Commerzbank 4.0: Zielkes Kahlschlagpläne
Diese Woche stellte Commerzbank-Chef Martin Zielke die Zukunft der Commerzbank vor: Sie soll digitaler und vor allem schlanker werden. Es ist eine klare Abgrenzung zur Strategie der Deutschen Bank. Die Arbeitnehmer sind entsetzt, und die Spannung steigt: wird das riskante Spiel des Vorstandsvorsitzenden gelingen?
Diese Woche stellte Commerzbank-Chef Martin Zielke die Zukunft der Commerzbank vor: Sie soll digitaler und vor allem schlanker werden. Es ist eine klare Abgrenzung zur Strategie der Deutschen Bank. Die Arbeitnehmer sind entsetzt, und die Spannung steigt: wird das riskante Spiel des Vorstandsvorsitzenden gelingen?
„Wir verdienen schlicht zu wenig“, ist Zielkes schlichtes Fazit bei der Pressekonferenz am Freitag, bei der der Konzernchef die neue Strategie namens „Commerzbank 4.0“ vorstellte. Daher soll die Bank nun stark umgebaut werden, sodass sie wieder profitabel wird.
Die Commerzbank ist seit Jahren in der Krise, wie es bei Spiegel Online heißt. Ende 2008 musste sie nach der Übernahme der Dresdner Bank vom Staat mit Milliarden von Steuergeldern gerettet werden. Noch immer sei der Bund mit 15 Prozent an der Commerzbank beteiligt. In den vergangenen Jahren hätte die Bank unter ihrem damaligen Chef Martin Blessing im Zuge von zwei Sparprogrammen bereits mehrere Tausend Stellen abgebaut. Im vergangenen Jahr schrieb die Bank erstmals seit fünf Jahren wieder einen Milliardengewinn.
Doch nachdem Zielke im Mai 2016 den Chefposten von Blessing übernommen hätte, wurde schnell klar, dass die Krise längst nicht ausgestanden sei. Die Gewinne schrumpften wieder, der Aktienkurs rutschte ab. Vor allem die dauerhaften Niedrigzinsen hätten der Bank gewaltig zu schaffen gemacht, weil sie mit klassischen Sparprodukten kaum mehr Geld verdiene und sogar noch Strafzinsen zahlen müsse, wenn sie überschüssige Einlagen ihrer Kunden bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parke, so Spiegel Online.
Massiver Stellenabbau
Daher soll nun ein neuer Plan her, der die zweitgrößte deutsche Bank aus der Krise helfen soll. Dabei will man sich in erster Linie auf das Privat- und Firmenkundengeschäft konzentrieren und vor allem spekulative Geschäfte wie etwa mit Derivaten oder das Investmentbanking einstellen. Eine klare Abgrenzung zur Deutschen Bank, die derzeit vor allem wegen solcher Geschäftspraktiken massiv unter Druck steht. Um die Ziele zu erreichen, sollen in den kommenden drei Jahren rund zwei Millionen neue Kunden hinzugewonnen werden.
Die Eckpunkte der neuen Strategie sind aber vor allem eine stärkere Digitalisierung sowie ein massiver Stellenabbau. Insgesamt 9.600 Vollzeitstellen will die Bank in den kommenden Jahren streichen. Dafür sollen an anderer Stelle aber auch 2.300 neue Stellen geschaffen werden. Laut Zielke wolle man die Stellen „sozialverträglich“ abbauen und am liebsten ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen. Ausgeschlossen sind sie aber nicht. Für Arbeitnehmervertreter ist der Stellenabbau in dieser Größenordnung jedoch übertrieben. So sagte Ver.di-Vertreter Mark Roach gegenüber Spiegel Online, der Plan sei „völlig überzogen und nicht hinnehmbar“. Doch auch für die Aktionäre wird sich eine Durststrecke einstellen. Denn der Umbau kostet in erster Linie Zeit und Geld. Rund 1,1 Milliarden verteilt auf zwei Jahre soll der Umbau kosten. Erst 2019 soll es es wieder bergauf gehen. Bis dahin wird die Bank auch keine Dividende auszahlen.
Im Kern gleicht die neue Strategie den Zielen von Zielkes Vorgänger Blessing. Auch er setzte auch Entlassungen und Umstrukturierung. Gebracht hat es der Bank am Ende wenig. Für Angestellte und Anleger bleibt nun zu hoffen, dass es diesmal anders ist. Robin Schenkewitz