Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Unternehmen >

Celesio: Gesundheit in (gesetzlichen) Grenzen

"Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist", besagt ein Sprichwort. Für Kranke, die sich Medikamente in der Apotheke besorgen, konnte es doppelt schmerzhaft werden, denn Kopfschmerztabletten, Erkältungstee oder kühlende Salbe für den verstauchten Knöchel gingen meist ganz schön ins Geld. Doch inzwischen dürfen Rabatte auf Medikamente, die ohne Rezept verkäuflich sind, gewährt werden. Auf eine weitere Liberalisierung des Apothekenmarktes hoffte auch der Pharmahändler Celesio.

BÖRSE am Sonntag

 

Ein erklärtes Ziel des Unternehmens war nämlich, in Deutschland eine Apothekenkette aufzuziehen. Dafür hatte Celesio im April 2007 für rund 200 Mio. Euro die niederländische Versandapotheke Doc Morris gekauft. Doch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs durchkreuzte im Mai 2009 diese Pläne. In Deutschland sind die gesetzlichen Bestimmungen für Apotheken nämlich streng. So dürfen nur zugelassene Apotheker eine Apotheke besitzen und führen, zudem dürfen sie maximal drei Filialen zur Stammapotheke betreiben. Dabei bleibt es auch, urteilte der Europäische Gerichtshof. Zwar werde die Niederlassungsfreiheit von Apotheken eingeschränkt. Dies lasse sich jedoch mit dem Ziel rechtfertigen, eine sichere und qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Mit anderen Worten, Apothekenketten wird es in Deutschland bis auf Weiteres nicht geben. Das Urteil stieß bei Apothekenverbänden und bei Verbraucher- und Patientenschützern wie zu erwarten auf ein geteiltes Echo, bei Celesio-Aktionären dürfte es wohl überwiegend Enttäuschung ausgelöst haben. Doch Celesio-Vorstandschef Fritz Oesterle versuchte, der Entscheidung eine positive Seite abzugewinnen. Es sei gut, dass nun aus europarechtlicher Sicht Klarheit zur Frage des Fremdbesitzverbots von Apotheken in Deutschland herrsche. Nun gebe es jedenfalls Planungssicherheit für Celesio, so Oesterle. Mit finanziellen Einbußen rechnet das Unternehmen offenbar nicht: Die Prognose wurde bekräftigt. Demnach will Celesio im Jahr 2015 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von über 1 Mrd. Euro erreichen. Gelingen soll dies unter anderem mit den Doc-Morris-Apotheken, die es nach wie vor gibt. Deren Logo, ein grünes Kreuz, hat an zahlreichen Apotheken das vertraute rote Apotheken-A abgelöst. Dahinter steht jedoch keine Kette, sondern eine Art Franchise-Modell, bei dem selbständige Apotheker mit Celesio zusammenarbeiten und für die Nutzung des Logos eine Lizenzgebühr zahlen. Dieses Konzept von Markenpartnerschaften soll nun ausgebaut werden. Geht es nach Oesterle, soll die Zahl der Apotheken mit Doc-Morris-Logo von derzeit rund 150 bis 2011 auf 500 steigen. Außerdem soll Doc Morris auch außerhalb Deutschlands aktiv werden: Der erste Schritt auf diesem Weg war der Markteintritt in Irland Ende Mai.

Gesundheit aus dem Netz

Übrigens bekommt die klassische Apotheke immer stärker Konkurrenz aus dem Internet. Natürlich ist Celesio mit Doc Morris auch in diesem Bereich aktiv. Denn inzwischen können sogar rezeptpflichtige Medikamente online oder auch per Telefon bestellt werden, die der Patient dann per Post erhält. Das Rezept muss er allerdings der Versandapotheke dennoch im Original zuschicken. Daneben will sich Celesio auch verstärkt dem Ausbau der Dienstleistungssparte widmen. Der Bereich Manufacturer Solutions bietet Lösungen für Logistik, Marketing und Vertrieb für Pharmahersteller. Außerdem sieht sich der Konzern als Dienstleister für Apotheken: Rund 35.000 Apotheken in 12 Ländern Europas beliefern Celesio-Großhändler nach Unternehmensangaben. Hinzu kommen Tätigkeiten wie Hilfe bei der Suche nach geeigneten Standorten, Beratung bei der Gestaltung des Sortiments, Fortbildungen und betriebswirtschaftliche Beratung. Obwohl die demografische Entwicklung langfristig für Celesio spricht, lief das erste Quartal 2009 für Celesio eher mäßig. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen reduzierte sich um 3,6% auf 144,5 Mio. Euro, auch der Umsatz ging um 2,7% auf 5,117 Mrd. Euro zurück. Der Konzergewinn wurde dagegen leicht um 0,8% auf 58 Mio. Euro verbessert.