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Börsendebüt von Exasol: Das spricht für eine Erfolgsgeschichte

Das Nürnberger Software-Unternehmen Exasol ließ sich von der Corona-Krise nicht abschrecken. Beim IPO schießt der Kurs steil nach oben. Anleger sind begeistert und hoffen jetzt auf Wachstum – schließlich ist das Marktpotential enorm.

CEO Aaron Auld hat das Nürnberger Software-Unternehmen Exasol an die Börse geführt (Bild: Exasol).

Das Nürnberger Software-Unternehmen Exasol ließ sich von der Corona-Krise nicht abschrecken. Beim IPO schießt der Kurs steil nach oben. Anleger sind begeistert und hoffen jetzt auf Wachstum – schließlich ist das Marktpotential enorm.

Gern hätte CEO Aaron Auld mit seinen 150 Mitarbeitern auf dem Frankfurter Börsenparkett gefeiert – undenkbar in Zeiten von Kontaktsperren. Grund zum Feiern gab es jedenfalls. Die Anteilsscheine des Börsenneulings Exasol starteten bei 14 Euro und damit fast 50 Prozent über dem Ausgabepreis von 9,50 Euro. Aktuell notiert der Kurs bei rund 13,30 Euro. Exasol bietet eine Analysedatenbank an und steht in Konkurrenz mit Playern wie Microsoft, IBM und Oracle.

Volles Auftragsbuch vor Platzierungsfrist

Eigentlich hätte der IPO im März stattfinden sollen. In Zeiten von Corona wirkt das Wort „eigentlich“ beinahe obligatorisch. Der Emissionstermin wurde also „wegen Corona“ verschoben. Wie eine „Achterbahn der Gefühle“ hätten sich die letzten Monate angefühlt, sagt Auld, der auf seinen jüngsten Erfolg blickt. Insgesamt brachte der Börsengang dank der etwa 9,2 Millionen ausgegebenen Aktien 87,5 Millionen Euro ein. Die Preisspanne hatte bei 8,50 bis 10,50 Euro je Anteilsschein gelegen. Mehr als die Hälfte der ausgegebenen Aktien stammte nach Angaben des Unternehmens aus einer Barkapitalerhöhung. Die restlichen Papiere befanden sich entweder im Besitz der Aktionäre, Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und Exasol, oder wurden als bestehende Aktien in Verbindung mit Mehrzuteilungs- oder Aufstockungsoptionen angeboten.

Wegen der großen Nachfrage nach den Papieren, konnte das Auftragsbuch einen Tag vor der Platzierungsfrist geschlossen werden. Über 40 Prozent der Aktien gingen nach Großbritannien, rund 35 Prozent verteilen sich im deutschsprachigen Raum.

Das Datenanalyse-Unternehmen will die Erlöse vor allem zum Ausbau von Vertrieb und Marketing nutzen und in die Bereiche Forschung und Entwicklung investieren. Insgesamt gehen 48,45 Millionen Euro vom Gesamterlös des Konzerns an das Unternehmen selbst. An den Wachstumsraten von 25 Prozent jährlich möchte CEO Auld jedenfalls festhalten. Aktionäre sollte das freuen.  

Big Data – ein riesiger Wachstumsmarkt

Nach eigenen Angaben zählen Konzerne wie Dell, Adidas, Vodafone oder Zalando zu den Kunden der Nürnberger. Kurzum: Große Unternehmen, die mit großen Datenmengen jonglieren. Exasol bietet die passende Analysedatenbank und dringt damit in ein Geschäftsfeld, das zukunftsträchtiger nicht sein könnte. Aktuell verdoppelt sich das globale Datenvolumen in weniger als zwei Jahren. Und weil die Verarbeitung und Analyse großer Datenmengen (Big Data) die Grundlage für Megatrends wie „Künstliche Intelligenz“, „Internet der Dinge“ oder „Industrie 4.0“ sind, entsteht hier ein boomendes Milliardengeschäft.

Neben der Optimierung von Produktionsprozessen ist Big Data vor allem im Bereich der Markt- und Kundenforschung besonders interessant. So analysieren Unternehmen auf ihren Webseiten ganz exakt, wie lange sich potentielle Kunden Produkte ansehen und wo sie klicken. Schaufensteranalyse. Auf Basis der erhobenen Daten können weitere Daten abgeglichen werden, die dem User passende Produktvorschläge präsentieren – in Echtzeit. Doch auch in Bereichen wie Medizintechnik, Logistik, Finanzberatung und autonomes Fahren – also zukunftsträchtigen Branchen – spielt Big Data eine entscheidende Rolle.

Positives Signal durch Börsengang

Mit dem IPO – dem ersten in Frankfurt dieses Jahr – trotzen die Nürnberger der Corona-Krise und senden ein positives Signal an Mitarbeiter, Aktionäre und andere Unternehmen, die ebenfalls einen Börsengang planen. Wegen der Pandemie hatten Börsenkandidaten den Gang auf das Parkett bislang gescheut. Grund dafür waren logistische Hürden wie Ausgangs- und Reisebeschränkungen sowie sich hinziehende Genehmigungsprozesse für die Börsenprospekte durch die Aufsichtsbehörden. Das hat sich in einigen Ländern inzwischen geändert, stillgelegte Branchen fahren wieder hoch, größere Transaktionen können beobachtet werden.

Schon jetzt ist klar: Das Börsendebüt des Nürnberger Software-Unternehmens kam zu einem günstigen Zeitpunkt. Während die Kurse seit Tagen wieder klettern, weiß Exasol das Momentum auf seiner Seite. Zwar konnten die 150 Mitarbeiter rund um CEO Auld den sehr erfolgreichen IPO nicht gemeinsam feiern, aber die digitale Revolution macht in diesen Tagen vieles auch aus dem Wohnzimmer möglich. Auch den Börsengang eines Digitalunternehmens.

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