Baumwolle: Erneut unter Druck
Der Erholungsimpuls Anfang April angesichts wieder stärkerer Angebotssorgen stellte sich nicht als nachhaltig heraus. Stattdessen korrigierte der Preis für US-Baumwolle weiter und gewann dabei zuletzt an Dynamik.
Nachdem US-Baumwolle in der Vorwoche das Korrekturtief bei 185 US-Cent testete, sich am Ende aber noch knapp darüber hielt, wurde diese Unterstützung jüngst deutlich verletzt. Dies könnte aus charttechnischer Sicht für weitere Abgaben sprechen. Nächste Haltezonen finden sich bei 165,12/159,12 und 149,61 US-Cent. Erstere resultiert aus dem 50%-Retracement des rasanten Aufwärtsimpulses seit dem Korrekturziel von November 2010. Eventuell bieten sich hier Long-Positionen an, hat sich an dem langfristigen fundamentalen Bild doch nichts geändert. So dürften die begrenzte Verfügbarkeit und die steigende Nachfrage der weltweit wichtigsten Pflanzenfaser nach wie vor die Erwartung einer zunehmend strukturellen Unterversorgung und damit wohl relativ hoher Preise nähren. Die Frage ist, welches Niveau die Abnehmer verkraften.
Für die jüngste Korrektur ist auch das hohe Preisniveau mitverantwortlich. So haben etliche Textilhersteller ihre Kaufaufträge angesichts steigender Garnbestände storniert. Offenbar bremsen die hohen Preise die Nachfrage. Beispielsweise haben sich die Ausfuhren aus den USA, dem größten Exporteur, zuletzt merklich verlangsamt. China, die weltweite Nummer 1 bei den Importen, hatte im April Käufe mit einem Volumen von mehr als 100.000 Ballen (je etwa 218 kg) storniert. Zudem wurden die Prognosen für die Nachfrage aus China durch den Branchenforscher Cotlook für das nächste Wirtschaftsjahr 2011/12 (bis Ende Juli) gesenkt. Daher wurde das weltweit prognostizierte Defizit 2011/12 ermäßigt. Der deutlich niedrigere Future-Preis beim Dezember-Kontrakt für US-Baumwolle im Vergleich zu der sinkenden Preiskurve bei den Fälligkeiten zuvor zeugt zudem von der Erwartung einer guten US-Ernte und steigenden Lagerbeständen. Wohl auch, weil die US-Bauern 15% mehr anpflanzen wollen. Abzuwarten bleibt allerdings, welche Auswirkungen die Dürre in Texas (größte US-Anbauregion) hat.