Biotech-Investments: Alles Nervensache
Zahlreiche Produktzulassungen in Krankheitsfeldern mit hohem medizinischem Bedarf sind die treibende Kraft für ein beschleunigtes Wachstum im Biotechsektor. Immer stärker in den Vordergrund rücken dabei neue Therapieansätze gegen Nervenerkrankungen. Ein Gastbeitrag von Daniel Koller.
Zahlreiche Produktzulassungen in Krankheitsfeldern mit hohem medizinischem Bedarf sind die treibende Kraft für ein beschleunigtes Wachstum im Biotechsektor. Immer stärker in den Vordergrund rücken dabei neue Therapieansätze gegen Nervenerkrankungen.
Von Daniel Koller
Die Biotechbranche setzt in zahlreichen Krankheitsfeldern mit hohem medizinischem Bedarf Akzente mit neuen innovativen Therapien. Dazu zählt auch das weite Terrain an Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, kurz ZNS. Bedingt durch das häufig mangelnde Verständnis der Krankheitsauslöser gibt es in kaum einem anderen Gebiet der Arzneimittelentwicklung mehr klinische Fehlschläge als im ZNS-Bereich. Dieses hohe Risiko zeigt sich etwa darin, dass Substanzen in frühen klinischen Studien erfolgsversprechende Ergebnisse liefern, um dann in zulassungsrelevanten grösseren Studien keine Wirkung zu zeigen.
Neue Therapien vor dem Durchbruch
Zugleich nehmen mit der Zahl der vielversprechenden klinischen Ansätze die Opportunitäten für Investments zu. Auf der Suche nach neuen Beteiligungen hält das Team von BB Biotech hier Ausschau in den Krankheitsfeldern Depression, Schizophrenie, Migräne, Alzheimer und auch Multiple Sklerose (MS). Von Erfolg gekrönt war hier die Investition in die US-Firma Receptos, die einen neuen Behandlungsansatz gegen MS verfolgt und von Celgene für 7,2 Milliarden US-Dollar übernommen wurde.
Sehr aussichtsreich ist auch ein neuer Ansatz zur Behandlung von chronischer Migräne. Unter den vier Firmen, deren Antikörper sich in der klinischen Endphase befinden und bei positivem Ausgang bis 2018 den Markteintritt schaffen sollten, zählt mit Alder Biopharma eine neuere Beteiligung von BB Biotech.
Newcomer mit neuen Therapieansätzen
Die Biotechfirma Intra-Cellular Therapeutics zielt mit ihrer Technologie auf die Wirkung der verschiedenen Neurotransmittersysteme, also auf die Signalübertragung zwischen Milliarden von Nervenzellen. Am weitesten fortgeschritten ist ITI-007 in der klinischen Endphase III zur Behandlung von Schizophrenie.
Sage Therapeutics testet zur Zeit zwei klinische Substanzen in fünf Krankheitsfeldern, vier weitere Wirkstoffe befinden sich im präklinischen Stadium. Dem Präparat SAGE-217 gegen Wochenbettdrepressionen, von 15 Prozent aller gebärenden Frauen, mehr als 500.000 alleine in den USA, betroffen sind, wurde von der FDA der Breakthrough Status verliehen. Mit SAGE-547 adressiert das Unternehmen rund 400 000 Betroffene pro Jahr in der Indikation supra-refraktärer Epilepsie. Branchenexperten beziffern die jährlichen Behandlungskosten pro Patient für ein neues Mittel in dieser Indikation auf 25.000 bis 75.000 US-Dollar.
Bei den Alzheimer-Therapien bleibt BB Biotech in der deutschen Firma Probiodrug investiert, die 2017 erste Daten einer Wirksamkeitsstudie in Phase II veröffentlichen sollte. Diese sind wegweisend, wie weitere Studien aufgebaut werden und ob eine Partnerschaft gefunden wird.
Top-Performer bei BB Biotech
Aus dem ZNS-Portfolio von BB Biotech hat Neurocrine Biosciences die Produkte mit der grössten Marktreife. Für Elagolix gegen Endometriose, ging Neurocrine eine Partnerschaft mit dem Pharmakonzern Abbvie ein. Abbvie will 2017 den Zulassungsantrag einreichen und wird bei Markteintritt Umsatzbeteiligungen (Royalties) an Neurocrine zahlen.
Mit der Entwicklung vor Ingrezza steht das Unterhmen vor dem grossen Durchbruch: Im April 2017 wird die FDA ihre Stellungnahme für eine Zulassung von Ingrezza zur Behandlung von Spätdyskinesien abgeben, für die es bisher noch gibt es keine zugelassenen Therapien gibt und von denen allein in den USA 500.000 Patienten betroffen sind.
Wie das Portfolio von BB Biotech Milliardenmärkte adressiert
Im Portfolio von BB Biotech per Ende September 2016 machen Neurologische Erkrankungen mittlerweile fast zehn Prozent aus. Durch die zuletzt eingegangenen Beteiligungen hat sich dieser Anteil zuletzt deutlich erhöht. Darüber hinaus ist BB Biotech hier im Zuge von weiteren klinischen Fortschritten ständig auf der Suche nach neuen Anlageopportunitäten.
Der Portfolioaufbau aus fünf bis acht höher gewichteten Kernbeteiligungen und 25 bis 30 weiteren Positionen aus Firmen mit vielversprechenden klinischen Kandidaten hat sich für BB Biotech in den vergangenen Jahren durch eine Outperformance des Nasdaq Biotechnology Index als Leitindex der Biotechbranche ausgezahlt. Das Investmentteam ist zuversichtlich, mit diesem Ansatz auch in Zukunft das Wachstumspotenzial der Biotechnologie optimal abzuschöpfen und eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen. Die zahlreichen Produktzulassungen, die das Team im Zeitraum 2016 bis 2020 erwartet, werden bei den Beteiligungsfirmen zu einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent führen. Das Portfolio von BB Biotech wächst damit etwa doppelt so schnell wie die gesamte Industrie, was sich auch wie in den vergangenen Jahren in einer Outperformance des Aktienkurses niederschlagen sollte.
Daniel Koller ist Head Investment Management Team der BB Biotech AG.