Schicksalswoche für den Ölpreis
Am Freitag werden die Weichen für die künftige Entwicklung des Ölpreises gestellt. Die OPEC-Staaten und weitere große Ölproduzenten treffen sich in Wien, um die Förderquoten neu zu verhandeln. Sowohl Politik als auch Unternehmen und Marktexperten warten mit Spannung, denn die Verhandlungsergebnisse werden nicht nur Auswirkungen auf den Ölpreis haben. Die Meinungen darüber, wie diese Ergebnisse aussehen könnten, gehen weit auseinander.
Am Freitag werden die Weichen für die künftige Entwicklung des Ölpreises gestellt. Die OPEC-Staaten und weitere große Ölproduzenten treffen sich in Wien, um die Förderquoten neu zu verhandeln. Sowohl Politik als auch Unternehmen und Marktexperten warten mit Spannung, denn die Verhandlungsergebnisse werden nicht nur Auswirkungen auf den Ölpreis haben. Die Meinungen darüber, wie diese Ergebnisse aussehen könnten, gehen weit auseinander.
Von Sascha Sadowski
Als sich die OPEC zusammen mit den zehn größten ölproduzierenden Ländern 2016 auf eine Drosselung der Fördermenge um rund 1,8 Millionen Barrel pro Tag geeinigt hatte, war das ein großer Schritt, um den Ölpreis zu stabilisieren und den Markt vor einer Ölschwemme zu bewahren. Und es hat funktioniert. Seither haben sich aber einige der Vorzeichen geändert und es wird vermutlich schwierig, den Pakt in seiner aktuellen Form über sein Ablaufdatum Ende des Jahres hinaus zu verlängern.
Zur Debatte stehen drei verschiedene Szenarien. So könnten die aktuellen, stark gedrosselten Quoten beibehalten werden, verbunden mit dem Versprechen, sie zu erhöhen falls es zu einem Engpass kommt. Das ist jedoch eher unwahrscheinlich. Saudi-Arabien, das eine Führungsrolle innerhalb der OPEC einnimmt, hat seine Fördermenge bereits jetzt erhöht, bleibt allerdings weiter innerhalb der vereinbarten Drosselung. Auch Russland als Nicht-OPEC-Mitglied würde gerne mehr Öl fördern. Beide Staaten argumentieren mit dem derzeit hohen Ölpreis, der dazu führt, dass die weltweiten Bemühungen technisch vom Öl loszukommen deutlich verstärkt. Das würde den Ölproduzenten langfristig schaden.
Im zweiten Szenario wird der derzeitige Pakt fortgeführt, jedoch die Drosselung deutlich gelockert. Diese Variante gilt als wahrscheinlichstes Ergebnis. Damit wird den Produktionsausfällen in Venezuela und den wahrscheinlichen Strafzöllen der USA gegen iranisches Öl Rechnung getragen, jedoch ohne die Preisstabilität aufs Spiel zu setzen und eine neue Ölschwemme auszulösen.
Als dritte, jedoch eher unwahrscheinliche Variante, besteht die Möglichkeit, dass die OPEC und die anderen Öl-Förderer die Quoten komplett über Bord schmeißen. Sollte es tatsächlich zu diesem Szenario kommen, würde der Ölpreis erstmal deutlich fallen. Das ist nicht im Sinne der OPEC und eigentlich nicht zu erwarten. Für das Treffen am Freitag werden harte Verhandlungen erwartet und noch ist nicht entschieden, welches der Szenarien am Ende eintritt. Weltweit wird es aber als wichtigste Verhandlungsrunde seit 2014 angesehen und die Ergebnisse werden mit entsprechender Spannung erwartet.
Sascha Sadowski ist Finanzexperte beim Online-Broker LYNX.