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Wenn der Thermostat die Energiekosten optimiert

Fünf junge Unternehmen wetteiferten beim LfA Elevator-Pitch um den Future Award. Gewonnen hat auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel eine Firma, die die Energiewende nachhaltig vorantreibt – und Kunden Geld spart.

Fünf junge Unternehmen wetteiferten beim LfA Elevator-Pitch um den Future Award. Gewonnen hat auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel eine Firma, die die Energiewende nachhaltig vorantreibt – und Kunden Geld spart.

Von Björn Hartmann

Auch wenn immer wieder daran gezweifelt wird: Deutschland ist ein Land der Denker und Gründer. Raketenbau im industriellen Maßstab, optimaler Personaleinsatz oder intelligente Lösungen für die Energiewende, junge Unternehmer suchen ihre Nische im deutschen, ja im Weltmarkt.

Beim Elevator-Pitch der bayerischen Förderbank LfA auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel traten fünf solcher Firmen an, alle Beispiele für „Zukunft aus Bayern“, wie LfA-Chef Bernhard Schwab sagte. Sie hatten so viel Zeit, sich vorzustellen, wie ein Aufzug in den obersten Stock benötigt – die Zeit, die der Legende nach ein Mitarbeiter hat, um seinen Chef von einer genialen Idee zu überzeugen. In diesem Fall mussten die Gäste des Gipfels überzeugt werden. Es ging um den Future Award der Weimer Media Group.

Am meisten punkten konnte Till Schicke, Head of Business Solutions bei Tado. Die Münchener stellt smarte Thermostate her, mit denen sich auch bestehende Heizungen leicht nachrüsten lassen. „Wir bringen jede Form von Heizung ins Internet“, sagte Schicke. Der Thermostat ist mit einer Cloud verbunden, lässt sich durch eine App vom Smartphone aus steuern. Die Ersparnis laut Schicke: pro Kunde durchschnittlich 22 Prozent oder 300 Euro im Jahr.

Das Unternehmen hat inzwischen mehr als drei Millionen Thermostate verbaut, Ende 2023 sollen es rund fünf Millionen sein. Der nächste Schritt für Tado: Zusätzlich sollen auch dynamische Stromtarife angeboten werden. Die smarten Thermostate steuern die Heizungsanlage etwa mit einer Wärmepumpe dann autonom, auch daraufhin optimiert, wann Strom besonders billig ist.

Der Future Award ist mit Leistungen im Umfang von 100.000 Euro dotiert. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns gegen Raketen durchsetzen können“, sagte Schicke von Tado. Die vier anderen Kandidaten im Schnelldurchlauf:

Cobrainer

Das Unternehmen will den Fachkräftemangel von innen heraus lösen, wie CTO Sascha Stojakovic sagte. Die Münchener wollen den Einsatz der Mitarbeiter eines Unternehmens optimieren. So heißt es in einer Umfrage der Beraterfirma Deloitte, nur 14 Prozent der Firmen erklärten, ihre Leute würden optimal eingesetzt. Sehr vereinfacht macht das Unternehmen die Fähigkeiten der Mitarbeiter mittels künstlicher Intelligenz sichtbar, ebenso, welche Fähigkeiten das Unternehmen sucht oder welche für eine Aufgabe nötig sind. Wobei es hier um rund 200.000 verschiedene Fähigkeiten, auch Skills genannt, und ihre Verbindungen geht. Das Ergebnis: Personal lässt sich effizienter einsetzen, die Mitarbeiterzufriedenheit steigt, Beschäftigte lassen sich schneller und zielgenauer einstellen.

EGYM

Das Münchener Softwareunternehmen verbindet Gesundheitsbranche und Fitnessmarkt, wie Finanzchef Patrick Meininger sagte. Das Unternehmen stellt Soft- und Hardware für Fitnessstudios her. Die Idee: Die Geräte erkennen den Fitnessstudiobesucher, kennen das Trainingsziel, etwa die Rückenmuskulatur zu stärken, die Geräte stellen sich automatisch ein und bieten das optimale Trainingsprogramm. Zudem seien alle Geräte vernetzt, zum Beispiel mit Smart Watch. Die Idee: Vorbeugendes Muskeltraining zum Beispiel statt teurer ärztlicher Behandlung, wenn nichts mehr geht.

Isar Aerospace Technologies

Das Unternehmen aus Ottobrunn bei München baut Raketen. Spectrum, wie die rund 30 Meter hohe Rakete heißt, soll erstmals im Herbst 2023 von Nordnorwegen aus starten, wie Mitgründer und COO Josef Fleischmann sagte. Das Geschäftsmodell sieht eine Art Taxiservice für kleine Raketen vor. Isar Aerospace, eine Ausgründung der Technischen Universität München, will regelmäßig kleine Satelliten in eine Umlaufbahn knapp 500 Kilometer von der Erde entfernt schicken. Konstellationen aus solchen Satelliten sollen künftig Daten für autonomes Fahren oder zielgerichtete Landwirtschaft liefern und etwa helfen, Waldbrände früh zu erkennen.

NavVis

Wie wäre es, die eigene Fabrik als digitalen Zwilling zu haben? Genau abgebildet mit allem, was darin steht. Und zwar tagesaktuell? NavVis aus München bietet entsprechende 3D-Scanner an, die auch schon mal von Roboterhunden durch die Halle getragen werden können. Das Unternehmen, ebenfalls eine Ausgründung aus der Technischen Universität München, mit Büros etwa in Los Angeles und Shanghai, arbeitet mit BMW, Mercedes, Toyota, VW zusammen, wie Mitgründer Felix Reishagen sagte. Die Firmen nutzen die Technik und die Datenanalyse, um ihre Produktion zu optimieren. Wichtig sind solche Scans auch etwa für das Metaverse, jenes digitale Paralleluniversum, von dem sich viele Technologiefirmen die Zukunft versprechen.