East Side Story
Erfolgreich im Fernen Osten: Der chinesische Markt ist der wichtigste für die deutsche Automobilindustrie. Bis 2020 möchte Dieter Zetsche mit Daimler wieder vor Audi und BMW liegen. 2013 war für Daimler ein Rekordjahr. 1,5 Millionen Autos der Kernmarke Mercedes-Benz setzte der Konzern weltweit ab: So viele Fahrzeuge wie im letzten Jahr konnte Mercedes-Benz niemals zuvor verkaufen.
Erfolgreich im Fernen Osten: Der chinesische Markt ist der wichtigste für die deutsche Automobilindustrie. Bis 2020 möchte Dieter Zetsche mit Daimler wieder vor Audi und BMW liegen.
2013 war für Daimler ein Rekordjahr. 1,5 Millionen Autos der Kernmarke Mercedes-Benz setzte der Konzern weltweit ab: So viele Fahrzeuge wie im letzten Jahr konnte Mercedes-Benz niemals zuvor verkaufen. Daraus resultierte auch ein satter operativer Gewinn von 7,9 Milliarden Euro. Insgesamt stieg 2013 der Umsatz um drei Prozent auf 118 Milliarden Euro.
Im Jahr 2014 scheint die Rekord-Phase der Stuttgarter weiterzugehen. Mit 109.477 Autos verkaufte der schwäbische Autobauer weltweit so viele Fahrzeuge wie in keinem Januar zuvor. „Auf Basis dessen, was wir im Jahr 2013 eingeleitet haben, können wir mit Zuversicht auf das Jahr 2014 und die Folgejahre blicken“, konstatierte Daimler-Chef Zetsche stolz. Sehr bedeutend für die positive Entwicklung ist der chinesische Markt. Die Mittelschicht in China wächst und wächst und lässt dies auch Konsum- und Luxusgüterhersteller positiv spüren. Deutsche Autos sind bekanntlich ein besonders beliebtes Statussymbol. „China ist inzwischen der größte Markt überhaupt“, analysiert Zetsche. Diese ostasiatische Konsumwelle bedeutete für Daimler im Januar ein Plus von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Auch in Japan ist Daimler sehr gefestigt: Mercedes-Benz ist dort sogar die meistverkaufte Importpremiummarke. Die größten Konkurrenten im Rennen um den Titel des größten Premiumherstellers weltweit sind die Erzrivalen BMW und Audi. Zetsche will mit Daimler bis zum Ende des Jahrzehnts unter anderem beim Absatz wieder ganz vorne sein. „Nummer 1 bis 2020“ lautet dementsprechend sein Motto.
Nicht so gut läuft es momentan in der Kleinwagen-Sparte mit Smart. Zwar konnte der Smart Fourtwo mit einem Werbespot die Auszeichnung zum „besten Reklamefilm 2013“ für sich gewinnen, doch absatztechnisch sieht es in jüngerer Vergangenheit nicht besonders gut aus. Smart konnte 2013 das selbstgesteckte Absatzziel von 100.000 Fahrzeugen nur leicht übertreffen und lag somit unter dem Vorjahreswert. Seit 1998 ist der Zweisitzer nie stark verändert worden. Das soll sich nun ändern, denn noch in diesem Jahr kommt ein völlig neues Smart-Modell und soll die Stellung am Markt perspektivisch stark verbessern. Auch wenn man für das laufende Jahr mit weiteren Absatzrückgängen rechnet, erhofft Daimler sich für 2015 ein „sehr starkes Absatzwachstum“. Sogar ein Viersitzer soll bei der Smart-Umstrukturierung herausspringen.
