Stellt sich nun auch die OPEC gegen Russland?
Wie ein Medienbericht nahelegt, könnte das erweiterte OPEC+-Kartell zerfallen, weil Russland die vereinbarten Fördermengen nicht mehr einhalten kann. Wird es bald wieder günstiger an der Zapfsäule?
Wie ein Medienbericht nahelegt, könnte das erweiterte OPEC+-Kartell zerfallen, weil Russland die vereinbarten Fördermengen nicht mehr einhalten kann. Wird es bald wieder günstiger an der Zapfsäule?
Am Mittwoch herrschte vielerorts reges Verkehrsaufkommen unter den Tankstellendächern. Das von der Bundesregierung verabschiedete Entlastungspaket infolge der stark gestiegenen Preise trat in Kraft und verbilligte den Sprit. Leuchteten am Tag zuvor noch Literpreise von deutlich über zwei Euro auf den Anzeigetafeln, gab es den Liter Super E10 zur Wochenmitte für im Schnitt 1,87 Euro. Balsam für die geschundene Pendler-Seele und auch ein wohltuender Rabatt für viele Pfingsturlauber. Bei Super Benzin ging es im Schnitt um 30, bei Diesel um etwa 15 Cent nach unten. Das nutzten offenbar einige PKW-Fahrer und tankten.
Dabei könnten die Preise vielleicht bald noch deutlicher sinken. Ebenfalls am Mittwoch berichtete das Wall-Street-Journal, dass einige Mitglieder der OPEC wohl darüber nachdenken, Russland aus der OPEC+ auszuschließen. Die OPEC+ ist eine seit 2018 über Kooperationsverträge um 10 Staaten erweiterte OPEC – angeführt von Russland. Würde die OPEC also mit Russland als Kooperationspartner brechen, würde das nach Ansicht von Experten die gesamte OPEC+ auflösen.
Wie das Wall-Street-Journal weiter berichtet, sollen einige OPEC-Staaten unzufrieden sein mit der russischen Fördermenge, die aufgrund der westlichen Sanktionen deutlich unter der vereinbarten Zielmenge liegt. Würde Russland ausgeschlossen, könnten manche Mitgliederländer der OPEC deutlich mehr fördern und die Gesamtziele des Kartells so erreicht werden. Die geförderte, russische Erdölmenge sank bis Mitte April um fast acht Prozent. Im Jahresverlauf könnte sie um bis zu 17 Prozent fallen, wie Russland selbst prognostiziert hat.
Die OPEC will mehr fördern – Russland bekommt sein Öl nicht los
Die OPEC arbeitet seit längerem daran die Fördermenge wieder auf das Vor-Corona-Niveau zu bringen. Schritt für Schritt soll mehr Öl aus dem Boden kommen. Das nächste Ziel sind 432.000 Barrel pro Tag. Dieses lässt sich wohl mit Russland aktuell nicht erreichen.
Infolge der News sank der Preis für die Nordseeölsorte Brent zwischenzeitlich um über vier Prozent. Am Abend hatte er sich aber wieder erholt. Bislang lässt sich schließlich nur spekulieren. Spürbare Folgen hätte ein Ausschluss Russlands aber in jedem Fall.
Grundsätzlich könnte sich Erdöl zunächst verbilligen, da die Fördermengen schneller ausgeweitet werden können. Saudi Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate könnten auf Anhieb deutlich mehr Erdöl fördern. Allerdings sind das wohl auch die einzigen Staaten, denen dies leicht fiele. Der Rest der OPEC schafft es teilweise ebenfalls nicht die gesetzten Förderquoten zu erfüllen.
Deshalb dürfte nach wie vor mehr als fraglich sein, ob sich die OPEC wirklich zu einem Ausschluss Russlands bewegen lässt. Sollte es so kommen, dürfte mit Blick auf die Preisentwicklung des begehrten Rohstoffs entscheidend sein, wie genau es zu dem Ausschluss gekommen ist. „Wenn Russland dem zugestimmt hat, würde dies die Ölpreise belasten und Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht bringen, aber nicht weit genug, um Brent-Rohöl wieder auf 100 Dollar pro Barrel zu bringen“, zitiert Business Insider den OANDA-Analysten Jeffrey Halley. Wenn dieses Ergebnis Russland hingegen aufgezwungen worden sei, würde dies einen großen Bruch in der Einheit der OPEC+ bedeuten, was die Ölpreise langfristig unter Druck setzen würde, so Halley weiter. Sein Fazit: „Meiner Meinung nach hat Russland diesem Kurs zugestimmt, oder die Geschichte ist falsch. Jedes andere Ergebnis würde bedeuten, dass sich die OPEC selbst ins Knie schießt.“