Augustiner Bräu: Geschmack mit Tradition
Am Montag ging es zu Ende, das 200. Münchener Oktoberfest. Durchschnittlich 8,65 Euro kostete die Maß, und damit etwa 2,5% mehr als im letzten Jahr. Trotzdem wurden rund 7 Mio. Liter Bier für die etwa 6,4 Mio. Besucher gezapft – Rekord seit 25 Jahren. Sechs Münchener Großbrauereien brauen das besondere Oktoberfestbier mit einer Stammwürze von etwa 13%, dessen Wirkung gern unterschätzt wird. Auch Münchens älteste Brauerei, Augustiner Bräu serviert Wiesn-Bier im eigenen Festzelt.
Als gesichert gilt, dass ab 1328 Augustiner-Bier im Augustinerkloster in München gebraut wurde. 1803 wurden allerdings kirchliche Besitztümer säkularisiert, somit fiel auch das Kloster samt Brauerei an den Staat. Trotzdem wurde weiterhin Bier gebraut und in einem eigenen Wirtshaus ausgeschenkt. Wenig später folgte die Privatisierung und im Jahr 1817 der Umzug aus den Klosterräumlichkeiten in die Neuhauser Straße in München. 1829 übernahmen Therese und Anton Wagner das Brauhaus, deren Sohn Josef mit dem Monogramm J. W. im Firmenlogo verewigt ist. Seit 1885 befindet sich der Hauptsitz an der Landsberger Straße, direkt daneben werden in den Braustuben Spezialitäten zum frisch gezapften Bier serviert. Augustiner Bräu ist immer noch eine Privatbrauerei, die bislang nicht von den großen Getränkekonzernen geschluckt wurde. Werner Mayer und Jannik Inselkammer sind aktuell die Chefs der Brauerei. Doch dass Augustiner immer noch für Münchens typische Urigkeit steht und sich allen Verjüngungskuren und Modetrends tapfer widersetzt hat, ist nicht zuletzt dem langjährigen Geschäftsführer Ferdinand Schmid zu verdanken. Er leitete die Brauerei nicht nur 20 Jahre lang, sondern sorgte auch dafür, dass sowohl das Augustiner-Bier als auch das Brauhaus so bodenständig blieben, wie es die Münchener kannten. Das bedeutete: keine Expansion im großen Stil, keine Werbekampagnen, keine trendigen Mischgetränke und kein Verkauf an belgische oder amerikanische Getränkeriesen. Stattdessen blieb man in München, vertraute darauf, dass sich der gute Geschmack des Bieres von selbst herumsprechen würde und pflegte die heimische Bierkultur. Schmid war es auch, der zusammen mit Edith Haberland, der kinderlosen Erbin des Wagner-Klans, den Plan einer Stiftung entwickelte. Es galt zu verhindern, dass die traditionsreiche Brauerei eines Tages einem Großkonzern in die Hände fallen könnte. So befindet sich heute etwa die Hälfte des Unternehmens in der Hand der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, die soziale und kulturelle Projekte fördert. Auch das 2005 eröffnete Bier- und Oktoberfestmuseum ist dieser Stiftung zu verdanken. Schmid, der im Februar seinen 85. Geburtstag feierte, steht der Stiftung immer noch vor. Für seine Verdienste rund um das Bier und das Brauwesen erhielt er 2006 die goldene Ehrenmünze der Stadt München.
Hohes Qualitätsbewusstsein
Auch wenn Schmid inzwischen die Leitung der Brauerei abgegeben hat, steht dort Traditionsbewusstsein immer noch hoch im Kurs. Während bei anderen Brauereien die Holzfässer auf der Wiesn nur dem schönen Schein dienen, sind die Augustiner-Fässer mit dem sogenannten „Wiesn-Edel“ tatsächlich noch echt. Diese nur zur Wiesn ausgeschenkte Spezialsorte mit eingerechnet, produziert Augustiner Bräu acht verschiedene Biersorten, darunter auch ein Weizen sowie ein dunkles Starkbier. Besonders stolz sind die Münchener Bierexperten auf ihren eigenen 230 Meter tiefen Brunnen, aus dem sie ihr qualitativ hochwertiges Brauwasser beziehen. Außerdem stellen sie ihr Malz noch in einer eigenen Tennenmälzerei her. Dazu wird das Braugetreide in einer dünnen Schicht auf dem Boden einer Scheune ausgebreitet und regelmäßig gewendet. Dieses Verfahren ist so aufwendig, dass heute nur noch wenige Brauereien auf diese Weise ihr Malz selbst herstellen. Für Augustiner Bräu scheint sich die Mühe dennoch zu lohnen. Obwohl das Unternehmen kein Geld für Werbung ausgibt, hat sich der Geschmack des Bieres allmählich über Münchens Grenzen hinaus herumgesprochen: Sogar im fernen Berlin kann man einen Schluck Münchener Lebensgefühl genießen.