Eine bedeutende Rolle spielt der Smart Fourtwo auch im zukunftsträchtigen Carsharing-Programm. Car2go heißt das Joint Venture von Daimler und Europcar, das seinen Kunden bisher nur Smarts zur Verfügung stellte. Seit Februar können Carsharing-Nutzer nun auch Mercedes B-Klasse Fahrzeuge anmieten. Aktuell sind Gewinne in der Carsharing-Branche noch recht rar, aber die Wachstumsprognosen stimmen große Konzerne wie Daimler oder BMW (betreibt zusammen mit Sixt „DriveNow“) zuversichtlich. Nach dem Beratungsunternehmen Oliver Wyman umfasste das globale Marktvolumen für Carsharing 2012 circa eine Milliarde Euro. Bis 2016 solle sich der Studie nach der Umsatz auf das Zehnfache steigern. Insgesamt beschäftigt die Daimler AG weltweit rund 275.000 Mitarbeiter. Mit einer Marktkapitalisierung von 65 Milliarden Euro gehört der Global Player zu den wertvollsten Unternehmen Deutschlands.
Modelloffensive soll weiteren Schub bringen
Daimler startet in diesem Jahr eine regelrechte Modelloffensive: Mit sieben Neuheiten wollen die Stuttgarter die Autowelt beeindrucken. Da wäre unter anderem die neue C-Klasse, die Daimler-Vorstand Wilfried Porth zu Recht als den „mächtigsten Baustein der Wachstumsstrategie“ bezeichnet. Der Mittelklassewagen ist das volumenstärkste Mercedes-Auto und wurde weltweit schon über zehn Millionen Mal verkauft. Die C-Klasse kommt auch im wichtigsten Markt China besonders gut an. Mit dem neuen GLA möchte Mercedes zudem Marktanteile bei Kompakt-SUVs gewinnen. Da fühlten sich die Schwaben bisher noch nicht gut genug aufgestellt.
Für die Autofahrer scheint es in den nächsten Monaten also viel positives zu geben, aber wie sieht es für die Aktionäre aus? Zunächst einmal konnten sich Daimler-Anleger Anfang des Jahres über steigende Kurse freuen. Die DAI-Aktie kletterte Anfang Januar auf über 66 Euro und stand somit so hoch wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. Die Wochen nach diesem Peak waren dann erst einmal von Kurskorrekturen geprägt. Nahezu alle DAX-Werte litten unter der schlechten Stimmung an den Börsen.
Deutschlands Wirtschaft hängt stark an der Weltkonjunktur. Gerade die Autoindustrie benötigt eine starke Konjunktur, um ihre Autos absetzen zu können, vor allem in Asien und Südamerika. Die schlechte Finanzmarktstimmung Ende Januar und Anfang Februar bescherte zuletzt vielen Unternehmen hier und weltweit schlechte Aktienkurse. Nichtsdestotrotz zeigen sich die Analysten überwiegend positiv in Bezug auf Daimler.
Die prognostizierten Kursziele liegen bei rund 75 Euro. Aktuell steht der Wert bei rund 63 Euro. Was die Dividende angeht, scheint Daimler seine Anteilseigner auch in diesem Jahr wieder zu erfreuen. Der Konzern kündigte an, die Dividende leicht anzuheben auf 2,25 Euro. Das entspricht nach aktuellem Kurs einer Rendite von über 3,5 Prozent. Im direkten Vergleich mit der deutschen Konkurrenz kommt das Daimler-Papier ebenfalls gut weg. Wenn man nämlich ein Jahr zurückblickt, so kletterte Daimler in dieser Zeit um 36 Prozent nach oben, während BMW und Audi jeweils nur rund 10 Prozent zulegten.
Fazit
Dieter Zetsche hat sich seitdem er 2006 Vorstandsvorsitzender bei Daimler ist einen Namen als seriöser Autoexperte und erfolgreicher Manager gemacht. Wenn er das Ziel ausgibt, bis 2020 wieder vor Audi und BMW liegen zu wollen, dann glaubt man ihm, dass Daimler das Zeug dazu hat. Die Zahlen vom Geschäftsjahr 2013, die Daimler vorlegte, sind überzeugend. Wachstum und Absatzvolumen stimmen - besonders in China. Der Mercedes-Stern glänzt wieder besonders hell am Auto-Firmament. Aber wie die meisten DAX-Unternehmen, leidet auch Daimlers Aktienkurs unter der schlechten Finanzmarktstimmung. Operativ gibt es aber kaum etwas zu bemängeln beim Stuttgarter Konzern.