Lufthansa – nonstop in den siebten Aktienhimmel?
Die Aktie der Deutschen Lufthansa fliegt der DAX-Konkurrenz davon. Über 122 Prozent konnte der Kurs des Airline-Papiers 2017 schon zulegen, womit man beinahe konkurrenzlos Deutschlands Leitindex anführt. Verantwortlich dafür war neben der Beendigung der Pilotenstreiks, günstigen Treibstoffkosen und mehr Passagieren zuletzt vor allem die Pleite von Air Berlin. Mangels Konkurrenz schießen nun auch die Flugpreise in die Höhe. Wohin geht der Steigflug an der Börse?
Auch zum Jahresende hin fliegt die Aktie der Deutschen Lufthansa der DAX-Konkurrenz im Eiltempo davon. Über 122 Prozent konnte der Kurs des Airline-Papiers 2017 schon zulegen, womit man beinahe konkurrenzlos Deutschlands Leitindex anführt. Verantwortlich dafür war neben der Beendigung der Pilotenstreiks, günstigen Treibstoffkosen und mehr Passagieren zuletzt vor allem die Pleite von Air Berlin. Mangels Konkurrenz schießen nun auch die Flugpreise in die Höhe. Wohin geht der Steigflug an der Börse?
Des einen Freud ist des anderen Leid. Während Air Berlin – bis dato immerhin Deutschlands zweigrößte Fluggesellschaft – in diesem Jahr Insolvenz anmelden musste und Pleite ging, fliegt die Lusthansa in einem nie dagewesenen Tempo in Richtung siebtem Wirtschaftshimmel. Mit einem Kurs von 27,26 Euro nähert sich der Anteilsschein von Europas umsatzstärkster Airline nun sogar dem fast 20 Jahre alten Rekordhoch von rund 28 Euro an. Für das dritte Quartal 2017 konnte Lufthansa-Chef Carsten Spohr ein operatives Ergebnis in Höhe von 1,5 Milliarden Euro vermelden. Über das Gesamtjahr verdiente die Fluglinie bisher schon 2,6 Milliarden Euro und liegt damit schon jetzt deutlich über dem Jahresergebnis 2016 in Höhe von 1,75 Milliarden Euro. Dass es für Deutschlands Vorzeige-Airline so ausgezeichnet läuft, hat seinen Ursprung in vielerlei Dingen. So stiegen 2017 die Ticketpreise während die Treibstoffkosten sanken, die Fluggast-Zahlen erhöhten sich deutlich, zeitgleich kann die Fluglinie auf eine um 0,4 Prozent auf 81,4 Prozent verbesserte Auslastung ihrer Maschinen blicken. Zudem liefen das Frachtgeschäft und der Catering-Sektor gut und im Vergleich zum Vorjahr verbessert.
Durch die hervorragenden Gewinnzahlen erlange man „die Investitions- und Wachstumsfähigkeit, die wir benötigen, um uns aktiv an der Konsolidierung des europäischen Airline-Marktes zu beteiligen und in die Zukunft unseres Unternehmens investieren zu können“, freute sich Carsten Spohr über das Ergebnis. Inzwischen betragen die flüssigen Mittel der Lufthansa inklusive kurzfristiger Wertpapiere 6,2 Milliarden Euro. Zieht man davon die 1,5 Milliarden Euro, die für den Air-Berlin-Deal gebraucht werden und die 1,6 Milliarden für den Flugbegleiter-Pensionsfonds ab, bleiben 3,1 Milliarden Euro für mögliche Zukäufe übrig.
Konsolidierung in Europa aktiv gestalten
Und die will man, wie es scheint, unbedingt tätigen. Beispielsweise im Falle der insolventen Alitalia. „Wenn sich die Chance bietet, eine neue Alitalia zu kreieren – das Modell ist die Wandlung von der Swissair zur Swiss – dann wäre die Lufthansa mit ihrer Erfahrung daran interessiert", kommentierte erst kürzlich der Vorstandsvorsitzende Spohr. Und Finanzchef Svensson sagte ebenfalls erst vor kurzem gegenüber der „Börsen-Zeitung“: „Weitere Konsolidierungsschritte in Europa werden kommen und wir wollen an diesem Prozess aktiv beteiligt sein.“
An einem dieser Konsolidierungsschritte sind sie bekanntlich bereits beteiligt. Im Zuge der AirBerlin-Insolvenz übernimmt die Airline mit dem Kranich 81 Flugzeuge von der ehemaligen Konkurrenz. Hierdurch erhofft man sich langfristig Kosteneinsparungen durch Skaleneffekte und will wohl ab Januar 2018 täglich 30 zusätzliche innerdeutsche Flüge anbieten, was zirka 1.000 Flügen mehr pro Monate entspräche.
