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Zeichen der Erholung bei geschlossenen Fonds

Deutsche Banken und Anleger waren bei der Schiffsfinanzierung weltweit die Nr. 1. Der Einbruch des Welthandels im ersten vollen Jahr nach der Finanzkrise traf sie daher besonders hart. Neben einer Verlagerung auf andere Finanzierungsobjekte nutzen Profis die niedrigen Preise jetzt zur Schnäppchenjagd.

BÖRSE am Sonntag

Die Ausgangslage für das laufende Jahr war bei den geschlossenen Fonds denkbar schlecht: Für das Jahr 2009 meldete der VGF Verband Geschlossene Fonds ein Platzierungsvolumen von nur 5,14 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Rückgang von über 38% oder 3,3 Mrd. Euro! Das Marktvolumen fiel damit unter das Niveau des Jahres 1993. „Unsere vorsichtig optimistischen Erwartungen für 2009 haben sich leider nicht bestätigt. Die Auswirkungen der Finanzkrise haben die Branche erst 2009 voll erwischt“, kommentiert VGF-Hauptgeschäftsführer Eric Romba das Zahlenwerk. Ausgehend von diesem niedrigen Niveau konnte eigentlich nur alles besser werden. Doch auf den ersten Blick geben auch die Zahlen zum 1. Quartal 2010 nur wenig Anlass zur Hoffnung.

Einzelne Segmente stark wachsend

So wurden in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres lediglich 43 neue geschlossene Fonds durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) genehmigt und damit rund ein Drittel weniger als noch im gleichen Zeitraum 2009. Auch das Volumen sank laut Feri EuroRating nochmals (-15,5%) und markierte mit 1,3 Mrd. Euro einen weiteren Tiefpunkt. Sieht man sich jedoch die einzelnen Segmente genauer an, wird schnell deutlich, dass der Gesamtmarkt zwar von den Schiffsfonds dramatisch beeinflusst wurde, sich dafür jedoch andere Basiswerte sehr positiv entwickeln.

Wohnimmobilien in Deutschland stark nachgefragt

Immobilienfonds konnten beispielsweise deutlich zulegen. Das eingesammelte  Eigenkapital stieg in diesem Bereich allein im ersten Quartal des laufenden Jahres um stolze 40% (im Vergleich zum Vorjahresquartal) auf über eine halbe Milliarde Euro. Und nach Einschätzung von Scope Analysis wird der Immobiliensektor – trotz einiger neuer Trends – auch die stärkste Assetklasse bei geschlossenen Fonds bleiben. Profitieren kann dieser Bereich unter anderem von dem Boom bei Wohnimmobilien im Inland. Als Gründe für die Wiederentdeckung sieht der VGF insbesondere die hohe Werthaltigkeit, aber auch den Inflationsschutz. So wirkt sich bei Wohnimmobilien der Ausfall eines einzelnen Mieters nicht so stark aus wie etwa bei Büroimmobilien, die nicht selten durch einen oder wenige Hauptmieter dominiert werden. Im Unterschied zu Büroimmobilien, bei denen steigende Leerstände den Markt belasten, erwartet Scope Analysis zudem, dass Wohnhäuser rasch von der Erholung auf den Immobilienmärkten profitieren könnten. Dass die Erträge momentan nicht in den Himmel wachsen, scheint bei den Anlegern kein Problem darzustellen. Sicherheit geht bei vielen derzeit vor Rendite. 2009 betrug diese bei Inlandsimmobilien im Marktdurchschnitt 5,7%.

Vom Trendprodukt zum Dauerbrenner?

Gegen den Trend entwickelten sich auch New-Energy-Fonds äußerst positiv. Insgesamt wurden zwischen Anfang Januar und Ende März elf Fonds mit einem geplanten Eigenkapitalvolumen von 201 Mio. Euro neu zugelassen. Dies entspricht einem Zuwachs von 165% gegenüber dem ersten Quartal 2009. Damit dürfte dieser Bereich auch 2010 wieder die Sparte mit den höchsten Zuwachsraten werden. Zwei Drittel aller befragten Initiatoren nannten im Rahmen einer jährlichen Analyse von Scope Analysis dementsprechend auch Energiefonds als Trendprodukt 2010. Allerdings ist bei diesem Boom-Thema, das durch die positive Resonanz in den Medien zusätzlich gepusht wird, laut Scope Analysis Vorsicht geboten. So sind zwischen 80% bis 85% der Neuemissionen zurzeit Photovoltaikfonds, die auf Gedeih und Verderb von der Höhe der öffentlichen Fördermittel abhängen. Ohne die Einspeisevergütung wäre beispielsweise der Betrieb von Solaranlagen wirtschaftlich nicht tragfähig. Dass die Höhe dieser gesetzlich geregelten Subvention nicht für alle Zeiten auf dem derzeitigen Niveau garantiert ist, zeigen nicht nur die aktuellen Überlegungen der Bundesregierung, sondern auch die Reduzierung der Fördergelder in Spanien im Jahr 2008.

