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Aktie im Aufwind: Nokia ist wieder da!

Die Finnen wollen den französischen Konkurrenten Alcatel-Lucent übernehmen. Das sorgt für Kursfantasie. Analysten erwarten steigende Preise.

BÖRSE am Sonntag

Die Finnen wollen den französischen Konkurrenten Alcatel-Lucent übernehmen. Das sorgt für Kursfantasie. Analysten erwarten steigende Preise.

Bei Nokia werden die meisten an Handys denken. Noch vor ein paar Jahren waren die Finnen die Nummer eins im Markt. Doch das ist Schnee von gestern. Spätestens seitdem die Smartphones von Apple, Samsung & Co. den Markt erobert haben, ist von Nokia nicht mehr viel zu hören. Zwar gibt es immer noch Smartphones von Nokia – die gehören jedoch inzwischen zu Microsoft, das vor einem Jahr die Mobilfunksparte der Finnen übernommen hat.

Der Telekommunikationskonzern, der heute vorwiegend als Netzwerkausrüster agiert, ist wieder stärker in den Blickpunkt der Börsianer geraten. Grund dafür sind Übernahmegerüchte. Mitte April gab Nokia bekannt, den Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent für 15,6 Milliarden Euro übernehmen zu wollen. Der Kauf ist allerdings noch lange nicht in trockenen Tüchern. So müssen noch diverse Hürden überwunden werden. Nokia plant, den Deal bis 2016 über die Bühne zu bringen. Beide Unternehmen erklärten, dass sie sich in „fortgeschrittenen Gesprächen“ befinden.

Bei den Anlegern schlug die Nachricht wie eine Bombe ein. Die Aktien von Alcatel-Lucent schossen vorübergehend um knapp 20 Prozent nach oben. Nokia hingegen verlor zeitweise mehr als acht Prozent. Allerdings hatte der Nokia-Titel zuvor deutlich an Wert gewonnen. Grund dafür waren Spekulationen, nach denen Nokia seine Kartensparte „Here“ verkaufen will. Rund eine Milliarde mobile Geräte sowie Navigationssysteme nutzen die GPS-Kartendaten von Here. Der Karten-Navigationsdienst umfasst rund 200 Länder. Insider schätzen, dass Nokia durch den Verkauf zwischen vier und fünf Milliarden Euro erzielen dürfte. Das Geld können die Finnen nun durch den anvisierten Kauf von Alcatel-Lucent gut gebrauchen.

Nokia und Alcatel-Lucent passen zusammen

Alcatel-Lucent könnte in der Tat für Nokia ein köstlicher Happen werden. Alcatel-Lucent-Chef Michel Combes baut den Konzern um und will die Profitabilität deutlich steigern. Die Franzosen kommen mit ihrem Sparprogramm gut voran, die Talsohle scheint nach einem umfassenden Stellenabbau durchschritten. Im letzten Quartal 2014 erzielte das Unternehmen erstmals im Jahresverlauf wieder ein Gewinn – allerdings bei weiter schrumpfenden Umsätzen.

Durch die Übernahme ist es den Finnen möglich, ihren Marktanteil signifikant zu steigern. Marktführer sind derzeit Ericson sowie die chinesischen Unternehmen Huawei und ZTE. Die Chinesen agieren am Markt aggressiv mit niedrigen Preisen und hatten damit in der Vergangenheit die Kritik von Handelspolitikern unter anderem aus der Europäischen Union auf sich gezogen, die ein Preisdumping der Unternehmen aus China befürchteten.

Experten betonen, dass sich Nokia und Alcatel-Lucent gut ergänzten. Die Finnen seien für mobile Netzwerke aufgestellt und die Franzosen für Festnetze. Analysten äußern aber auch Bedenken. So sei es eine große Herausforderung, Produktpaletten und Kunden der beiden Konzerne zusammenzulegen. Nokia möchte den Kaufpreis von 15,6 Milliarden Euro zudem mit eigenen Aktien bezahlen, was die Notierung unter Druck kommen lassen dürfte.

Aktie auf Bergtour

Dafür dass der einstige Handy-Riese schon länger wieder aus dem Schlaf erwacht ist, spricht in jedem Fall der Verlauf der Nokia-Aktie: In den vergangenen drei Jahren steigerte der Titel seinen Wert um mehr als 190 Prozent. Natürlich sollte man sich die Performance über verschiedene Zeiträume anschauen. So ergibt sich beim Fünf-Jahres-Chart ein Minus von rund 20 Prozent und im Zehn-Jahres-Verlauf sogar ein Minus von 40 Prozent. Was aus Anlegersicht jedoch zählt, ist die Zukunft. Und die sieht laut der Einschätzungen der Analysten gar nicht so übel aus.

Aktuell notiert die Nokia-Aktie bei 7,34 Euro. Das US-Analysehaus Bernstein Research hat das Papier angesichts der geplanten Fusion mit dem französischen Netzwerkausrüster von „Market-Perform“ auf „Outperform“ hochgestuft und das Kursziel von acht auf neun Euro angehoben. Die Experten werten das Zusammengehen positiv und sehen keine Gründe für ein Scheitern. Die Transaktion biete daher hohes Potenzial.

Die britische Investmentbank Barclays hat Nokia nach dem Übernahmeangebot von „gleichgewichtet“ auf „übergewichtet“ heraufgestuft und das Kursziel von 6,70 auf 8,75 Euro angehoben. Das künftige Gemeinschaftsunternehmen werde im Telekomausrüster-Markt viel mächtiger auftreten können. So seien stetige Umsatz- und Gewinnsteigerungen sowie höhere Ausschüttungen an die Aktionäre zu erwarten. Mit diesen Aussichten biete die Aktie derzeit ein Aufwärtspotenzial von 20 Prozent.

In den Chor der positiven Aktienbewertung stimmen auch die Experten von Goldman Sachs mit ein. Für deren Analysten ist der Titel ein „Kauf“. Sie sehen das Kursziel bei 8,80 Euro. Nokia sollte laut Goldman Sachs durch die Übernahme seinen Gewinn je Aktie klar steigern können. So prognostiziert die Experten bis 2018/19 einen Zuwachs von 15 und 18 Prozent – Restrukturierungskosten herausgerechnet.

Fazit

Totgesagte leben länger. Das gilt offenbar auch für Nokia. Und wer weiß. Vielleicht wird es eines Tages ja auch wieder Mobiltelefone gegen, mit denen die Finnen Geld verdienen. Gerüchte dazu gibt es jedenfalls schon. Der frühere Marktführer plant laut einem Medienbericht die Rückkehr ins Geschäft mit Mobiltelefonen. Ein möglicher Termin sei Anfang kommenden Jahres, schrieb das US-Technologieblog „Recode“. Dann dürfe Nokia gemäß den Verträgen mit Microsoft wieder Handys unter eigenem Namen verkaufen. Ins Verbrauchergeschäft kehrten die Finnen bereits vorsichtig mit dem Android-Tablet Nokia N1 zurück. Das Gerät wurde von Nokia entwickelt und das Design an einen anderen Hersteller lizenziert.