Schauff: Der Fahrrad-Pionier
Sommerzeit ist Radlzeit, egal ob gemütlich mit der Familie zur Eisdiele, zum Biergarten oder ins Freibad. Radler mit sportlichen Ambitionen zieht es in die Berge oder zum Straßen-Radrennen. Und angesichts hoher Spritpreise bietet sich das Fahrrad als preiswerte und gleichzeitig figurfreundliche Alternative für den Arbeitsweg an. Auf eine lange Tradition im Bau von Fahrrädern und viele Erfolge im Radsport blickt die Firma Schauff zurück.
1932 gründeten Hans und Barbara Schauff die Fahrradfabrik Schauff in Köln, und zwar in der Nähe der Radrennbahn, auf der die Kölner Sechs-Tage-Rennen ausgetragen wurden. Die Fahrrad-Leidenschaft muss Barbara Schauff im Blut gelegen haben: Bereits ihr Vater hatte maßgeschneiderte Rahmen und Räder gebaut. Ausgangspunkt war der Radrennsport – und so verwundert es nicht, dass Schauff Rahmen für Rennräder produzierte. In den folgenden Jahren waren diverse Radrennsportler auf Rädern der Firma Schauff erfolgreich, beispielsweise bei den Renntagen „Silberner Adler von Köln“. Auch bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin gingen Schauff-Räder an den Start. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Fahrradfabrik zerstört, daher zog die Firma nach Remagen um, etwa 50 km südlich von Köln, und baute von dort aus ihre Räder für Radsportler und Freizeitfahrer. In den 1950er Jahren kamen Motorräder und Mopeds hinzu. Ab 1964 importierte das Unternehmen Teile des japanischen Fahrradkomponenten-Herstellers Shimano.
Bonanzaräder und BMX-Bikes
Allerdings machte nicht zuletzt die wachsende Beliebtheit des Autos den Fahrrädern zunehmend Konkurrenz. Mit Modellen wie Klapprädern, den vor allem in den 1970ern beliebten Bonanzarädern oder Tandems konnte Schauff die Talsohle allerdings überwinden. In den 1970er Jahren schwappte die BMX-Welle aus den USA nach Europa. Schauff brachte die kleinen wendigen Räder für Tricks und Sprünge auf der Bahn und im Gelände nach Deutschland und exportierte auch BMX-Räder in die USA und nach Großbritannien. Im Zuge der großen BMX-Begeisterung entstanden zahlreiche BMX-Bahnen in Deutschland. Schauff gönnte sich sogar eine eigene auf dem Firmengelände, auf der Rennen veranstaltet wurden. Das Interesse an Straßenradrennen stieg in dieser Zeit ebenfalls wieder. Schauff unterstützte mit City Neuwied ein erfolgreiches Rennsportteam, das von dem ehemaligen Profi-Radrennfahrer Hennes Junkermann trainiert wurde und vor allem zwischen 1978 und 1984 zahlreiche Siege einheimste. Auch andere Größen des Radsports wie Straßenamateur und Olympiateilnehmer Wilfried Trott oder Michael Rich, der 1992 in Barcelona mit dem 100-km-Straßen-Vierer olympisches Gold holte, wurden von Schauff gesponsert. In den 1980ern wurden Mountainbikes in Europa populär. Schauff erkannte das Potenzial und brachte als erster europäischer Hersteller eigene Modelle auf den Markt. Auch bei den inzwischen sehr beliebten Elektrorädern gehört das Unternehmen zu den Pionieren: Bereits 1998 wurden für die japanische Firma Mitsubishi Heavy Industries Elektro-Stadträder entwickelt. Für diverse Modelle erhielten die Rheinländer Designpreise. Schauff, immer noch im Besitz der Gründerfamilie, produziert heute Räder für die verschiedensten Anlässe – vom Stadtrad über faltbare Räder, Rennmaschinen für Profis, Mountainbikes, Trekking- und Triathlonräder bis hin zu Fahrrädern, mit denen Mitarbeiter in Fabriken oder auf Flughäfen größere Strecken zurücklegen können. Auch Tandems sind im Programm, ebenso wie robuste Räder für besondere Ansprüche. So ist beim Modell Sumo eine Zuladung von 180 kg möglich – da steht selbst einer ausgedehnten mehrmonatigen Abenteuer-Radtour nichts im Weg. So genannte Pedelecs, also Fahrräder, die im Unterschied zu herkömmlichen Fahrrädern über einen Elektromotor verfügen, der das Treten erleichtert, sind ebenfalls im Angebot. Wer ein Schauff-Rad fahren möchte, muss dafür nicht unbedingt eins kaufen: Das Unternehmen produziert auch Räder für öffentliche Fahrradverleihsysteme.