Wasserstoff – Wann wird das volle Potenzial entfesselt?
Wasserstoff ist einer der wichtigen Schlüssel für die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, dürfte Wasserstoff daher eine entscheidende Rolle spielen bei dem Transfer von fossilen Brennstoffen hin zu „grünen“ Energieformen. Auch wenn die Branche noch die eine oder andere Hürde überwinden muss, bleibt das Zukunftspotenzial groß.
Wasserstoff ist einer der wichtigen Schlüssel für die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, dürfte Wasserstoff daher eine entscheidende Rolle spielen bei dem Transfer von fossilen Brennstoffen hin zu „grünen“ Energieformen. Auch wenn die Branche noch die eine oder andere Hürde überwinden muss, bleibt das Zukunftspotenzial groß.
Eine Analyse von Vontobel
Das Ziel der Dekarbonisierung der Wirtschaft in Deutschland bis 2045 bringt so manche Herausforderung mit sich. Gemäß Umweltbundesamt war beispielsweise der Verkehrssektor 2020 für rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich mit einer jährlichen Emission von 150 Millionen Tonnen CO2. Dieser Ausstoß soll bis 2030 auf 95 Millionen Tonnen reduziert werden. Viele sehen Wasserstoff als Kraftstoff neben batterie-betriebenen Fahrzeugen als unverzichtbar für einen erfolgreichen Aufbau der zukünftigen Mobilität. So könnte Wasserstoff beispielsweise mit mobilen Brennstoffzellen Fahrzeuge antreiben oder sogar für die Produktion synthetischer Kraftstoffe für Flugzeuge und Schiffe verwendet werden. Aktuell werden in Deutschland jedes Jahr rund drei Terawattstunden (TWh) Wasserstoff durch Wasserelektrolyse hergestellt. Zum Vergleich, im Jahr 2020 lag der Bruttostromverbrauch in Deutschland bei 545 TWh. Die aktuelle Herausforderung bei diesem Produktionsweg besteht darin, dass für die Wasserelektrolyse noch viel Energie aufgewendet werden muss.
Wasserstoff als Energieträger der Zukunft
Forscher weltweit sind dennoch überzeugt, dass Wasserstoff das Potenzial birgt, die Energieversorgung zukünftiger Generationen sicherzustellen. So kann Wasserstoff beispielsweise industriell genutzt als effektiver Energiespeicher fungieren oder Fluktuationen in der Stromerzeugung mit Solar- und Windenergie ausgleichen. Daher sind auch die Anwendungsbereiche entsprechend vielfältig. Das Einsatzspektrum reicht von Fahrzeugen mittels Brennstoffzellen bis hin zur Industrie. Die zunehmende Bedeutung des Sektors wird untermauert von der durch die deutsche Bundesregierung 2020 beschlossene „Nationale Wasserstoffstrategie“. Damit soll ein einheitlicher Handlungsrahmen geschaffen werden entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Wasserstoffs.
Einer der Gründe für das enorme Potenzial ist das große Wasserstoffvorkommen sowie die Tatsache, dass er aus unterschiedlichen Stoffen gewonnen werden kann. So sind beispielsweise fast zwei Drittel der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt. Gewonnen werden kann der Wasserstoff durch Elektrolyse. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem die in einer Verbindung enthaltenen Stoffe voneinander getrennt werden. Jedem ist wahrscheinlich noch aus dem Chemieunterricht die chemische Formel für Wasser bekannt: H2O. Bei der sogenannten „Wasserelektrolyse“ werden aus zwei Wassermolekülen jeweils zwei Wasserstoffmoleküle und ein Sauerstoffmolekül gewonnen. Wird dieser Prozess zusätzlich unter Verwendung erneuerbarer Energien durchgeführt, bleibt der Prozess emissionsfrei. Der auf diese Weise hergestellte Wasserstoff wird auch als „grüner Wasserstoff“ bezeichnet.
Der zweite Grund für das große Potenzial des Wasserstoffs liegt in seinen Transportmöglichkeiten. Ähnlich wie bei Erdgas kann Wasserstoff unter hohem Druck verflüssigt werden und entsprechend in Tanks aufbewahrt beziehungsweise über Pipelines transportiert werden.
Industrieunternehmen ebenfalls im Wasserstoffbereich engagiert
Die Wasserstofftochter Nucera von Deutschlands größtem Stahlhersteller und Industriekonzern ThyssenKrupp und das brasilianische Chemieunternehmen Unigel haben eine Absichtserklärung unterzeichnet, die Produktion von „grünem Wasserstoff“ zu vervierfachen. Nucera steht zu 66 Prozent in Besitzt von ThyssenKrupp und zu 34 Prozent vom italienischen Partner De Nora. Geplant sind die Elektrolyseur-Kapazitäten auf über 100 Megawatt auszubauen, damit jährlich etwa 40.000 Tonnen grüner Wasserstoff hergestellt werden können. ThyssenKrupp ist gleichzeitig Wasserstoff-produzent und -konsument und hat sich zum Ziel gesetzt, die eigene Stahlproduktion mithilfe von Wasserstoff grundlegend zu transformieren und bis 2050 nur noch klimaneutralen Stahl herzustellen.
Bisher ist TK Nucera noch nicht an der Börse gelistet und kann daher nicht durch den Aktienmarkt beurteilt werden. ThyssenKrupp möchte zunächst auf ein freundlicheres Börsenumfeld warten, bevor es die Firma mit einem IPO an die Börse bringen sollte.
Rebalancing beim Solactive Hydrogen Top Selection Index
Der Solactive Hydrogen Top Selection Index umfasst 15 Unternehmen aus Industrieländern, die im Bereich Wasserstoff aktiv sind. Autobauer wurde dabei gezielt ausgeklammert, um ein möglichst konzentriertes Abbild des Wasserstoff-Sektors zu erhalten. Mit dem Open End Partizipationszertifikat können Anleger mit nur einer Anlage einen diversifizierten Einstieg in den Wasserstoff-Sektor wahrnehmen. Am 15. März 2023 hat wieder das halbjährliche Rebalancing stattgefunden. Zum Austausch eines Titels ist dabei nicht gekommen. Dieser findet nur statt, wenn er gemäß Bewertungsmodell zu den Top 5 des Sektors gehört und gleichzeitig ein bestehender Titel weit in der Rangordnung zurückgefallen ist. So soll eine übermäßige Fluktuation im Index verhindert werden.
Da es sich bei Wasserstoff um einen Megatrend handelt, benötigen Forschung und Entwicklung ihre Zeit. Auch gibt es noch viele Hürden, die einzelne Firmen, die im Wasserstoffbereich tätig sind, überwinden müssen. Zusätzlich hat sich auch das makroökonomische Umfeld bestehend aus Zinserhöhungen und Rezessionsängsten auf den Wasserstoffsektor ausgewirkt. Da das Umsatz- und Gewinnpotenzial in der Zukunft liegen, wirkten sich die stark gestiegenen Zinsen entsprechend negativ aus. Aber es gab auch Beispiele von Wasserstofffirmen, die sich als resilienter erwiesen haben als andere. Beispiele dafür sind die amerikanische Bloom Energy sowie die norwegische Nel. Insgesamt scheint das Potenzial perspektivisch dennoch groß zu sein. So geht die Internationale Energieagentur (IEA) von mehr als einer Verdoppelung des Bedarfs aus. Einer Studie des World Energy Council zur Folge, könnte bis 2050 der Wasserstoffanteil am globalen Energieverbrauch bis zu 25 Prozent betragen.