Amazon überall – Jeff Bezos greift die nächste Branche an
Amazons Expansionslust kennt keine Grenzen. Ganze Branchen zittern. Zwei seit wenigen Tagen ganz besonders. Aktionäre des Online-Giganten dagegen können sich Hoffnungen auf das nächste Rekordhoch machen.
Amazons Expansionslust kennt keine Grenzen. Ganze Branchen zittern. Zwei seit wenigen Tagen ganz besonders. Aktionäre des Online-Giganten dagegen können sich Hoffnungen auf das nächste Rekordhoch machen.
Amazon-Gründer Jeff Bezos ist mit einem geschätzten Privatvermögen von rund 100 Milliarden Dollar nicht nur aus finanzieller Sicht reichster Mensch der Welt, er verfügt offenkundig auch über einen besonders ausgeprägten Ideenreichtum. Und ein gewisse Rastlosigkeit, die ihn dazu bringt, diese dann auch fast immer in die Tat umzusetzen. Erst vor kurzem stellte er nun in Washington sein Landefähren-Modell „Blue Moon“ vor, ein Transportmittel zum Mond. Denn, so sagte es Bezos in der US-Hauptstadt: „Es ist Zeit, zum Mond zurückzukehren. Und dieses Mal, um zu bleiben.“ Jeff Bezos ist also auf Mond-Mission. Die Erde allein scheint ihm nicht mehr Herausforderung genug.
Für den Moment geht es wohl auch zu einfach für ihn und Amazon. Egal nach welcher Branche der Megakonzern seine Expansionsfühler ausstreckt, er scheint Fuß fassen zu können, was wiederum immer mehr Unternehmen – und zwar auf der ganzen Welt – mehr als genug Herausforderungen an die Hand geben dürfte.
Amazon bietet Inlandsflüge in Indien an
So hat Amazon nun vor kurzem damit begonnen in Zusammenarbeit mit dem indischen Online-Reisebüro Cleartrip in Indien Inlandsflüge anzubieten. Damit greift der Konzern vor allem die Buchungsportale an. Amazon verfügt über eine gigantische Reichweite und durch sein Prime-Angebot über eine ähnlich phänomenale Kundenbindung, macht der Riese ernst im Sektor, dürfte er alle Chance haben sich ein ordentliches Stück des Flugbuchungsmarktes zu sichern.
Ebenso wurde bekannt, dass die Amerikaner beim britischen Essenslieferanten Deliveroo eingestiegen sind. Amazon, so die Briten, habe die vergangene Finanzierungsrunde über 575 Millionen Dollar angeführt. Vor allem für den deutschen Anbieter Delivery Hero ein herber Rückschlag.
Diese beiden Investitionen sind nur Amazons neuste Expansionsexperimente. Inzwischen gibt es kaum noch Branchen mit Blick auf den Handel und Dienstleistungen, in denen die Kalifornier nicht in irgendeiner Art verstrickt sind. So gehört unter anderem seit zwei Jahren die US-Biosupermarktkette Whole Foode zum Konzern, ebenso macht man Netflix und Co. im Film- und Serienstreaming Konkurrenz. Mit Amazon-Pay ist man dazu im Finanzdienstleistungssektor präsent. Im E-Commerce-Bereich derweil baut man sein Händlernetz immer weiter aus, bietet so quasi über Zwischenstationen beinahe jedes Produkt an. Und dann gehört man mit seiner AWS-Sparte auch noch zu den größten Anbietern von Cloud-Software weltweit.
Was macht die Aktie?
Amazon ist derzeit gefühlt überall. In Person seines Gründers vielleicht auch bald auf dem Mond. Anleger derweil müssen angesichts der Wachstumschancen des Konzerns und der einmal mehr beeindruckenden Geschäftszahlen zum ersten Quartal 2019 aufpassen, nicht die Bodenhaftung zu verlieren. Ein Gewinn, der im Vergleich zum Vorjahr um 125 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro steigt und damit so hoch liegt wie noch nie in einem Amazon-Quartal, dazu Analysten, von denen keiner weniger als 2.000 US-Dollar als Kursziel für die Aktie nennt, das verspricht viel und verführt zum schnellen Kauf. Noch dazu ist vor kurzem Warren Buffett höchstpersönlich bei Amazon eingestiegen. Mit den Worten, er sei „ein Idiot gewesen“, das nicht früher getan zu haben.
Dabei hat Amazon nun schon zum vierten Mal in Folge ein Quartal mit sich abschwächendem Umsatzwachstum vorgelegt. Wer darüber jammert – die Umsätze stiegen dennoch um 17 Prozent auf 59,7 Milliarden Euro – jammert freilich auf hohem Niveau. Doch auf einem solchen steht mit 1.875 US-Dollar eben auch der Aktienkurs. Die Kursdelle, die das zweite Halbjahr 2018 bei fast allen Tech-Werten hinterlassen hat, ist schon wieder verschwunden. Gemessen am Ergebnis 2018 liegt das KGV des Amazon-Papiers bei 72. Auch wenn derzeit alles nach weiteren Kursgewinnen aussieht, bleibt damit ein gewisses Rückschlagrisiko.
Glaubt man den Analysten, dürfte es aber gering sein. Heath Terry von der US-Investmentbank Goldman Sachs hat sein Kursziel nach den jüngsten Zahlen auf 2.400 Dollar angehoben und die Aktie auf der „Conviction Buy List“ belassen. Bei einem derzeitigen Kurs von 1.875 Dollar traut er dem Amazon-Papier damit eine Wertsteigerung um 28 Prozent zu. Mit einem Kursziel von 2.200 Dollar nicht ganz so optimistisch ist JPMorgan-Analyst Douglas Anmuth. Trotzdem entspricht dies einem klaren Kauf-Votum. Anmuth beließ die Aktie so auch auf der „US Analyst Focus List“.
Behalten die Experten recht, dürfte das nicht nur Anleger freuen, sondern auch und ganz besonders Jeff Bezos. Er würde dann noch reicher werden. Und käme womöglich auf noch mehr Ideen.
OG