Die Simpsons bekommen ein neues Zuhause
Für rund 53 Milliarden US-Dollar kauft Walt Disney große Teile von Rupert Murdochs Medien-Imperium 21st Century Fox. Stimmen die US-Wettbewerbshüter zu, wird daraus die größte Übernahme der Konzerngeschichte. Und ein Großangriff auf Netflix und Co. Geht die Aktie jetzt durch die Decke?
Für rund 53 Milliarden US-Dollar kauft Walt Disney große Teile von Rupert Murdochs Medien-Imperium 21st Century Fox. Stimmen die US-Wettbewerbshüter zu, wird daraus die größte Übernahme der Konzerngeschichte. Und ein Großangriff auf Netflix und Co. Geht die Aktie jetzt durch die Decke?
Mit einem Plus von 2,75 und 6,5 Prozent führten die beiden Medien-Schwergewichte Disney und 21st Century Fox am Donnerstag Dow Jones und Nasdaq an. „Schuld“ daran hatte die Bekanntgabe eines Mega-Deals, der die gesamte Branche umkrempeln könnte. Walt Disney, der Micky-Maus-Konzern mit Sitz im kalifornischen Burbank, kauft für eine galaktisch anmutende Summe von 52,4 Milliarden US-Dollar große Teile von 21st Century Fox. Damit bekommen unter anderem Serien-Klassiker wie „Die Simpsons“ oder Hollywood-Blockbuster wie „Avatar“ einen neues Zuhause.
Disney erwirbt das Film-Studio 20th Century Fox, etliche Fox-Fernsehsender und nicht zuletzt die 39 Prozent-Beteiligung von Fox am Pay-TV-Sender Sky. Auf kurz oder lang könnte Disney sogar noch weitere Sky-Anteile im Blick haben. Bisher haben sich vor allem die britischen Kartellbehörden dagegen gesträubt Fox weitere Zukäufe zu genehmigen, da Medienmogul Murdoch dort durch den allseits bekannten Abhörskandal 2011 in Ungnade gefallen war. Durch den neuen Besitzer Disney könnte sich dies ändern. Weiterhin bekommt der von dem 66-jährigen Robert Iger geführte Konzern Zugang zu einem großen internationalen Kabelnetz und damit vor allem zu dem hohe Wachstumsraten versprechenden Markt in Indien.
Eines der größten Potenziale des Deals dürfte Disney wohl in der Übernahme des Video-On-Demand-Dienstes „Hulu“ sehen. Bisher hielten sowohl Disney als auch 21st Century Fox jeweils 30 Prozent an dem Netflix-Konkurrenten. Nun erlangt Disney mit 60 Prozent die Kontrollmehrheit. Das unterstreicht die Bemühungen des Konzerns Konkurrenten wie Netflix, Apple oder Amazon nicht kampflos das Feld der Zukunft zu überlassen. Vor kurzem hatte CEO Iger bereits die Lizenzpartnerschaft mit Netflix aufgekündigt. Jetzt soll Hulu wohl zu einem ernstzunehmenden Konkurrenzangebot ausgebaut oder gleich zu einem ganz neuen Online-Angebot umgebaut werden. 2019 soll die neue Plattform dann starten. An inhaltlichen Angeboten, um die Plattform für Kunden interessant zu machen, dürfte es Disney im Zuge des Fox-Deals nicht mehr mangeln. Auch der zuletzt schwächelnde Sportsender ESPN soll dann als Internet-Dienst verfügbar sein.
Fox derweil wird durch die Übernahme einer gewaltigen Verschlankungs-Kur unterzogen. Murdochs Konzern will und muss sich nun in Zukunft auf die Bereiche News und Sport konzentrieren. Hier läuft es gut, Werbeerlöse und Einschaltquoten stimmen. Rupert Murdochs Imperium verliert durch den Deal aber weiterhin an Strahlkraft, dürfte nun im Vergleich zu Konkurrenten wie eben Disney mehr kleiner als großer Fisch am Markt sein.
Disney dagegen könnte im Kampf um die Gunst der Zuschauer in der sich schnell wandelnden Medienbranche nach der Übernahme von „Lucasfilm“ und damit der Star-Wars-Rechte einen weiteren Volltreffer gelandet haben. Wenngleich die US-Wettbewerbsbehörden dem Deal noch nicht zugestimmt haben und wohl gewisse Zugeständnisse einfordern werden, wie Experten vermuten. Erst vor kurzem hatte das US-Justizministerium die von AT&T geplante Mega-Übernahme von Time Warner verhindert. Da erscheint es unwahrscheinlich, dass Disney nun ohne größere Auflagen 21st Century Fox übernehmen darf.
An der Börse könnte der Deal dem Walt-Disney-Papier einen dringend benötigten Schub verpassen. Langfristig gesehen dürfte der Unterhaltungskonzern mit dem Zukauf seine Marktposition wohl deutlich gestärkt haben. Bisher war das Jahr 2017 aus Sicht der Disney-Aktionäre eines zum Vergessen. Von Januar bis September gab der Kurs um knapp 21 Prozent nach. Nicht zuletzt durch die Fusionsgerüchte erholte sich die Aktie im Anschluss leicht und ist nun nur noch mit acht Prozent im Minus. Dennoch keine gute Performance. Der Dow Jones legte im bisherigen Jahresverlauf um 24 Prozent zu. Dafür verantwortlich war vor allem die schwache Geschäftsentwicklung. Seit Monaten sinken Umsätze und Gewinne. Auch die vergangenen Quartalszahlen waren wieder von enttäuschender Natur. Die Erlöse gingen im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar zurück, der Gewinn verringerte sich um ein Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar.
Einige Analysten zeigten sich zuletzt aber wieder positiv gestimmt und verweisen vor allem auf die langfristigen Möglichkeiten des Medien-Riesen. Disney ergreife die richtigen Maßnahmen, um in der sich schnell verändernden Medienbranche eine gute Position einnehmen zu können, schrieb so beispielsweise JPMorgan-Analystin Alexia Quadrani. Die Filmstudios seien mit den neu geplanten Produktionen und einer weiteren Star-Wars-Trilogie gut aufgestellt. Ihr Kursziel beließ Quadrani bei 125 Dollar, womit es deutlich über dem momentanen Kurs in Höhe von 93,98 Dollar liegt. Nun bleibt abzuwarten, ob die Fox-Übernahme genauso zum Erfolg wird wie die von Lucasfilm. Und vor allem auch, ob es Disney tatsächlich gelingt Netflix und Co Marktanteile streitig zu machen. Oliver Götz