Qualitätsaktien als Schutz vor Inflation und Krisen
Hohe Inflationsraten und steigende Zinsen nagen an der Profitabilität von Unternehmen. Die Liste der Qualitätsunternehmen, die in der Lage sind, adäquat auf solche Entwicklungen zu reagieren, ist kurz. Umso wichtiger ist es für Anleger, die Kriterien für Qualität zu erkennen, um ihre Portfolios gegebenenfalls umschichten zu können.
Hohe Inflationsraten und steigende Zinsen nagen an der Profitabilität von Unternehmen. Die Liste der Qualitätsunternehmen, die in der Lage sind, adäquat auf solche Entwicklungen zu reagieren, ist kurz. Umso wichtiger ist es für Anleger, die Kriterien für Qualität zu erkennen, um ihre Portfolios gegebenenfalls umschichten zu können.
Von Marcus Landau, Senior Manager Public Distribution bei der DZ BANK
Die Weltwirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen haben die Unsicherheiten für Konjunktur und Finanzmärkte, die bereits vor dem Ausbruch dieses Kriegs existierten, weiter verschärft. Die Sorge vor weiteren Marktverwerfungen steigt. Für Investoren stellt sich nun die Frage, wie sie ihr Aktienportfolio krisenfest machen können. Die Herausforderung besteht darin, Unternehmen zu finden, die in der Lage sind, ihre Erträge über einen langen Zeitraum hinweg und weitgehend unabhängig von Konjunkturzyklen und Krisen zu steigern. Der Königsweg zu solch einem möglichst sorgenfreien Investment ist der Kauf sogenannter „Qualitätsaktien“. Das sind Aktien von Unternehmen, die über alle Geschäfts- und Wirtschaftszyklen hinweg eine sehr hohe Rendite auf das investierte Kapital erzielen. Es gibt nur sehr wenige Unternehmen weltweit, auf die diese Definition zutrifft.
Was macht „Qualität“ aus?
Doch wie erkennen Anleger solche Aktien? Dafür gibt es einen ganzen Kriterienkatalog: von der Rohertragsmarge über die operative Marge, den Grad der Cash-Umwandlung und den Verschuldungsgrad bis hin zum Zinsdeckungsgrad. Die vielleicht wichtigste Kennzahl in diesem Katalog ist allerdings die Rendite auf das eingesetzte Kapital, kurz ROCE (Return on Capital Employed). Diese Kennzahl wird ermittelt, indem der Gewinn vor Steuern ins Verhältnis zum Betriebskapital (Bilanzsumme abzüglich kurzfristiger Verbindlichkeiten) gesetzt wird. Ein ROCE von 20 Prozent bedeutet hierbei zum Beispiel, dass ein Unternehmen mit jedem eingesetzten Euro 20 Cent vor Steuern und Zinsen verdient. Von diesem Wert müssen die Kapitalkosten abgezogen werden. Was unterm Strich übrig bleibt, zeigt, wie gut ein Unternehmen wirtschaftet – auch in Krisenzeiten. Hier wird die wahre Qualität von Unternehmen ersichtlich: Konzerne mit einem schwer zu kopierenden Geschäftsmodell und starker Preissetzungsmacht können steigende Kosten für Rohstoffe und Kapital besser an ihre Kunden weiterreichen. So können sie ihre Rentabilität auf einem hohen Niveau halten und Inflation sowie höhere Zinsen ausgleichen.
Zu den wenigen Qualitätsunternehmen, die eine solche Macht haben und gleichzeitig einen ROCE von über 100 aufweisen, zählen die Analysten der DZ BANK unter anderem die Konsumgüter-Konzerne Procter & Gamble und L ́Oreal sowie die Softwarefirma Intuit. Ein weiterer Konzern mit enorm starker Marktstellung und der Fähigkeit, Preissteigerungen nahezu vollständig an seine Kunden weiterzugeben, ist die Firma ASML. Das niederländische Hightech-Unternehmen produziert Belichtungsmaschinen für die Chipproduktion und beliefert fast alle großen Halbleiterhersteller. In diesem Bereich besitzt der Konzern eine starke Marktmacht und profitiert vom anhaltenden Nachfrageanstieg der Branche.
Allerdings bieten selbst echte Qualitätsunternehmen keine absolute Sicherheitsgarantie. Auch die stärkste Marke kann an Glanz, die stärkste Marktstellung an Dominanz verlieren. Doch gerade in Zeiten großer Unsicherheit, wenn Inflation und Zinsen steigen, können Aktien solcher Unternehmen ein Portfolio krisenfest machen.