmung. Die Demokraten haben das Verständnis im Volk geschaffen, dass diese Steuererleichterungen hauptsächlich für die Reichen von Vorteil seien.

Punkten kann Trump dagegen mit der positiven Entwicklung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes sowie bei der nationalen Sicherheit. Hier liegt er zwischen fünf und zwölf Prozent vor den Demokraten. Je mehr die Wirtschaft boomt und je niedriger die Arbeitslosigkeit ist, desto höher sind die Wiederwahlaussichten für ihn. Aktuell liegt die durchschnittliche Wachstumsrate der Wirtschaft bei 2,8 Prozent (inklusive erstes Quartal 2019). Die Arbeitslosenquote bei etwa vier Prozent.
Wichtig für den Wahlausgang ist aber auch, welcher Demokrat oder welche Demokratin gegen Trump antritt. Ein gemäßigter, etablierter Gegner wie Joe Biden kann Trump wohl eher besiegen als populistische Bewerber wie Bernie Sanders oder Elizabeth Warren. Insgesamt treten 20 Kandidaten und Kandidatinnen gegen Trump an – die größte Zahl seit langem.

Also wer gewinnt? Die positive Wirtschaftslage steht gegen die von persönlichen Fehlern von Trump enttäuschte Wählerschaft. Wenn ein etablierter Demokrat gegen ihn antritt, sind die Chancen groß, dass die Wirtschaft weiterhin wächst. Allerdings könnten die Finanzmärkte verschieden reagieren. Bei einer Wiederwahl Trumps würden Aktien und der US-Dollar besser abschneiden, während sich die Zinsen unterdurchschnittlich entwickeln würden.

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