Der Nächste Bitte
Mit dem US-Neobroker Robinhood fällt ein weiterer Corona-Gewinner tief. Im zweiten Quartal stehen Verluste in den Büchern, fast ein Viertel der Mitarbeiter muss gehen. Die Aktie ist am Boden.
Mit dem US-Neobroker Robinhood fällt ein weiterer Corona-Gewinner tief. Im zweiten Quartal stehen Verluste in den Büchern, fast ein Viertel der Mitarbeiter muss gehen. Die Aktie ist am Boden.
Eine Erkenntnis des ersten Börsenhalbjahres 2022 ist: Die Corona-Gewinner waren Corona-Gewinner. Nicht mehr, nicht weniger. Reihenweise stürzten die Kurse gehypter Papiere in den vergangenen Monaten ins Bodenlose. Zalando, Delivery Hero, Zoom, die Tinder-Mutter Match Group – selbst große Namen wie Paypal und Meta litten kräftig. Kaum eine Woche vergeht ohne neue Hiobsbotschaften von der Start-Up-Front. Mit dem Online-Broker RobinHood hat es nun den Nächsten erwischt. Erst vor rund einem Jahr an die Börse gegangenen, ist von der damaligen Party-Stimmung nichts mehr übrig. 70 US-Dollar hatten die Papiere damals gekostet, jetzt sind es noch etwas über neun.
Das liegt nicht allein an der Zinswende der Fed und den damit einhergehenden Bewertungsanpassungen, die jüngst die gesamte Tech-Branche in Bedrängnis brachten. Es liegt vor allem auch daran, dass das Geschäft miserabel läuft. Am Beispiel von Robinhood bedeutet das im zweiten Quartal 2022 ein Umsatzminus von fast 50 Prozent, das absolut Einnahmen von 318 Millionen US-Dollar entspricht. Und einen Verlust von 295 Millionen Dollar.
Die Monster-Rally infolge der Corona-Pandemie wurde an den Börsen jäh beendet, viele junge Anleger, die Robinhood aufs Parkett lockte, sind auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Sie sind vorsichtig geworden. Der Sicherheitsgedanke hat im Zuge geopolitischer Krisen und Rezessionsängsten an den Märkten Saison. Das lässt auch den Krypto-Sektor leiden, der beim Robinhood-Klientel sehr beliebt ist.
Nun muss CEO Vlad Tenev reagieren. „Wir reduzieren unsere Beschäftigtenzahl um rund 23 Prozent“, kündigte er unter der Woche an. Heißt: Zirka 1000 Mitarbeiter müssen gehen. Möglich, dass es noch mehr werden. Schließlich hatte Robinhood erst im April angegeben neun Prozent seiner Stellen abzubauen, drei Monate später sind es 23 Prozent.
Trösten kann da nur, dass es fast allen Corona-Gewinnern aktuell so geht. Anleger tun gut daran, die Ruhe zu bewahren. Allerdings gilt es auch zu bedenken, dass die Zinserhöhungen noch gar nicht voll durchschlagen und wohl auch noch nicht ihr Ende gefunden haben. Die Kapitalaufnahme wird also in Zukunft noch teurer. Und das ist für Start-Ups wie Robinhood ein böses Gift.
BAS
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