Kurspotential: Lindner fordert Privatisierung von Telekom und Post
FDP-Vorsitzender Christian Lindner kündigt an, dass die FPD im Fall einer Regierungsbeteiligung die Bundes-Aktien von Telekom und Post verkaufen wird. Die Aktienpakete brächten Bund und KfW 42 Milliarden Euro - und den Unternehmen würde es gut tun.
FDP-Vorsitzender Christian Lindner kündigt an, dass die FPD im Fall einer Regierungsbeteiligung die Bundes-Aktien von Telekom und Post verkaufen wird. Die Aktienpakete brächten Bund und KfW 42 Milliarden Euro - und den Unternehmen würde es gut tun.
Der FDP-Vorsitzender Christian Lindner will die alten Aktienpakete des Bundes an der Deutschen Telekom und der Deutschen Post verkaufen. Anstatt Steuern zu erhöhen, sollte man besser privatisieren, denn der Wert der staatlichen Beteiligungen sei in den vergangenen Jahren ordentlich gewachsen. Es gebe keinen ordnungspolitischen Grund für die Aktienpakete in Staatsbesitz: „Deshalb sollten wir verkaufen - das Geld allerdings nicht einfach in den Bundeshaushalt einstellen und verbraten. Die Erlöse sollten zielgenau in die digitale Infrastruktur re-investiert werden“, sagte Linder auf dem Microsoft-Forum in Berlin im Gespräch mit dem Verleger Wolfram Weimer. Lindner empfiehlt „smarte Lösungen“ bis hin zu Asset-Deals bei der Re-Investiiton insbesondere in den Glasfaserausbau in Deutschland.
Der Vorstoß Lindners kommt mitten in einer Wahlkampfdebatte darüber, wie es in den kommenden Jahren mit dem Bundeshaushalt und dem Geld der Steuerzahler weitergehen soll. Lindner positioniert sich dabei als ein möglicher kommender Finanzminister. Eine mögliche Dreierkoalition (Jamaika-Koalition) mit Union und Grünen im Herbst knüpft er an die Bedingung, brauche es solide Führung des Bundeshaushalts mit neuen Ideen. „Die FDP würde die Staatsfinanzen nicht den Grünen überlassen“, sagte Lindner.
Steuererhöhungen lehnt die FDP ab, auch die Schuldenbremse gehört zu ihrem Markenkern. Doch für die notwenige Investitionen in die digitale Infrastruktur brauche es frisches Geld - die Privatisierung wäre dazu ein geschmeidiger Weg. In der Wirtschaft wird der Vorschlag Lindners weithin begrüßt.
Die Telekom wird an der Börse derzeit mit einer 85 Milliarden Euro Marktkapitalisierung bewertet. Der Anteil des Bundes, inklusive des Anteils der KfW, Kreditanstalt für Wiederaufbau, liegt bei rund 31,9 Prozent. Der Anteil der institutionellen Investoren ist 52 Prozent und der Anteil der privaten Anleger ist 16 Prozent. Die 31,9 Prozent wären derzeit etwa 27 Milliarden Euro wert. Der Aktienkurs pendelt um die Marke von 18 Euro. Im Tief des Coronacrashs war sie bis auf 10,70 Euro abgerutscht. Seitdem ist der Marktwert also um 30 Milliarden Euro gestiegen.
Bei der Deutschen Post hält die staatliche KfW Bankengruppe rund 254 Millionen Aktien; dies entspricht einem Anteil von 20,5 % am Grundkapital. Der Börsenwert beläuft sich auf etwa 15 Milliarden Euro. Die beiden Aktienpakete an Telekom und Post summieren sich also auf einen Wert von derzeit 42 Milliarden Euro.
Insgesamt beide Konzerne sehr gut durch die Krise gekommen. Umsatz und Gewinn sind bei beiden Unternehmen 2020 gestiegen. Die Telekom profitiert insbesondere von einem starken USA-Geschäft. Die dortige Geschäftstätigkeit stellt die Deutschland-Aktivitäten zusehends in den Schatten. Seit der Fusion mit dem Konkurrenten Sprint hat T-Mobile US mehr als 100 Millionen Kunden. Damit ist das Unternehmen jetzt zur Nummer zwei auf dem amerikanischen Markt aufgestiegen, nur noch AT&T liegt vor den Deutschen. Die T-Mobile US-Zentrale in Bellevue (östlich von Seattle) ist rein kommerziell gesehen nun wichtiger als die Konzernzentrale in Bonn. Deutschland und alle europäischen Landesgesellschaften zusammen machen weniger Umsatz als die US-Tochter.
Das boomende US-Geschäft begeistert inzwischen auch die Börsianer, die die Aktie der Telekom seit Jahren eher kritisch beäugen. Doch nun sprechen immer mehr Analysten Kaufempfehlungen für die Aktie aus. Das glänzende USA-Geschäft wird im Aktienkurs der Telekom bislang nicht richtig abgebildet. Analysten halten eine Bewertung von mehr als 20 Euro je Aktie für fair. Solange allerdings der deutsche Staat so stark beteiligt sei, werde die strategische Entwicklung des Unternehmens wie der Aktie gehemmt. Daher wird auch in der Telekombranche sowie an der Börse eine Privatisierung begrüßt.
„Die Deutsche Telekom zeigt Stärke“, frohlockt Konzernchef Timotheus Höttges am Ende des Pandemie-Jahres. Mit einer Privatisierung würde sich auch im Aktienkurs widerspiegeln.
Dann wäre es für das Unternehmen auch leichter, sich neues Kapital zu besorgen. Das könnte man gut brauchen, um in den Digitalisierungschub zu investieren. Für das Deutschland-Geschäft wird nun der Ausbau des 5G-Netzes entscheidend. Telekom-Chef Höttges sieht den Netzbetreiber bei 5G-Mobilfunk in Deutschland klar in Führung. "Ich war beim Start von 3G und bei 4G dabei und kann darum sagen: Noch nie hatten wir einen derartigen Vorsprung", meint der Konzernchef. "Wir liegen signifikant vorne, was die Abdeckung angeht.“
In den USA sieht Höttges die Telekom durch den Kauf von Sprint sogar in "einer einzigartigen Spektrumposition. Wir haben jetzt schon die höchste Bevölkerungs- und Flächenabdeckung bei 5G in den USA." Sie sei doppelt so hoch wie die von AT&T und mehr als dreimal so hoch wie bei Verizon. Aktionäre wird der Bund also leicht finden, die bei diesen Perspektiven in die Telekom investieren würden.
BAS
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