El Niño treibt Zuckerpreis!
Für die Experten des australischen Büros für Meteorologie ist klar: Das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen El Niño ist zurück. Es stellt die klimatischen Bedingungen zwischen Asien und Südamerika auf den Kopf. Dort befinden sich mit Brasilien und Indien, die weltweit größten Zuckerproduzenten. Schlechte Wetterbedingungen könnten nun die dortigen Ernten verhageln, was Spekulanten auf den Plan ruft und für steigende Zuckerpreise sorgt.
Während es an der südamerikanischen Pazifikküste schüttet, fällt der Monsun in Südostasien aktuell sehr dürftig aus. Es herrscht teilweise Dürre in Indien, dem weltweit größten Verbraucher und zweitgrößten Produzenten des süßen Rohstoffs. Nachdem das Land im Wirtschaftsjahr 2008/09 (bis Ende September) zum ersten Mal seit drei Jahren zum Nettoimporteur avancierte, was mit verantwortlich für die Rally des Zuckerpreises in den vergangenen Monaten ist, wird es wohl auch im nächsten Jahr Zucker einführen müssen, um die Nachfrage zu decken. Zwar dürfte sich die Produktion 2009/10 gegenüber der Missernte im Vorjahr um 40% erholen, aber wegen der ausbleibenden Regenfälle weitaus geringer ausfallen als zunächst prognostiziert. Der Importbedarf, auch angeheizt durch eine wachsende Nachfrage, könnte sich damit verdoppeln, weil auch die Lagerbestände um etwa die Hälfte gesunken sind. Um die niedrigen Vorräte aufzustocken, plant die indische Regierung bereits, zollfreie Importe über die ursprüngliche Befristung bis zum 1. August hinaus zu erlauben. In Brasilien, dem größten Zuckerproduzenten, der etwa 22% zur Weltproduktion beisteuert, ist es indes für die Jahreszeit zu nass und zu kalt, was die Ernte verzögert und die Qualität mindern könnte.
Globales Defizit
Für 2009/10 wird daher nun spekuliert, dass das globale Defizit nach knapp 9 Mio. Tonnen im Zeitraum 2008/09 deutlich größer ausfällt als die bislang prognostizierten 4,2 Mio. Tonnen. Dies lockt Spekulanten an, und der Zuckerpreis setzte zuletzt seine Rally fort. Der Oktober-Future (siehe Chart) an der IntercontinentalExchange (ICE) erreichte für einen aktivsten Kontrakt das höchste Niveau seit Anfang 2006. Nun könnte die Marke von 20 US-Cent anziehend wirken und wohl demnächst angesteuert werden.