Zinn: in Lauerstellung
Wie bei vielen anderen Industriemetallen brach auch der Zinnpreis wegen der Wirtschaftskrise deutlich ein. Seit März dieses Jahres zeigte sich jedoch auch hier eine kräftige Erholung. Sie dauerte bis Juni. Es folgte eine Konsolidierung, die nun vielleicht bald beendet werden kann.
Der Zinnpreis scheint auf der Lauer zu liegen. Zwar war er in der Vorwoche noch daran gescheitert, die Hürde bei 15.425 USDollar je Tonne sowie auch die mittelfristige Abwärtstrendlinie von derzeit 15.394 US-Dollar zu knacken, beide bleiben aber in Reichweite. Oberhalb davon bei 15.848 und 15.889 US-Dollar befinden sich dann das Jahreshoch 2009 und das 38,2%-Fibonacci- Retracement der Abwärtsbewegung seit Mai 2008. Ein Sprung darüber könnte aus technischer Sicht Kursspielraum bis zunächst 17.724 US-Dollar eröffnen.
Lange genutztes Metall
Um die Widerstände zu knacken, muss die Hoffnung auf eine fortgesetzte Erholung der Weltwirtschaft anhalten, würde dies doch die Nachfrage nach dem Industriemetall stützen, das bereits einige tausend Jahre v. Chr. genutzt wurde. Vor allem als Bronzelegierung, die neben Kupfer auch Zinn enthält, erhielt es größere Bedeutung. Mit der Herstellung von Eisen verlor Bronze und damit auch Zinn jedoch lange Zeit an Stellenwert. Dies änderte sich wieder Mitte des 19. Jahrhunderts mit der industriellen Herstellung von verzinntem Eisenblech (Weißblech), das beispielsweise für Konservendosen verwendet wurde. Inzwischen wurde das relativ kostbare Zinn bei vielen früher üblichen Anwendungen, zu denen auch Lametta und Geschirr gehörten, meist durch preiswertere Alternativen wie Aluminium, Plastik oder Glas ersetzt. Es hat aber nach wie vor einen wichtigen Platz in der Industrie. Wegen seiner niedrigen Schmelztemperatur wird es heute vor allem zur Herstellung von Lötmetallen genutzt, was rund 32% am jährlichen Verbrauch von etwa 349.000 Tonnen (2008) ausmacht. Rund 27% gehen in die Produktion von Weißblech. Daneben wird das Metall in anderen Legierungen (14%) wie Bronze eingesetzt, dem Kunststoff PVC (6%) als Stabilisator beigemischt oder ist Bestandteil von Chemikalien und Pigmenten.