Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Unternehmen >

Analysten einig: Facebook-Aktie „Kaufen“

Obwohl Milliardenstrafen den Gewinn schmälern, gilt die Facebook-Aktie vielen Analysten weiterhin als Kauf. 2019 ist ihr Kurs bereits um über 40 Prozent gestiegen. Facebooks voranschreitende Produktmonetarisierung schürt große Hoffnungen.

BÖRSE am Sonntag

Obwohl Milliardenstrafen den Gewinn schmälern, gilt die Facebook-Aktie vielen Analysten weiterhin als Kauf. 2019 ist ihr Kurs bereits um über 40 Prozent gestiegen. Facebooks voranschreitende Produktmonetarisierung schürt große Hoffnungen.

Angefangen beim Skandal um Cambridge Analytica, über weitere Datenschutzverfehlungen, Hass-Kommentare und Fake News, bis hin zu Untersuchungen der Wettbewerbs- und Steuerbehörden. Der Name Facebook war ganz eindeutig schon mal besser besetzt, als er es heute ist. Seit gut einem Jahr wird Mark Zuckerbergs Lebenswerk, inzwischen zum Großkonzern gewachsen, gern zum digitalen Sündenbock auserkoren. Datenkrake, Steuertrickser, Hetz-Plattform, den Kaliforniern wird einiges an den Kopf geworfen. So entsteht das Bild eines Konzerns, der in der Krise steckt. Dem die Glaubwürdigkeit droht abhanden zu kommen, dessen Geschäftsmodell an regulatorische Grenzen stößt, dessen Wachstumsphantasien beginnen zu bröckeln.

Doch wie Facebooks Geschäftsentwicklung eindrucksvoll zeigt, ist all das tatsächlich nur ein Bild. Sicher keines, dass Zuckerberg und Co. gerne von sich und ihrem Konzern gezeichnet sehen, doch schlussendlich werden sie derzeit mit großer Genugtuung auf die harten Fakten blicken. Denn so negativ die PR der letzten Monate auch gewesen sein mag, die Nutzerzahlen steigen weiter. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres kam die Social-Media-Plattform auf eine aktive Nutzerzahl von 2,41 Milliarden Menschen. 30 Millionen mehr, als noch im Quartal zuvor. Auch die Zahl der täglichen Nutzer stieg an: Von 1,56 auf 1,59 Milliarden. Und damit nicht genug. Instagram und WhatsApp mitinbegriffen nutzen derzeit pro Monat 2,7 Milliarden Menschen einen Facebook-Dienst. 2,1 Milliarden tun es täglich. Vor allem in Indien, Indonesien und auf den Philippinen verzeichnete der Social-Network-Riese deutliche Zuwächse.

Das Geschäft zeigt keinerlei Schwächen

2,1 Milliarden Menschen täglich. Das ist eine beinahe unvorstellbare große Zahl an Menschen. Und allen kann Facebook Werbung zeigen. Kein Wunder also, dass die Umsatzzahlen weiter kräftig steigen. Im zweiten Quartal nahm Facebook 16,6 Milliarden Dollar ein. 28 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Gewinn ging deutlich, zirka um die Hälfte, zurück. Auf 2,6 Milliarden Dollar. Das lag aber allein an negativen Sondereffekten durch eine zwei Milliarden Dollar schwere Belastung im Rahmen der Datenschutzstrafe in den USA – schon in Quartal Eins musste Facebook diesbezüglich drei Milliarden Dollar locker machen – und an einer Rückstellung in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar mit Blick auf einen Steuerrechtsstreit.

Das eigentliche Geschäft derweil zeigt keinerlei Schwächen. Und die Monetarisierung der Netzwerke ist längst nicht abgeschlossen. In den kommenden Jahren werden weitere Milliarden an Marketinggeldern aus TV und Co. abgezogen werden und im Netz landen. Noch immer gibt es Unternehmen die nur zögerlich die Chancen wahrnehmen, die ihnen die sozialen Netzwerke bieten. Freilich kann man seinen Nutzern nicht endlos Werbung anzeigen, das hat Facebook auf seiner namensgebenden Mutterplattform bereits merken müssen. Doch man kann die Preise erhöhen. Und mit Blick auf WhatsApp überhaupt einmal mit der Monetarisierung beginnen. Immer wieder standen Gebühren für die Chat-App im Raum. Durchaus denkbar, dass Facebook hier irgendwann ernst macht. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit weiter zuzukaufen. Als einer der größten Tech-Konzerne verdient Facebook eine Menge Geld, verfügt zudem über riesige Datenmengen, die sich bei neuen Angeboten gewinnbringend einsetzen lassen dürften.

Egal also wie es derzeit um das Image des Tech-Giganten bestellt ist, das Wachstumspotenzial ist nach wie vor vorhanden. Auch in Sachen Marge ist noch Luft nach oben. Durch die Skandale hat der Aktienkurs zudem immer wieder kräftige Dellen verpasst bekommen und verkraften müssen. Alles in allem kostet das Facebook-Papier so derzeit mit 187 Dollar immer noch 15 Prozent weniger als im Juli 2018 mit rund 219 Dollar (Rekordhoch). Und zuvor ist der Aktienkurs keinesfalls rasant gestiegen, eher kontinuierlich mit steigenden Umsätzen und Gewinnen mit geklettert. Für einen Tech-Wert lag das KGV nie exorbitant hoch.

Facebook als Analystenliebling

So verwundert es auch wenig, dass gemessen am dpa-AFX Analyser derzeit 19 von 19 Analysten zum Kauf der Aktie raten. Im Schnitt liegt das Kursziel zwar „nur“ bei 200 Dollar, was bei dem derzeitigen Kurs einem Aufwärtspotenzial von sieben Prozent entspräche, einige Experten jedoch legen die Messlatte deutlich höher. Bei Goldman Sachs beispielsweise rechnet man bis zum Jahresende mit einem Kurs in Höhe von 231 Dollar. Instagram habe dazu beigetragen, das Wachstum im zweiten Quartal zu beschleunigen, schrieb Analystin Heather Bellini. UBS-Analyst Eric Sheridan traut dem Kurs der Aktie sogar den Sprung auf 240 Dollar zu. Der Aktienkurs dürfte eher von operativen Themen und den langfristigen Chancen bestimmt werden, so der Experte. Noch ein bisschen mehr traut JPMorgan-Analyst Douglas Anmuth der Aktie zu. Sein Kursziel liegt bei 255 Dollar. Mehr bietet mit 260 Dollar nur noch RBC Capital-Analyst Mark Mahaney. Nicht nur das zweite Quartal sei eindrucksvoll verlaufen, auch der von Facebook bestätigte Ausblick erscheine ihm konservativ, erklärte er seinen Optimismus. 

Vielleicht mögen die Skandale, die drohenden Regulierungen, die Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden Facebook als Konzern ein wenig Ansehen gekostet haben, die Aktie des Internet-Riesen dagegen hat daran nichts eingebüßt, vielleicht sogar ein wenig davon hinzugewonnen.

OG

Lesen Sie auch: Gewinnwarnungen auf Rekordniveau: Was nun?