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Wer schlau ist, nimmt einen Discounter

Discount-Zertifikate gehören zu den Klassikern auf dem Derivatemarkt. Sie eignen sich insbesondere für trendlose Märkte und erlauben es auch Privatanlegern, aus der Volatilität Kapital zu schlagen. Diese Eigenschaften machen sie zu den idealen Produkten für die derzeitige Börsenphase.

BÖRSE am Sonntag


Im Vergleich zum direkten Kauf einer Aktie oder eines anderen Basiswertes erhält der Anleger beim Erwerb von Discount-Zertifikaten einen Preisabschlag, den sogenannten Discount. Letzterer sorgt dafür, dass sich das Investment auch dann lohnt, wenn sich der Basiswert bis zum Ende der Laufzeit per saldo überhaupt nicht bewegt.

Discounter sind dem Direktinvestment überlegen

Dass sich das auch in der Praxis so verhält, belegt eine neue Studie der Deutschen Bank. Die Frankfurter haben dazu die Wertentwicklung aller von ihnen im Zeitraum zwischen November 1999 und Dezember 2009 emittierten Discounter untersucht und mit der Performance der Basiswerte verglichen. Sage und schreibe 73% der über 24.500 untersuchten Discount-Zertifikate haben sich über ihre jeweilige Produktlaufzeit besser entwickelt als der ihnen zugrunde liegende Basiswert. Und für den Anleger noch wichtiger: Deutlich über die Hälfte (59,5%) der Discounter wiesen zum Laufzeitende eine positive Wertentwicklung auf, während nur 39,3% der entsprechenden Basiswerte im jeweiligen Zeitraum eine positive Rendite lieferten. Darüber hinaus lieferten mehr als 43% der Discount-Zertifikate ihren Käufern zum Laufzeitende die maximal mögliche Rendite. Kein Wunder, dass sich die Papiere mit dem schönen Namen seit Jahren steigender Beliebtheit erfreuen. Doch wie wird der Rabatt auf den aktuellen Kurs überhaupt möglich?  

So funktioniert der Rabatt

Mit einem Discount-Zertifikat erwirbt ein Anleger das Recht, am Ende der Laufzeit den Gegenwert des Basiswertes, zum Beispiel eine Aktie, zu verlangen. Die Höhe der Rückzahlung ist jedoch nach oben durch den sogenannten Cap gedeckelt. Diese Begrenzung des Gewinnpotenzials ist die Gegenleistung, die der Anleger für den Abschlag auf den momentanen Kurs erbringen muss. Der Discount setzt sich aus zwei einzelnen Komponenten zusammen. Einerseits aus einem Basiswert, den der Anleger (theoretisch) kauft, andererseits aus einem Call mit einem Basispreis in Höhe des Caps, den der Anleger (theoretisch) verkauft. Diese Kombination erwirbt der Anleger mit dem Kauf eines Discount-Zertifikates in einem einzigen Wertpapier. Wenn der Anleger das, was er für den Kauf der Aktie bezahlen müsste und das, was er an Prämie aus dem Verkauf des Calls erhalten würde, gegeneinander verrechnet, erhält er den Preis des Discount-Zertifikats. In der Summe ist das Geschäft deutlich risikoärmer als das Direktinvestment. Das belegen nicht nur die Ergebnisse der neuen Studie der Deutschen Bank, sondern dies wurde auch durch die Stiftung Warentest bestätigt. So schreibt die Stiftung auf ihrer Webseite test.de: „Für Anleger sind Discount-Zertifikate vorteilhafte Produkte. Sie sind sicherer als etwa Direktinvestitionen in den Aktienmarkt“ (Finanztest 01/2008).

Die drei wichtigsten Hebel bei Discountern

Die Höhe des eingeräumten Rabatts hängt maßgeblich von der Volatilität der Aktie und dem gewählten Cap ab. Dabei gilt: Gerade in Zeiten hoher Volatilität sind Discount-Zertifikate interessant. Denn über den Verkauf der Call-Option, wird wie erläutert eine Prämie vereinnahmt. Diese sogenannte Optionsprämie ist maßgeblich von der Schwankungsbreite des Underlyings abhängig. Je stärker die Schwankungen, desto teurer die Option und desto höher damit der Rabatt. Umgekehrt gilt: Steigt die Schwankungsbreite während der Laufzeit an, so sinkt tendenziell der Wert der am Markt befindlichen Discount-Zertifikate. Was für die Besitzer bestehender Zertifikate von Nachteil ist, kann sich aber für Neukunden als Kaufgelegenheit erweisen. Denn in der Regel geben die Emittenten die günstige Konstellation am Optionsmarkt aufgrund des enormen Wettbewerbs in Form höherer Rabatte oder großzügigerer Caps weiter. Beim Cap gilt: Zertifikate mit einem Cap unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes stellen eine eher konservative Form mit geringerem Risiko, aber auch geringerer Rendite dar. Wird der Cap dagegen oberhalb des aktuellen Kurses des Basiswertes gewählt, verbessern sich die möglichen Renditen, aber auch das Risiko. Das dritte wichtige Element ist schließlich der Faktor Laufzeit. Im Gegensatz zu Optionsscheinen steigt der Kurs der Discount-Zertifikate nämlich mit abnehmender Restlaufzeit an, weil dadurch die Wahrscheinlichkeit zunehmender Volatilität sinkt.