Aussichten für Schiffsbeteiligungen ungewiss

Neben den neuen Trends zeigt sich jedoch auch bei den Schiffsfonds ein Silberstreif am Horizont. So hat sich laut Feri EuroRating Services und Deutsche FondsResearch (DFR) die Beschäftigungssituation deutscher Fondsschiffe zuletzt deutlich aufgehellt. Demnach ging die Zahl der beschäftigungslosen Schiffe – sogenannte Auflieger – um rund 40% zurück. „Das Extra Slow Steaming, also die extrem langsame Fahrt vieler Schiffe, macht sich positiv bemerkbar. Denn so werden mehr Schiffe gebraucht, um den Warenfluss auf den Schifffahrtsrouten konstant zu halten. Zusätzlich machen die anziehenden Fracht- und Charterraten eine Inbetriebnahme aufgelegter Schiffe für die Besitzer wieder attraktiver“, kommentiert Matthias Brinckman, Geschäftsführer der Deutschen FondsResearch, die aktuelle Entwicklung. Rückenwind erhält die Seewirtschaft zudem von dem Anziehen des Welthandels: So teilte die weltgrößte Reederei Moeller Maersk in dieser Woche mit, dass man die Gewinnprognose deutlich anheben wird. Grund sei vor allem die überraschend schnelle Erholung des Frachtgeschäfts. Bislang hatten die Dänen für 2010 einen moderaten Gewinn in Aussicht gestellt. Nun soll der Überschuss sogar über dem Gewinn in Höhe von 3,5 Mrd. US-Dollar des Jahres 2008 liegen. Angesichts neuer Kapazitäten ist jedoch weiter Vorsicht angebracht: „Für Entwarnung an den Schifffahrtsmärkten ist es aber nicht nur bei Containerfrachtern noch zu früh. Denn die Orderbücher der Werften weltweit sind aus den vergangenen Jahren noch gut gefüllt“, mahnt Brinckman. Einige Profis haben die niedrigen Kurse jedoch bereits zum Einstieg genutzt. Diesen Schluss legen zumindest die Zahlen der Deutschen Zweitmarkt nahe. Für April meldete der Betreiber der Handelsplattform für Anteile geschlossener Fonds, dass das Käuferinteresse das Kursniveau am Zweitmarkt bereits wieder nach oben treibt: Der durchschnittliche Kurs aller Transaktionen lag mit 54,78% um 4,76 Prozentpunkte deutlich über dem Vormonatsdurchschnitt.

Gelegenheiten nutzen

Auch die Emittenten haben die Chance für Schnäppchenkäufe erkannt und bieten nun vermehrt sogenannte Opportunity Fonds an. So zum Beispiel die HCI mit dem HCI Opportunity Schiffsfonds: „Unser antizyklischer Schiffsfonds ist ein ergänzendes Angebot zum klassischen Schiffsfonds. Je nach persönlichem Chance- und Risikoprofil können Anleger mit dem Fonds auf die mittelfristig positiven Aussichten der Schifffahrtsmärkte setzen und die Marktlage opportunistisch nutzen“, so Jan Krutemeier, Leiter Gesamtbereich Schiff bei HCI Capital. Solche Fonds bieten sich insbesondere für Anleger an, die den hohen Beratungs- und/oder Analyseaufwand, der einem Kauf am Zweitmarkt typischerweise vorausgeht, scheuen, aber trotzdem antizyklisch agieren möchten. Ein niedriger Einstandskurs ist nämlich keine Garantie für ein gutes Geschäft. „Die Qualität eines ,Schnäppchens’ wird vor allem durch den richtigen Kaufzeitpunkt bestimmt: Ein günstig erworbenes Schiff kann nämlich durch Aufliege-, Zins- und Eigenkapitalkosten sehr schnell wieder teuer werden. Deshalb ist es uns wichtig, ein marktgängiges Schiff zu erwerben, das gute Beschäftigungsperspektiven aufweist“, so Krutemeier weiter.  

Fazit

Stabilität und Transparenz stehen bei den geschlossenen Beteiligungen weiter hoch im Kurs: Neben Wohnimmobilien im Inland dürften sich vor allem New-Energy-Fonds weiter einer regen Nachfrage erfreuen. Mutigen Anlegern bieten sich zudem Chancen im Schiffsbereich, allerdings sollte hier auf das Know-how erfahrener Berater und/oder Emittenten zurückgegriffen werden.