Ist die Reiseflughöhe vielleicht sogar etwas zu hoch?
Was für Aktionäre und Unternehmensführung gut klingt, scheint nun aber die Verbraucherschutzbehörden auf den Plan zu rufen und nicht zuletzt die eigenen Kunden zu verärgern. Denn bisher gibt es die angekündigten 1.000 Flüge mehr pro Monat noch nicht, womit die Flugpreise, insbesondere die auf den gefragten Strecken Berlin-München oder Berlin-Köln, beinahe explodierten. Auf der Strecke Berlin-Frankfurt erhöhten sich die Ticketpreise zum Teil um mehr als 60 Prozent. Und das innerhalb von zwei Monaten. So verwundern die Stimmen nicht, die Lufthansa vorwerfen, nach der Air Berlin-Pleite nun ihre Monopolstellung auszunutzen.
Airline-Chef Carsten Spohr verwies allerdings recht schnell und wohl auch glaubhaft auf das durch den Wegfall der Airberlin-Flüge stark verknappte Angebot, wodurch sich die Preise vor allem auf stark ausgelasteten Strecken verteuern könnten. Bis zu 60.000 Sitze würden derzeit wohl täglich fehlen, schätzte Spohr. Das könne keine Airline der Welt ausgleichen. Zudem kündigte er in der „Bild“-Zeitung an: „Ich kann versprechen, dass mit neuen innerdeutschen Flügen wieder stabile Preise kommen. „Wir als Lufthansa wollen ja nicht die deutschen Verbraucher gegen uns aufbringen. Wenn ich in 100 Tagen alle Sympathien verspielen würde, die die Lufthansa in 65 Jahren aufgebaut hat, dann wäre ich schlecht beraten.“
Trotz allem noch weiterer Aufwind?
Um die Sympathien der Anleger und Aktionäre muss sich das Lufthansa-Management derzeit dagegen kaum Sorgen machen. Das allerdings kann langsam auch gefährlich werden. „Die Investoren blenden für den Kranich Risiken aus und sehen momentan nur Chancen“, schreibt so Feingold-Research-Experte Saurenz. Damit einhergehend darf auch nicht vergessen werden, dass die Lufthansa zuletzt die Krone in Sachen beförderte Passagiere an die irische Billigfluglinie Ryanair abgeben musste. Und dann ist da natürlich auch der hohe Aktienkurs selbst, der vor allem bei den Analysten langsam Zweifel schürt. So schnurstracks wie es bei der Kranich-Aktie seit Oktober 2016 bergauf geht, sind ein Rücksetzer, eine Konsolidierung und Gewinnmitnahmen eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. 22 von 56 Analysten empfehlen demzufolge sogar den Verkauf der Aktie.
In etwa genauso viele sehen aber auch Aufwärtspotential. So beispielsweise Analyst Daniel Roeska vom US-Analysehaus Bernstein Research: Die Airline habe auf ein starkes Zahlenwerk und einen vielversprechenden Ausblick für 2017 verweisen können, schrieb er in seiner Studie, die auf die vorgelegten Quartalszahlen folgte. Sein Kursziel? 33 Euro. Einen Euro niedriger ist das ausgegebene Ziel von Commerzbank-Analyst Malte Schulz, womit der Experte aber immer noch deutlich zum Kauf des Lufthansa-Papiers rät. Mit ihrer Strategie einer Expansion nicht um jeden Preis befinde sich die Airline auf einem guten Weg, schrieb er. Ob dieser Weg die Kranich-Aktie aber tatsächlich noch weiter in die Höhe treiben kann, bleibt abzuwarten. Die Chancen stehen so schlecht nicht, denn die Lufthansa fliegt weit oben mit. Wenngleich der siebte Himmel noch ein kleines Stück entfernt scheint. Sogar für die Lufthansa-Aktionäre. OG