Weltwirtschaftswachstum bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau
In den USA tauchen hier und da Schwachstellen auf, die sich aber noch nicht systematisch ausbreiten.
So trifft die jüngste Verlangsamung der Konsumausgaben vor allem Haushalte mit niedrigem Einkommen, die ihre überschüssigen Ersparnisse aufgebraucht haben und nicht von den steigenden Aktien- und Immobilienpreisen profitieren, schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten monatlichen Marktbericht „Highlights“.
„Die weniger prekären Haushalte scheinen ihre Konsumgewohnheiten nicht zu ändern, so dass die Aktivitätsindizes im Dienstleistungssektor weiterhin im Expansionsmodus bleiben“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI - Banque de Luxembourg Investments. „Die Aktivitätsindikatoren für das verarbeitende Gewerbe entwickeln sich weniger günstig, wobei die Industrieaufträge und der Immobiliensektor die deutlichsten Anzeichen von Schwäche zeigen.“ Im Euroraum wurde die Hoffnung auf eine Wachstumsbeschleunigung im vergangenen Monat gedämpft, „da sich die bisherigen Anzeichen für eine Verbesserung nicht bestätigten“. In China bleiben die Exporte die dynamischste BIP-Komponente, während die auf den privaten Konsum und den Immobiliensektor abzielenden Stützungsmaßnahmen immer noch nicht auszureichen scheinen, um eine Beschleunigung des Konjunkturwachstums herbeizuführen. In Japan dürften die allmähliche Entspannung der Inflation und günstige Lohnabschlüsse dazu führen, dass sich der Konsum der privaten Haushalte, der bislang von den sinkenden Realeinkommen beeinträchtigt wurde, wieder beschleunigt.
Wann wird das Inflationsziel von zwei Prozent erreicht?
Trotz der moderaten Inflation auf beiden Seiten des Atlantiks bleibt die Frage offen, ob und wie schnell sich die Inflation weiter in Richtung des offiziellen Ziels von zwei Prozent bewegen wird. So ging in den USA die Gesamtinflationsrate leicht von 3,4 Prozent im April auf 3,3 Prozent im Mai zurück. In der Eurozone sank die Gesamtinflationsrate von 2,6 Prozent im Mai auf 2,5 Prozent im Juni.
Fed lässt Leitzinsen unverändert, EZB senkt Leitzinsen
Entsprechend den Erwartungen ließ die US-Notenbank auf ihrer Sitzung im Juni die Leitzinsen unverändert. Obwohl sich die Inflation weiter entspannte, zog es der Währungsausschuss vor, auf deutlichere Anzeichen einer Rückkehr der Inflation in Richtung zwei Prozent zu warten, bevor er eine weniger restriktive Geldpolitik einleitet. In der Eurozone folgte die Europäische Zentralbank ihrer Andeutung der vergangenen Wochen und senkte die Leitzinsen Anfang des Monats um 25 Basispunkte. Dennoch gab die Präsidentin Christine Lagarde keine klaren Hinweise auf zukünftige Zinsschritte und ließ offen, ob dieser ersten Senkung in naher Zukunft weitere folgen werden.
Unsicherheiten in Frankreich sorgen für höhere Anleihezinssätze in südeuropäischen Ländern
In den USA führten die Inflationsdaten, die den moderateren Preisauftrieb bestätigten, den zweiten Monat in Folge zu einer leichten Entspannung der langfristigen Zinsen. „Im Euroraum lösten die politischen Unsicherheiten in Frankreich nach der Auflösung der Nationalversammlung durch Präsident Macron infolge der guten Ergebnisse des Rassemblement National bei den Europawahlen einen erhöhten Aufschlag bei Endfälligkeitsrenditen südeuropäischer Länder gegenüber Deutschland aus“, hebt der luxemburgische Ökonom hervor. So sank der zehnjährige Referenzzinssatz in Deutschland, während er in Frankreich, Italien und Spanien stieg. Seit Jahresbeginn ist der 'JP Morgan EMU Government Bond Index' um 1,9% zurückgegangen.
Positive Bilanz für Aktienmärkte im ersten Halbjahr
„Die Aktienmärkte beendeten das erste Halbjahr äußerst positiv und legten im Laufe des Monats noch einmal deutlich zu. Angetrieben von den Marktführern in den Bereichen Technologie und Kommunikation erreichten viele Aktienindizes, vor allem in den USA, neue historische Höchststände.“ Nur der Stoxx 600 in Europa lag um 1,3 Prozent (in Euro) im Minus, was auf die durch die Auflösung der Nationalversammlung ausgelöste schlechte Performance vieler europäischer und vor allem französischer Werte zurückzuführen ist. „Auf Sektorenebene verzeichneten Technologie und Kommunikationsdienstleistungen bei weitem die beste Performance, während Versorger und Materialien im Monatsverlauf nachgaben“, sagt Guy Wagner abschließend.