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Siemens-Aktie: Die Aussichten werden immer besser

Der deutsche Industriekrösus verdreifacht in den ersten drei Monaten des Jahres den Gewinn und erhöht zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit die Prognose. Der progressive Kurs der Münchner zahlt sich aus – auch für Anleger.

(Foto: Picture Alliance / DPA / Sven Hoppe)

Der deutsche Industriekrösus verdreifacht in den ersten drei Monaten des Jahres den Gewinn und erhöht zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit die Prognose. Der progressive Kurs der Münchner zahlt sich aus – auch für Anleger.

Bei Siemens purzeln die Rekorde. Am Ende des zweiten Geschäftsquartals standen neue Allzeithochs bei den Ergebnissen in den Sparten „Digital Industries“ und „Smart Infrastructure“, dazu im Auftragsbestand. Am Ende der Woche dann auch bei der Aktie. 159,26 Euro kosteten die Papiere am Donnerstagmorgen. 157,96 Euro kosteten sie zum bisherigen Höchstwert im Januar 2022.

Siemens strotzt inmitten der vielen Krisen vor Kraft. Die Papiere der Münchner sind einer der Haupttreiber der Dax-Rally in diesem Jahr. Mit einem Plus von 22 Prozent übertrumpfen sie den Leitindex (plus 16 Prozent) sogar klar. Zur starken Kursentwicklung kommt noch eine Dividendenrendite von rund drei Prozent dazu. Siemens-Aktionäre dürften zufrieden sein.

Bei Siemens schreitet der Wandel vom Industrie- zum Digitalkonzern in großen Schritten voran. Der Konzernumbau trägt Früchte. Den Fokus auf Digitalisierung und Automatisierung in der Industrie zu legen, erweist sich als zukunftsweisender Schritt. Siemens zeigt einmal mehr, wie anpassungsfähig der Konzern ist. Trotz, oder vielleicht auch gerade weil seiner Größe. Schon in der Vergangenheit hat Siemens immer wieder Sparten ausgegliedert, Osram und Infineon sind Beispiele. In jüngerer Zeit folgten Siemens Healthineers und Siemens Energy. Derweil sind stets neue erfolgreiche Sparten entstanden. Dieser progressive Kurs, bedingt durch einen steten Innovationsdrang, führt dazu, dass Siemens auf der Höhe der Zeit bleibt.

Im ersten Quartal 2022, für Siemens das zweite Geschäftsquartal, stiegen die Umsätze um 14 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Hauptreiber: Industrie-Digitalisierung, intelligente Infrastruktur und die Mobility-Sparte, deren Erlöse jeweils um 20 Prozent anzogen. Die Sparte „Digital Industries“ war mit 1,3 Milliarden Euro auch in etwa für die Hälfte des Konzerngewinns verantwortlich. Für das gesamte Geschäftsjahr soll der Umsatz in der Sparte um 20 Prozent steigen. Bislang hatte Siemens nur mit 15 Prozent plus gerechnet. Die Marge soll bei starken 22,5 bis 23,5 Prozent liegen. Im Bereich „Smart Infrastructure“ erzielten die Münchner im zweiten Geschäftsquartal sogar 75 Prozent mehr Gewinn, nämlich 779 Millionen Euro. Statt um neun bis zwölf Prozent sollen die Umsätze in diesem Sektor nun um 14 bis 16 Prozent steigen.

Konzernweit stiegen die Umsätze von Januar bis März um 15 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr rechnet CEO Roland Busch nun mit einem Umsatzplus von neun bis elf Prozent aus, was einer erneuten Anhebung der Jahresziele entspricht. Der Gewinn je Aktie soll auf 9,60 bis 9,90 Euro steigen. Das ist deutlich mehr als von Analysten erwartet. Siemens selbst hatte bislang mit 8,90 bis 9,40 Euro gerechnet.

Dass sich der Nettogewinn im ersten Quartal 2023 auf 3,35 Milliarden Euro verdreifachte, lag nicht zuletzt an der Kurserholung von Siemens Energy. An der Tochter hält Siemens noch rund 30 Prozent.
Doch auch ohne diesen Sondereffekt sind die Geschäftszahlen überzeugend. Analyst Philip Buller von Berenberg lobte das „hervorragende Zahlenwerk“. Dieses liege weit über dem inzwischen veralteten Konsens. Die Auftragslage sei stark, die Margen in den Bereichen „Smart Infrastructure“ und „Digital Industries“ überzeugten. Das neue Gewinnziel liege um acht Prozent über der Markterwartung, schrieb Gael de-Bray von der Deutschen Bank. Die beiden Experten geben Kursziele von 170 und 175 Euro aus. Noch deutlich optimistischer ist JPMorgan-Analyst Andrew Wilson, der den Aktienkurs auf 188 Euro klettern sieht.

Siemens habe dank der 105 Milliarden Euro schweren Auftragsbestandes „einen sehr klaren Blick auf den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2023 und darüber hinaus“, frohlockte auch Chef Roland Busch am Rande der Zahlenvorlage. Rund 30 Milliarden Euro davon sollen in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres noch zu Umsatz werden. Man sei trotz des volatilen Umfelds sehr zuversichtlich, so Busch weiter.

Siemens profitiert vom Wachstum der für den Konzern wichtigen Märkte, in denen Siemens selbst wiederum gewillt ist noch mehr Marktanteile zu erlangen. "Wir geben unser Ziel nicht auf, Marktanteile zu gewinnen“, erklärte Busch. Dazu gehören: der Bau neuer Fabriken, kleinere, und womöglich auch größere Übernahmen. „Es muss halt passen“, sagte Busch und schloss damit nichts aus.

Bei Siemens geht der Blick also weiter nach vorn. Das Fundament für weiteres Wachstum könnte derzeit kaum stabiler sein. Das gilt auch für die Aktie. Mit dem neuen Rekordhoch dürfte der Weg frei sein für weitere Kursgewinne.

OG

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