Silber lässt reichlich Dampf ab
Die Rally war beeindruckend. Seit dem Zwischentief zu Jahresbeginn kletterte der Silberpreis in der Vorwoche auf beinahe 50 US-Dollar je Feinunze. Binnen drei Monaten ging es um fast 90% aufwärts. Seit Jahresbeginn waren es fast 70% Plus. Es war also reichlich Dampf im Kessel, der sich jüngst entlud.
Silber korrigierte kräftig. Seit dem Hoch aus der Vorwoche bei 49,83 US-Dollar, womit auch das durch die Spekulationen der Hunt-Brüder erreichte bisherige Allzeithoch von Januar 1980 zumindest kurzzeitig überschritten wurde, ging es um mehr als 20% abwärts. Damit zeichnen sich Parallelen zu 1980 ab, als der Silberpreis nach einer spekulationsgetriebenen rasanten Rally kräftig einbrach. Ungemach kam seinerzeit von der Terminbörse COMEX, die den Spekulanten die Tour vermasselte. Angesichts neuer Regeln durften keine neuen Long-Positionen mehr eingegangen werden, was zu sinkenden Kursen und schließlich einem Ausverkauf führte.
Und auch diesmal haben wohl Regeländerungen für Warentermingeschäfte auf Silber, offiziell begründet mit der hohen Volatilität, an der CME (zu der die COMEX gehört), erst einmal die Party beendet. Binnen weniger Tage wurde die minimale Sicherheitsleistung (Margin) für Silber-Futures um 84% erhöht. Für einen Kontrakt je 5.000 Feinunzen stieg die Margin für Hedge-Positionen von 8.700 auf 16.000 US-Dollar. Die Spekulanten müssen ab Montag 21.600 US-Dollar hinterlegen, nachdem es am 25. April noch 11.745 US-Dollar waren. Es wird damit deutlich kapitalintensiver, Silber-Kontrakte zu erwerben. Außerdem müssen für bestehende Positionen nun größere Sicherheiten aufgebracht werden. Zusammen mit neu aufkeimenden US-Konjunktursorgen Grund genug für Gewinnmitnahmen. Viele Spekulanten stellten daher Positionen glatt. Vielleicht bietet die heftige Korrektur jedoch eine Gelegenheit für neue langfristige Käufe, hat sich an den fundamentalen Argumenten (Inflation, Sorgen um Papiergeldsystem) für Silber doch nichts geändert. Offen ist allerdings, wie nachhaltig der Markt von den regulatorischen Eingriffen getroffen wurde, sodass weitere Verluste nicht ausgeschlossen sind.