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Rohstoffe > Edelmetalle

Glänzende Aussichten bei Silber?

(Foto: Shutterstock)

Silber hat seinen gelb-glänzenden „großen Bruder“ seit Beginn des Jahres 2024 in Sachen Kursentwicklung ganz schön in den Schatten gestellt.

Eine Analyse von Vontobel

Aber die Performance beider Edelmetalle kann sich in letzter Zeit durchaus sehen lassen. Im Vergleich zu Gold ist Silber aber nicht nur das „günstigere“ von den beiden Edelmetallen, sondern auch ein häufig verwendetes Industriemetall aufgrund einiger besonderer Eigenschaften.

Nicht alles ist Gold was glänzt

Silber wird seit jeher als günstigere Alternative zu Gold angesehen, weswegen es in Händlerkreisen oft auch als „gehebelte Goldwette“ bezeichnet wird. Denjenigen Anleger, denen der Goldpreis bereits zu hochgelaufen ist, weichen daher häufig auf Silber aus. Der Grund dafür liegt in der offensichtlichen Korrelation mit Gold, die mit einer größeren Schwankungsbreite einhergeht. Während Gold häufig bei hoher Inflation und als Wertaufbewahrungsmittel verwendet wird, kommen bei der Preisbildung von Silber noch konjunkturelle Faktoren hinzu, da Silber umfangreiche industrielle Anwendungen findet. Die Nachfrageseite ist beim Silberpreis eher unelastisch, weswegen die Industrie die Silbernachfrage auch bei höheren Preisen aufrechterhält. Der zuletzt starke Preisanstieg beim Gold (bis auf ein 52-Wochen-Hoch bei über 2.400 US-Dollar pro Feinunze) hatte auch Auswirkungen auf den Silberpreis je Feinunze mit einem 3-Jahres-Hoch bei 27,34 US-Dollar je Unze.

Silberproduktion

Im Jahr 2023 belief sich der weltweite Verbrauch von Silber auf schätzungsweise 36.000 Tonnen. Circa 1.000 Tonnen stammen dabei aus US-Minen mit einem geschätzten Wert von 760 Millionen US-Dollar (Quelle: U.S. Geological Survey). Silber wird dabei aus Erzen sowohl aus Silberminen als auch als Co-Produkt in anderen Minen gewonnen. Im selben Jahr wurden circa 1.100 Tonnen über Recycling aus Neu- und Altschrott zurückgewonnen (ungefähr 16 Prozent des US-Verbrauchs). Nach Angaben des „Silver Institute“, ein gemeinnütziger, internationaler Verband mit Mitgliedern aus allen Bereichen der Silberindustrie, wies der globale Silbermarkt allein im Jahr 2020 ein globales Defizit von 80,1 Millionen Unzen auf. Der Markt für Silber ist dabei deutlich kleiner als für Gold. Aus diesem Grund könnte sich ein potenzieller Nachfrageüberhang bei begrenztem Angebot positiv auf den Silberpreis auswirken. Zuletzt hat die chinesische Zentralbank (PBoC) große Mengen an Gold und Silber importiert. Die zusätzliche Nachfrage beim Silber ergibt sich, trotz bereits hoher Inlandsproduktion, unter anderem aus der hohen Nachfrage seitens der chinesischen Solarindustrie.  

Gold-Silber-Ratio

Historisch gesehen war Gold schon immer teurer als Silber. Dabei wird die Preisentwicklung der beiden Edelmetalle von verschiedenen Faktoren beeinflusst wie der Inflation, dem Anlegersentiment gegenüber dem Edelmetall sowie einiger weiterer, spezifischer Faktoren. Aus diesem Grund sind die Kursbewegungen der beiden Edelmetalle auch nicht immer einheitlich, obwohl eine Korrelation der beiden zu bestehen scheint.

Unter Rohstoffhändlern findet das sogenannte Gold-Silber-Verhältnis („Gold-Silver-Ratio“, kurz GSR) als technische Kennzahl Beachtung. Dabei handelt es sich um einen relativen Wert, der beschreibt, in welchem Verhältnis der Gold- zum Silberpreis steht – oder anders gesagt, wie viele Unzen Silber einer Unze Gold entsprechen. Dieses soll dabei helfen, einzuschätzen, ob Silber relativ zu Gold eher als teurer, ausgewogen oder günstig eingestuft werden kann. Obwohl es nicht immer eindeutig ist, steigt dieses Verhältnis während Bärenmärkten für Edelmetalle, wodurch sich die Kluft zwischen dem Gold- und Silberpreis vergrößert, während es in Bullenmärkten tendenziell eher fällt, was bedeutet, dass Gold weniger wertvoll ist im Vergleich zu Silber (Quelle: BullionByPost). Das liegt häufig daran, dass Silber über eine höhere Volatilität verfügt als Gold. In gewissen Märkten unter günstigen Rahmenbedingungen kann Silber daher auch über ein attraktiveres Renditepotenzial verfügen im Vergleich zu Gold.

Die Anwendung der Kennzahl geht geschichtlich bereits sehr weit zurück und wurde schon im alten Rom kalkuliert. Historisch gesehen, im Vergleich zum langfristigen Durchschnitt (über 50-Jahre), ist die Gold-Silber-Ratio aktuell mit einem Wert von über 80 als eher hoch einzustufen. Zur Zeit der Pandemie erreichte das Verhältnis einen Spitzenwert von ca. 124, weil viele Anleger in den vermeintlich „sicheren Hafen“ Gold investierten. Allerdings sollte die Gold-Silber-Ratio niemals das alleinige Entscheidungskriterium für eine Anlage in Edelmetalle sein. Viel mehr kann es als einer von vielen verfügbaren Indikatoren für die komplexe Preisbildung an den Rohstoffmärkten betrachtet werden.

Industrielle Nachfrage von Silber

Das „Silver Instritute“ schreibt in einem ihrer Reports, dass fast in jedem Computer, Mobiltelefon, Auto oder Haushaltsgerät Silber vorkommt. Grund dafür ist, dass Silber ein vielseitiges Metall mit herausragenden chemischen sowie physikalischen Eigenschaften ist, wodurch es prädestiniert, ist für die industrielle Verwendung. Aufgrund seiner katalytischen Eigenschaften kann Silber chemische Prozesse beschleunigen sowie verstärken. Darum findet Silber häufig auch bei industriellen Prozessen in Katalysatoren Anwendung. Die außerdem ausgeprägte elektrische und thermische Leitfähigkeit ermöglicht Anwendungen in der Elektroindustrie wie beispielsweise in Strom- und Schaltkreisen. Zudem gilt Silber als langlebig und effizient, da es nicht rostet. Dies ermöglicht unter anderem die Verwendung für Leiterplatten in Flugzeugen oder Automotoren. Aber auch im Privathaushalt kommt Silber zum Einsatz, beispielsweise bei der Herstellung von Spiegeln aufgrund seiner hervorragenden Lichtreflexion. Des Weiteren findet Silber Anwendung im Photovoltaik-Bereich sowie in vielen Zukunftstechnologien wie 5G oder auch bei der Elektromobilität. Aber auch im medizinischen Bereich wird auf Silber zurückgegriffen aufgrund seiner antibakteriellen sowie antiseptischen Eigenschaften.

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