Loewe: Stilvoll durch die Krise
Derzeit häufen sich die Nachrichten über Firmen, die in der Krise stecken und auf externe finanzielle Hilfe angewiesen sind. Ein Beispiel dafür, dass es sich lohnen kann, wenn alle an einem Strang ziehen, ist das Unternehmen Loewe aus Kronach. Seit 1923 stellt das Unternehmen Unterhaltungselektronik her, anfangs Radios, später vorwiegend Fernseher. Von Anfang an standen Innovation und Qualität im Vordergrund, mit dem Ziel, neue Maßstäbe zu setzen.
Da war es ein logischer Schritt, sich als Edel- Anbieter für zahlungskräftige und besonders anspruchsvolle Kunden zu positionieren, die keine Lust auf einfallslose graue oder schwarze Fernseh-Kisten hatten, die man vielleicht sogar noch in einem Fernseh-Schrank verstecken musste. Das funktionierte über die Jahre hinweg auch gut: Loewe-Fernseher oder -Stereoanlagen konnten bei der Kundschaft mit schickem Design und hoher Qualität überzeugen. Für einen Fernseher, der sogar ausgeschaltet ein attraktiver Blickfang war, bezahlten viele gern etwas mehr. Aber dann rutschte Loewe in die Krise und das ausgerechnet als eine Firma, die sich selbst als Trendsetter sah. Den Trend zu flachen Fernsehern hatte man offenbar nicht so schnell kommen sehen. Mächtige Röhrengeräte waren aber plötzlich nicht mehr gefragt, der Markt dafür brach innerhalb kurzer Zeit dramatisch ein. Weniger war auf einmal mehr, nämlich in Form von schlanken Flachbildschirmen. Doch bei Loewe hatte man mit einer allmählichen Entwicklung des Marktes für flache Fernseher gerechnet. 2003 und 2004 schrieb das Unternehmen tiefrote Zahlen. Während das Eigenkapital dahin schmolz, stiegen die Schulden bei den Banken.
Rekordjahr 2008
Loewe musste dringend reagieren. und das geschah an mehreren Fronten. Zum einen musste die Produktpalette schnell umgestellt werden, allerdings weiterhin mit hohen Ansprüchen an Optik und Qualität der Produkte. Zum anderen mussten die Kosten gesenkt werden – ein schwieriger Balanceakt. Schützenhilfe kam vom japanischen Elektronikkonzern Sharp, der 2004 bei Loewe einstieg. Die Japaner waren nicht nur finanzkräftig, sondern damals auch Marktführer im LCD-Bereich, wovon die Franken ebenfalls profitierten. Ohne schmerzhafte Einschnitte ging es trotzdem nicht. So fielen zahlreiche Stellen bei Loewe weg. Die verbliebenen Mitarbeiter leisteten ebenfalls ihren Beitrag, indem sie auf Urlaub verzichteten und einer Stundung ihrer Gehälter zustimmten. Auch der Vorstand nahm Gehaltseinbußen in Kauf. Loewe bewies übrigens nicht nur in Sachen Design, sondern auch in Sachen Unternehmenskultur Stil: Denn nachdem das Unternehmen 2007 den Turnaround mit vereinten Kräften geschafft hatte, erhielten die Beschäftigten nicht nur ihren Lohn zurück, sondern auch die versprochene Prämie von 25%, die der damalige Loewe- Chef, Rainer Hecker, 2004 zugesagt hatte. Insgesamt wurden 3 Mio. Euro ausgeschüttet. Konsequenz gilt nach wie vor auch beim Design der Flachbildschirme, DVD-Player oder Hi-Fi-Anlagen. Die Geräte mit ihrer klaren Formensprache wurden vielfach mit Design-Preisen ausgezeichnet. Daneben macht die Möglichkeit, auf die Produkte Einfluss nehmen zu können, Loewe-Geräte exklusiv: So kann die Kundschaft beispielsweise bei der Aufhängung bzw. Aufstellung im Raum oder der Farbe aus mehreren Möglichkeiten wählen, je nach Geschmack und individuellen Bedürfnissen. 2008 war das beste Jahr in der 86-jährigen Firmengeschichte: Der Umsatz stieg zwar nur um 1,5 Mio. auf 374 Mio. Euro, der Gewinn fiel aber mit 18,9 Mio. Euro fast doppelt so hoch aus wie im Vorjahr. Offenbar hatten sich im EM-Jahr 2008 zahlreiche Fußball-Fans nicht davon abschrecken lassen, dass ein Loewe-Luxusfernseher mit knapp 2.450 Euro fast viermal mehr kostete als der TV-Durchschnitt. Den Gewinnrekord von 2008 wird Loewe im laufenden Jahr in Zeiten der Wirtschaftskrise wohl nicht wiederholen können. Das Unternehmen rechnet selbst mit einem schwächeren Wachstum, nachdem im ersten Quartal Umsatz und Ergebnis rückläufig waren. Vor allem im zweiten Halbjahr hofft das Unternehmen aber auf lebhaftere Geschäfte.