Mit Kurzläufern Rendite maximieren

Auf diese Weise kann ein Anleger, ohne dass etwas passiert, jeden Tag einen Zeitwertgewinn verbuchen. Dieser Vorgang verläuft aber nicht linear, sondern verstärkt sich in den letzten 6 Monaten vor der Fälligkeit. Daher können Anleger mit kurzlaufenden Papieren höhere Renditen erzielen als mit Discountern, die lange Restlaufzeiten aufweisen. Dieser Umstand ist mittlerweile von besonderem Interesse, denn auch steuerlich spielt die kurze Laufzeit keine Rolle mehr. Seit Einführung der Abgeltungsteuer im vergangenen Jahr sind Zertifikate mit kurzer Laufzeit oder geringer Restlaufzeit den Papieren mit Laufzeiten von über einem Jahr steuerlich völlig gleichgestellt. Bei der Rendite sind die Unterschiede jedoch erheblich: Wie sich aus einer von der Publikation „Zertifikateberater“ veröffentlichten „Best-Discount-Studie“ ergibt, lieferten Discount-Papiere auf den DAX mit einem Cap zwischen 90% und 100% und einer Restlaufzeit von drei bis sechs Monaten für den Zeitraum März 2009 bis Februar 2010 im Schnitt eine jährliche Rendite von rund 23%. Bei einer Restlaufzeit von 12 bis 18 Monaten waren es bei gleichem Cap-Abstand nur 12,5%. Das Verhältnis lässt sich auch an einem aktuellen Beispiel nachverfolgen. Der Discounter auf den DAX aus dem Hause Goldman Sachs (WKN GS2L00) mit einer Laufzeit bis 30.06. 2011 und einem Cap bei 6.100 Punkten liefert momentan eine maximale jährliche Rendite von 10,6%. Ein Discounter der Citigroup (WKN CG6QFL) mit gleichem Cap und Fälligkeit am 19.11. 2010 verspricht derzeit eine maximale jährliche Rendite von 13%.

Steuerliche Änderung trifft Discounter

Wie sich aus einem Entwurf zum Jahressteuergesetz 2010 ergibt, stehen Anleger bei Verlusten zukünftig deutlich schlechter da. Dies gilt für den Fall, dass der Emittent bei Fälligkeit der Zertifikate statt des Nennwerts die im Kurs gefallenen Aktien ins Depot bucht. Bislang konnte der so entstandene Umtauschverlust als negative Kapitaleinnahme sofort mit Zinsen, Dividenden oder Gewinnen aus anderen Wertpapieren verrechnet werden. Für diese fiel dann keine Abgeltungsteuer an. Genau dies ist aber ab 2010 nicht mehr möglich, denn diese für Zertifikateinhaber günstige Regelung wird gestrichen. Erst wenn die so erhaltenen Aktien auch mit Verlust verkauft werden, kann dieses Minus zukünftig gegen Gewinne aus anderen Aktiengeschäften – und auch nur noch gegen solche – verrechnet werden. Sollte der Inhaber der Zertifikate ansonsten keine Aktien besitzen, kann er mit dem Verlust also überhaupt nichts mehr anfangen. Anders ist es, wenn Anleger das Discount-Zertifikat selbst vor dem Ablauf der Laufzeit verkaufen. Die so entstandenen Verluste können in diesem Fall weiterhin sofort geltend gemacht werden.

Fazit

Unter dem Strich gehen Besitzer von Discountern gegenüber dem Direktkauf ein geringeres Risiko ein, denn der gewährte Rabatt wirkt auch als Risikopuffer. Der Kursverlust – und meist auch die Kursschwankungen während der Laufzeit – fallen bei den Discount-Zertifikaten ebenfalls geringer aus als bei einem Direktinvestment. Discount-Zertifikate eignen sich aufgrund ihres Chance-Risiko-Profils insbesondere für konservative Anleger, die ein aktienähnliches Investment suchen.