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Tabak-Aktien rauchen ab

Die Aktien der Tabakkonzerne stürzen ab. In den USA sollen Menthol-Zigaretten verboten werden - und E-Zigaretten werden schärfer reguliert. Doch der Kurssturz könnte eine Kaufgelegenheit sein, denn die Gewinne der Konzerne sprudeln weiter, und das Verbot ist noch umstritten.

BÖRSE am Sonntag

Die Aktien der Tabakkonzerne stürzen ab. In den USA sollen Menthol-Zigaretten verboten werden - und E-Zigaretten werden schärfer reguliert. Doch der Kurssturz könnte eine Kaufgelegenheit sein, denn die Gewinne der Konzerne sprudeln weiter, und das Verbot ist noch umstritten.

Der Verkauf von Menthol-Zigaretten soll künftig verboten werden. Das kündigte die US-Gesundheitsbehörde FDA vergangene Woche überraschend an. Grund seien nicht die gefährlicheren Inhaltsstoffe, sondern der hohe Suchtfaktor. Das Vorhaben trifft die milliardenschwere Tabakindustrie mit großer Wucht. In den USA schmeckt jede dritte verkaufte Zigarette nach Menthol.

Panik an der Börse!

Als am Montag ein Zeitungsbericht im gewöhnlich gut informierten „Wall Street Journal“ über ein baldiges Verbot von Menthol-Zigaretten die Runde machte, rauchten die Aktien des „Lucky Strike“- Anbieters British American Tobacco regelrecht ab und fielen an der Londoner Börse um bis zu elf Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief von umgerechnet 33,90 Euro. Und das war erst der Anfang des Ausverkaufs.

Das in 180 Ländern vertretene zweitgrößte privatwirtschaftliche Tabakunternehmen der Welt, das laut Analysten der Morgan Stanley Bank ein Viertel seiner Gewinne durch den Verkauf von Menthol-Zigaretten einfährt, erlebte damit den größten Tagesverlust seit 1999. Da auch die Papiere des „Gauloises“-Anbieters Imperial Brands zeitweise um fünf Prozent abrutschten sowie die Aktien von Altria (Benson & Hedges) und dem Branchenprimus und Marlboro-Herstellers Philip Morris - bei dem die Menthol-Zigaretten im Produktmix allerdings keine ganz so große Rolle spielt - vorbörslich bis zu 2,4 Prozent nachgaben, verzeichnete die Tabakindustrie an nur einem Tag eine Vernichtung ihrer Börsenwerte um umgerechnet 14 Milliarden Euro.

Doch damit nicht genug.

Neben dem geplanten Verbot der Menthol-Zigaretten soll auch der Verkauf von bestimmten Flüssigkeiten für E-Zigaretten künftig von der FDA untersagt werden. So droht E-Zigaretten mit Frucht- oder Süßigkeits-Aromen an Supermärkten und Tankstellen das Aus. Auch sollen die Alterskontrollen beim Online-Verkauf verschärft werden, um dem Boom der E-Zigaretten bei Jugendlichen entgegenzuwirken.

Kein Wunder also, dass die Tabakaktien ihre Crash bis zum Wochenschluss fortsetzten. BAT-Aktien kosteten am Freitag weniger als 31 Euro. Der Titel hat damit in nur einer Woche 22,7 Prozent an Wert eingebüßt, binnen eines Jahres addieren sich die Verluste auf 44,4 Prozent. Fast 25 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung sind damit vernichtet. Analysten halten den jetzigen Ausverkauf allerdings für übertrieben. Denn das Kerngeschäft läuft bei BAT glänzend, die Gewinne sprudelten, die Margen blieben hoch. Auch die Dividendenzahlungen seien sicher, so dass die Titel jetzt hohe Verzinsungen böten.

Hoffnung besteht für die Tabakindustrie auch insofern, als dass bereits der letztmalige Verstoß der FDA zum Verbot der Menthol-Zigaretten im Jahre 2013 scheiterte. Damals mangelte es an Beweisen, erinnert sich Owen Bennett, Analyst bei Jefferies: „Hätten sie genug Beweise, dass Menthol-Zigaretten schädlicher als normale Zigaretten sind, hätten sie schon damals ein Verbot durchgesetzt.“ Bonnie Herzog, Analystin bei Wells Fargo, rechnet auch diesmal nicht mit einer Durchsetzung des Verbots: „Wir glauben nicht, dass wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass Menthol-Zigaretten gesundheitsschädlicher als normale Zigaretten sind, allein das macht ein Verbot schwierig.“ Die Spannung steigt.       

Wim Weimer