Eine Welt voller Schulden – Katalysator für den Goldpreis
Gold ist wieder in aller Anlegermunde und zurück in den Schlagzeilen. In der Regel ist dieser Umstand allerdings mit Vorsicht zu genießen, weil das Thema an der Börse dann – salopp formuliert – schon durch sein könnte.
Gold ist wieder in aller Anlegermunde und zurück in den Schlagzeilen. In der Regel ist dieser Umstand allerdings mit Vorsicht zu genießen, weil das Thema an der Börse dann – salopp formuliert – schon durch sein könnte.
Von Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets
Hinzu kommt, dass der Goldpreis in den vergangenen Monaten bereits eine lange Wegstrecke zurückgelegt hat und aktuell auf dem höchsten Stand seit fast sieben Monaten notiert. Gold-Fans blasen deshalb schon zum Angriff auf die 2.000-Dollar-Marke und hoffen darauf, dass der dritte Versuch mit neuen Rekorden noch in diesem Jahr einhergehen könnte. Fundamental haben sie dafür zumindest einige Argumente auf ihrer Seite.
Wenn Zinsen steigen, tun Schulden weh
Die USA haben wieder einmal ihre gesetzliche Schuldenobergrenze von 31,4 Billionen US-Dollar erreicht und wie zu erwarten ist in Washington ein politischer Konflikt darüber entbrannt, ob sie erneut erhöht werden soll. Die Republikaner stellen wie immer im Gegenzug ihre Forderungen an die Demokraten, aber diesmal ist es möglich, dass die Debatte anders endet. Denn die Republikaner sind nicht bereit, die Wirtschaft zu bremsen, was die Demokraten aber wollen. Somit liegt wieder einmal eine bis dato unvorstellbare Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung im Bereich des Möglichen. Und in Japan stellen die steigenden Zinsen ebenfalls ein großes Problem für die Staatsfinanzen dar. Auch deshalb dürfte die japanische Notenbank im Dezember ihr Treffen für eine halbe Stunde unterbrochen haben, um die Regierung zu kontaktieren, bevor sie ihre Strategieänderung für die Kontrolle der Zinskurve beschloss, was zu einem Anstieg der langfristigen Zinsen führte.
Fallende Anleihen: Anfang von globalem Reset?
Des Gläubigers Freud, des Schuldners Leid – die Tatsache, dass US-Anleihen endlich wieder mal positive Renditen abwerfen, hat auch einen faden Beigeschmack. Denn dafür mussten die Kurse der Anleihen dynamisch fallen, die von den Regierungen weltweit ausgegeben werden. Das kann auch einen Vertrauensverlust in die Bonität der jeweiligen Staaten widerspiegeln. Und fehlendes Vertrauen äußerst sich in dem berühmten scheuen Kapital, welches dann in der Regel sichere Häfen ansteuert. Deshalb reagiert der Goldpreis trotz steigender Anleihezinsen und damit risikolosen Alternativen positiv. Gold-Optimisten werten diese Entwicklung insofern, dass eine Blase in Staatsanleihen platzen könnte, was dann auch alle anderen Kreditformen belasten würde.
Terminmarkt bleibt bullisch
Ein Auszug der Handelsbücher der amerikanischen Terminbörse CME zeigt, dass die Netto-Long-Position der "Großen Spekulanten" zugenommen hat. Dies kann darauf hindeuten, dass es weiterhin eine Zunahme von spekulativen Käufen gibt. Auch das Open Interest, ein Maß für den Umfang der Gold-Futures-Geschäfte an der CME, ist gestiegen. Und die steigende Volatilität in diesem Markt zeigt zum einen Veränderung und zum anderen Unsicherheit an. Egal ob negativ oder positiv, in jedem Falle dürfte das Thema Gold in den kommenden Monaten wieder interessanter werden.
Goldpreis in Euro hat einen Boden ausgebildet
Der Goldpreis in Euro hat in den vergangenen Wochen einen Boden ausgebildet. Wenn man sich den Chartverlauf des Xetra Gold ETFs ansieht, kann man eine zeitlich ausgedehnte Konsolidierung erkennen. Diese scheint nun ein 123-Trendfortsetzungsmuster aktiviert zu haben, was auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends im Gold hindeuten könnte. Denn solche Muster treten immer dann auf, wenn der Kurs nach einer Konsolidierungsphase einen Boden ausbildet und in eine Aufwärtsbewegung übergeht. Wenn der Goldpreis dieses Muster bestätigt, könnten wir in Zukunft eine positive Entwicklung des Goldpreises in Euro sehen.
Schwächerer Dollar ist positiv für den Goldpreis
Ein wichtiger Faktor, der die Performance von Gold beeinflusst, ist der US-Dollar. Beide stehen in der Regel in einer negativen Korrelation zueinander. Das heißt, ein stärkerer US-Dollar geht normalerweise mit einem fallenden Goldpreis einher und umgekehrt. Bis in den Spätherbst vergangenen Jahres hinein hatten die relative Stärke des US-Dollar und höhere Zinssätze den Goldpreis deutlich unter Druck gesetzt. Doch seit November 2021 hat sich der US-Dollar merklich abgeschwächt und die Zinserhöhungen der Federal Reserve könnten bald ein Ende gefunden haben, was die aktuelle Aufwärtsbewegung im Goldpreis ebenfalls begünstigt. Und unabhängig davon, ob die US-Wirtschaft in diesem Jahr eine weiche oder harte Landung erlebt, zeichnet sich für die Weltwirtschaft ein schlechteres Jahr ab als 2022. Dieser Cocktail aus Rezession, Inflation und geopolitischen Spannungen könnte Investoren das Gold als sicheren Hafen ansteuern lassen und wieder verstärkt als Alternative zu Aktien und Anleihen gewählt werden.