Edding: Permanent auf Erfolgskurs
Wer kennt sie nicht, die Stifte und Marker von Edding? In einem halben Jahrhundert avancierte das Unternehmen zum Marktführer in weiten Teilen Europas. Dabei machte Edding jedes Jahr Gewinn. Doch die Finanzkrise traf den Konzern hart: In der ersten Hälfte 2009 schrieb Edding rote Zahlen. Aber bald soll es wieder aufwärts gehen. So schnell wie möglich will Vorstand Per Ledermann wieder die Ertragskraft des Jahres 2008 erreichen. Damals erwirtschafte Edding eine Umsatzrendite von 4,3%.
Leuchtstifte, Permanentmarker, Flipcharts. Eddings Sortiment ist riesig. Allein bei Stiften bietet das Unternehmen mehr als 150 Produkte in verschiedensten Farben und Strichbreiten sowie Spezialstifte für Glas, Metall oder Stein an. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in mehr als 100 Ländern. Dabei ist Edding ein Mittelständler mit knapp 570 Mitarbeitern und rund 100 Mio. Euro Jahresumsatz. Ohne gewieftes Management war diese beeindruckende Marktposition allerdings nicht zu erreichen. Schon die Gründer ließen sich einiges einfallen. Von einem Keller in Hamburg-Barmbek aus begannen Carl-Wilhelm Edding und Volker Ledermann 1960 importierte Leuchtstifte aus Japan zu verkaufen. Die kamen gut an in deutschen Büros. Da das Geschäft rasant expandierte, zog das Unternehmen 1970 aus der Hansestadt ins Grüne nach Ahrensburg. Aber 1986 verlor Carl-Wilhelm Edding die Lust: Er wollte lieber um die Welt segeln. Um ihn auszuzahlen, ging das Unternehmen mit Vorzugsaktien an die Börse. Den Emissionserlös bekam Carl-Wilhelm Edding.
Nach der Wiedervereinigung änderte die Gesellschaft ihre Strategie: Aus dem reinen Händler wurde ein Hersteller. Der damalige Chef Volker Ledermann übernahm 1993 von der Treuhand eine marode Fabrik in Bautzen. Weitere Produktionsstätten errichtete das Unternehmen in Argentinien und Mexiko, um von Wechselkursschwankungen unabhängiger zu werden. Schließlich zählt Lateinamerika zu den wichtigsten Absatzregionen des Konzerns. Dafür ist der mittlerweile 77jährige Ledermann verantwortlich. Nach dem Abitur sucht er das Abenteuer: Nach seiner Zeit in der spanischen Fremdenlegion verkauft er Siemens-Medizintechnik in Chile. In diesen Jahren erwirbt Ledermann umfangreiche Kenntnisse und Kontakte in Südamerika. Noch heute ist der Subkontinent neben Europa das wichtigste Absatzgebiet des Konzerns.
Hightech macht Schule
Rund 200 Mio. Stifte verkauft Edding jährlich, in den meisten Ländern über Vertriebspartner. Zum zweiten Standbein werden von 1965 an die vor allem von Firmen genutzten weißen Tafeln, auf denen sich Stichpunkte für Präsentationen notieren lassen. Die Übernahme der niederländischen Firma Lega stärkt diese Sparte 1998 massiv. Doch die Konkurrenz wird immer härter: Vor zwei Jahren verlagert der Konzern die Fertigung nach Tschechien. Kostensenkungen allein bringen einem Unternehmen aber langfristig keine Wettbewerbsvorteile. Dafür sorgen vor allem Innovationen: Aus schlichten Tafeln wurden längst Hightech-Systeme mit Computerunterstützung. Elektronische Schultafeln machen interaktives Lernen möglich. Diese „E-Boards“ bringen die Sparte visuelle Kommunikation spürbar voran, die für etwa ein Drittel der Konzernerlöse steht. Zwei Drittel erwirtschaftet Edding mit Schreibwaren.
Trotz seiner weltweiten Vertriebskanäle litt Edding im ersten Halbjahr 2009 massiv unter der weltweiten Rezession. Die Erlöse sanken um 19%. Nach Steuern rutschte der Konzern sogar mit 0,8 Mio. Euro in die Verlustzone. Im Gesamtjahr schrieb Edding laut Vorstand Per Ledermann aber wieder schwarze Zahlen. Deshalb ist auch eine Dividende nicht ausgeschlossen. Für 2008 schüttete die Gesellschaft 1,02 Euro je Vorzugsaktie aus. Wer sich das Papier ins Depot legen will, sollte nur mit Limit ordern. Wegen des geringen Streubesitzes ist der Börsenhandel nämlich äußerst dünn. Dafür ist die Aktie nicht teuer: Auf Basis der aktuellen Notiz von 34,50 Euro (Stand: 11. März) kostet das Unternehmen nur 37 Mio. Euro. Allein der Markenname Edding dürfte erheblich mehr wert sein.