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Warum der Dax fair bewertet und der S&P 500 viel zu teuer ist

Gemessen an den Gewinnen der jeweils vergangenen zwölf Monate ist der Dax derzeit rund 38 Prozent zu teuer. Inflationsgewichtet sieht es anders aus. Gerade im Vergleich mit dem S&P 500 schneidet der Dax gut ab.

(Foto: Imagentl / Shutterstock)

Gemessen an den Gewinnen der jeweils vergangenen zwölf Monate ist der Dax derzeit rund 38 Prozent zu teuer. Inflationsgewichtet sieht es anders aus. Gerade im Vergleich mit dem S&P 500 schneidet der Dax gut ab.

„Sollte die Inflationsrate in den kommenden Jahren auf im Schnitt rund drei Prozent steigen, wäre der Dax sogar fair bewertet“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer Quant.Capital Management. Anders sieht das in den USA aus.

Laut Datenanbieter Factset sind die Unternehmen im Dax rund 38 Prozent höher bewertet als im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre. „Nun investieren die Anleger natürlich für die Zukunft, weshalb die meisten Marktteilnehmer sich eher für die Schätzungen zukünftiger Gewinne interessieren dürften“, sagt Mlinaric. Gemessen an den Gewinnerwartungen für die jeweils kommenden zwölf Monate, sinkt das Ausmaß der Überbewertung auf knapp 18 Prozent. „Das zeigt, dass Aktienmärkte der Spielplatz der Optimisten sind“, so Mlinaric.

Andererseits kommt jetzt die Inflation ins Spiel. Die Märkte wie die Notenbanken gehen von einem Anstieg der Inflationsraten aus, beiderseits des Atlantiks. „Unternehmensgewinne sind nominale Größen“, sagt Mlinaric. „Mit steigendem Preisniveau sollten auch die Gewinne entsprechend steigen.“ Aktuell erwarten viele Volkswirte für die Zeit nach der Coronakrise einen deutlichen Anstieg der Inflation für mehrere Jahre.

Daraus lässt sich eine faire Inflationsrate bestimmen – oder eine faire Bewertung der Aktienkurse: „Sollte die Inflationsrate im Durchschnitt der kommenden fünf Jahre auf rund 3,2 Prozent steigen, dann wäre der DAX heute allein dadurch und ohne die Berücksichtigung anderer Effekte im historischen Vergleich durchschnittlich bewertet“, sagt Mlinaric.

„In den USA sieht die Situation deutlich schwieriger aus“, so Mlinaric. Sollte es hier nicht zu einem unerwarteten Anstieg der Unternehmensgewinne kommen, müssten Inflationsraten von mehr als sieben Prozent pro Jahr unterstellt werden, um rechnerisch den S&P 500 zu einer fairen Bewertung zu bekommen. „Nur dann ließen sich die aktuellen Bewertungen rechtfertigen“, so Mlinaric. „Aber eine solche Inflation gab es in den USA zuletzt vor fast 40 Jahren.“

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