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Zölle, Konjunkturkrise & Milliardenpaket – Wohin steuert Deutschland?

(Foto: shutterstock)

Trump-Zölle, lahmende Konjunktur & Hoffnung durch Milliardenpaket: Was Anleger über die deutsche Wirtschaft und den Börsenausblick wissen müssen.

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck – und nun kommt auch noch externer Gegenwind. Neben den laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD und dem Mega-Finanzpaket von 500 Milliarden Euro sorgt Trumps Zollkrieg für Schlagzeilen. Während Berlin Investitionshoffnungen schürt, schlägt Washington zu. 

Diese fragile Gemengelage aus innenpolitischem Handlungsdruck, externer protektionistischer Zuspitzung und globaler Marktvolatilität erschwert den Koalitionsverhandlern den Spielraum für konsistente, zukunftsorientierte Entscheidungen

Am gestrigen Montag erlebte der DAX einen dramatischen Einbruch von bis zu 10,4 Prozent auf 18.489 Punkte, bevor er sich leicht erholen konnte. Dieser "Schwarze Montag" erinnert an die schlimmsten Tage der Finanzkrise und zeigt die tiefe Verunsicherung der Investoren. Die Angst vor einem umfassenden Handelskrieg und dessen potenziellen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft führten zu massiven Verkäufen.​

Heute, am Dienstag, zeigt der DAX leichte Erholungstendenzen und pendelt um die Marke von 20.000 Punkten. Dennoch bleibt die Lage angespannt, da die Unsicherheiten bezüglich der US-Handelspolitik weiterhin bestehen. US-Präsident Trump drohte China mit zusätzlichen Zöllen von 50 Prozent, sollte Peking seine Vergeltungszölle nicht zurücknehmen. Diese Eskalation könnte die globalen Handelsströme weiter destabilisieren und die wirtschaftliche Erholung gefährden.

DAX

Milliarden gegen die Flaute – reicht das Paket aus?

Zwar setzt die Politik auf ein 500-Milliarden-Euro-Finanzpaket, um Deutschland aus der wirtschaftlichen Lethargie zu führen. Doch ob dieses Vorhaben angesichts globaler Risiken wie Trump-Zölle oder geopolitischer Spannungen seine Wirkung entfalten kann, ist fraglich. Wirtschaftsinstitute sind zurückhaltend: Das Handelsblatt Research Institute rechnet mit einem weiteren Rezessionsjahr. Das DIW sieht für 2025 gar kein Wachstum.

Der IfW-Konjunktureffekt des Pakets liegt bei nur 0,7 Prozentpunkten – wenig angesichts der Dimension. Und: Die Wirkung hängt stark davon ab, wie zielgerichtet die Mittel eingesetzt werden.

Stimmung besser, Substanz fehlt

Zwar hellte sich die Stimmung vor dem US-Zoll-Debakel minimal auf: Der ZEW-Index stieg, auch das ifo-Geschäftsklima legte zu. Doch das spiegelte mehr Hoffnung als Realität wider. Im Konsumbereich bleibt die Lage angespannt. Das HDE-Konsumbarometer für April 2025 zeigt zwar eine kleine Aufhellung, doch Einkommens- und Beschäftigungserwartungen stagnieren. Zudem bleibt die Inflation mit 2,2 % moderat, während die Zinserwartungen der Verbraucher wieder steigen – nicht zuletzt wegen steigender Bauzinsen. Die Europäische Zentralbank bleibt auf Lockerungskurs, aber der Rückenwind für Investitionen ist bislang schwach.

Arbeitsmarkt: Frühjahrsbelebung fällt ins Wasser

Auch liefert der Arbeitsmarkt wenig Optimismus: 2,967 Millionen Arbeitslose, steigende Tendenz. Die Frühjahrsbelebung bleibt aus. Unternehmen stellen weniger ein, wie das ifo-Beschäftigungsbarometer und das IAB-Arbeitsmarktbarometer zeigen. Ohne kräftige Erholung bei Beschäftigung und Einkommen bleibt der Konsum schwach.

Trotz positiver fiskalpolitischer Signale bleibt das reale Wachstum zögerlich. Die aktuellen Prognosen führender Wirtschaftsinstitute für das BIP-Wachstum 2025 pendeln zwischen -0,1 % (RWI, HRI) und maximal 0,4 % (OECD). Auch 2026 bleibt das Bild moderat. Vom großen Aufschwung ist nichts zu sehen – vielmehr droht 2025 sogar das dritte Rezessionsjahr in Folge.

Selbst wenn die Finanzmittel vollständig freigegeben werden, zweifeln Ökonomen daran, dass kurzfristig ein durchschlagender Wachstumseffekt erzielt wird. Die IfW-Prognose rechnet immerhin mit einem möglichen Wachstumsimpuls von 0,7 Prozentpunkten – ein Hoffnungsschimmer, mehr aber nicht.

Was Anleger jetzt wissen müssen

Für Börsianer bleibt das Umfeld sehr volatil. Zwar lässt sich aus dem gigantischen Investitionspaket langfristiges Potenzial ableiten – insbesondere für Bau, Energie, Rüstung und Digitalisierung. Doch kurzfristig dominiert Unsicherheit: schwache Auftragslage, stagnierende Exporte, kaum Impulse beim privaten Konsum.

Wichtig für Anleger:

  • Defensive Sektoren (Versorger, Grundnahrungsmittel) bleiben stabil.

  • Infrastrukturwerte könnten mittelfristig profitieren.

  • Vorsicht bei zyklischen Konsumtiteln – Nachfrageerholung lässt auf sich warten.

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