Der erste Bitcoin-Futures-ETF ist da: Was kann er?
Es ist vollbracht. Der erste Bitcoin-Futures-ETF geht in den USA an den Start – ein Meilenstein nicht nur für den Bitcoin, sondern für den gesamten Markt für Kryptowährungen und deren Anhänger, der diesem noch einmal einen richtigen Schub verleihen könnte.
Es ist vollbracht. Der erste Bitcoin-Futures-ETF geht in den USA an den Start – ein Meilenstein nicht nur für den Bitcoin, sondern für den gesamten Markt für Kryptowährungen und deren Anhänger, der diesem noch einmal einen richtigen Schub verleihen könnte.
Von Konstantin Oldenburger, Marktanalyst CMC Markets
Schon im Vorfeld trieb die Aussicht auf eine Zulassung des neuen Derivats den Bitcoin auf über 62.000 US-Dollar. Seit dem Ausverkauf im Sommer hat sich die Kryptowährung damit bereits wieder im Kurs verdoppelt.
Bislang hatte sich vor allem die US-Aufsichtsbehörde SEC geweigert, einen Bitcoin-ETF zuzulassen, während in Kanada und in Europa solche börsennotierte Finanzprodukte schon gehandelt werden können. Der seit Jahren andauernde Kampf um die Schaffung eines legalen, von den Aufsichtsbehörden genehmigten Bitcoin-ETFs an der Wall Street erreicht damit ein weiteres, wichtiges Etappenziel. Ein börsengehandelter Fonds (ETF) ist eine Art Derivat, dessen Preis an den Wert eines externen materiellen oder immateriellen Vermögenswerts, hier den Bitcoin, gekoppelt ist.
ProShares eröffnet den ETF-Reigen
Gerüchte um eine sich anbahnende Erlaubnis der SEC gab es in den letzten Tagen zuhauf. Der ETF-Anbieter und Fondssponsor ProShares erhielt am späten Freitagabend die behördliche Genehmigung für seinen Bitcoin Strategy ETF, der unter dem Ticker BITO gehandelt werden soll. Das Unternehmen reichte eine "post-effektive" Registrierungserklärung bei der SEC ein und die New Yorker Börse genehmigte die Notierung. Der Fonds wird nun heute den Handel aufnehmen. Dabei dürfte der ProShares-ETF nur der erste von in Zukunft vielen an der Wall Street gehandelten Bitcoin-Futures-ETFs sein.
Liquide und kostengünstige Alternative...
Bislang konnten Investoren in den USA lediglich über geschlossene Trusts wie dem Grayscale Bitcoin Trust als Proxy für einen ETF investieren. Diese bieten ein direktes Engagement in Kryptowährungen ohne den Umweg über die Terminmärkte. Nachteile sind ihre relativ hohen Gebühren, und sie können mit Auf- oder Abschlägen gegenüber ihrem zugrunde liegenden Nettoinventarwert gehandelt werden. ETFs haben deutliche Liquiditäts- und Kostenvorteile gegenüber diesen Anlageprodukten.
… aber nicht ganz ohne Nachteil
Die Brücke über einen Future zu gehen, macht die Kostenvorteile allerdings wieder etwas kleiner. Denn während zwar die Kontrakte darauf abzielen, die Bitcoin-Kassakurse nachzuverfolgen, verursachen sie den Anlegern zusätzliche Kosten, da die Fondsmanager die auslaufenden Terminkontrakte kontinuierlich in neue umwandeln müssen, was zu "Rollrenditen" führt, die je nach den kurz- und langfristigen Future-Preisen negativ oder positiv sein können. Das Problem ist hier der so genannte Contango-Effekt, wenn ein Futures-Kontrakt mit einer längeren Laufzeit zu höheren Preisen gehandelt wird als vorher auslaufende Kontrakte. Contango kann aus technischen Gründen entstehen und tritt auch auf den Rohstoffmärkten auf, wenn die Anleger für die Zukunft deutlich höhere Preise erwarten. In diesem Szenario würden Fonds, die in erster Linie kurzfristige Kontrakte halten, Verluste erleiden. ProShares plant, die Rollrenditen zu verwalten und opportunistisch längerfristige Kontrakte in dem ETF zu halten.
Europa ist schon einen Schritt weiter
Bereits im Spätsommer erteilten die französischen Aufsichtsbehörden dem Vermögensverwalter Melanion Capital die Genehmigung, einen ETF in der Europäischen Union aufzulegen. Obwohl dieser nicht zu 100 Prozent den Preis der weltweit führenden Kryptowährung abbildet, waren sein breiter internationaler Markt und die Korrelation von über 90 Prozent ein großer Fortschritt und eine weitere Möglichkeit der Anleger, sich in Bitcoin zu engagieren. Aufgrund der politischen Unsicherheiten und dem Umgang mit dieser neuen Anlageklasse hat der ETF von Melanion allerdings keinen direkten Kontakt zu Bitcoin, sondern ein kompliziertes Arbitrage-System, das zur Berechnung des Fondspreises verwendet wird. Durch diese Komplexität ist es Melanion zwar gelungen, als erstes Unternehmen ein Produkt mit Bezug zum Bitcoin anzubieten, jedoch mit einer Preisgenauigkeit von maximal 90 Prozent. Mit der amerikanischen Lösung eines ETFs über die Bitcoin-Futures liegt diese höher.
Risiko der Regulierung bleibt
Die Wall Street beschäftigt sich immer eifriger mit dem Thema Kryptowährungen und will Kapital aus dem Trend-Thema schlagen. Grundsätzlich lassen sich für Banken und Dienstleister hierbei neue Geschäftsfelder aufbauen und neue Einnahmequellen erschließen. Digitale Vermögenswerte verändern die Art und Weise, wie Märkte, Unternehmen und Zentralbanken arbeiten. Ob die Aufsichtsbehörden diesen Wandel weiter zulassen, ist allerdings eines der großen Risiken bei Kryptowährungen. Zumindest im Moment setzen die Märkte darauf, dass es überschaubar bleibt.