Das sind die zwei großen Krisengewinner aus China
Als weltweit einzige der großen Volkswirtschaften gelang es China, auch im Krisenjahr 2020 Wachstum zu generieren. In der Heimat profitieren davon zwei Konzerne besonders.
Als weltweit einzige der großen Volkswirtschaften gelang es China, auch im Krisenjahr 2020 Wachstum zu generieren. In der Heimat profitieren davon zwei Konzerne besonders.
Auch wenn die chinesische Wirtschaft im vergangenen Jahr das geringste Wachstum seit 1976 verzeichnete, ist die dortige Lage weitaus besser als in anderen Teilen der Welt. Wie das chinesische Statistikamt Anfang Januar verkündete, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zu 2019 um 2,3 Prozent. Insbesondere das starke vierte Quartal, mit einem Wachstum von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, verhalf zu diesem positiven Ergebnis. Es zeigt sich, dass das Ursprungsland des Coronavirus deutlich besser durch die Krise navigiert, als dies in Europa oder den USA der Fall ist. Angesichts der Tatsache, dass die chinesische Wirtschaft aufgrund der Schließungen von Geschäften, Büros, Fabriken sowie der Abschottung ganzer Städte und Provinzen anfänglich hart getroffen wurde, ist die darauffolgende rasche Erholung umso beeindruckender. Bereits im Frühling galt die Krise in den meisten Teilen des Landes als überwunden, was wiederum die Erholung ganzer Wirtschaftssektoren begünstigte.
Exemplarisch hierfür kann die Automobilindustrie genannt werden. Mit Beginn des zweiten Quartals konnten bis zum Jahresende jeden Monat die Absatzzahlen kontinuierlich gesteigert werden, wobei vor allem das Schlussquartal hervorsticht. So stieg allein im Dezember der Absatz auf dem weltgrößten Automarkt um 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Von dieser Entwicklung profitieren selbstverständlich nicht nur chinesische Hersteller, sondern auch Autobauer aus Deutschland und den USA. Ebenso konnte die Volksrepublik bei den Exporten kräftig zulegen, welche im Vergleich zum Vorjahr um 21,1 Prozent gestiegen sind (Stand: November 2020). Diese Zahlen überraschten nicht nur die Analysten, welche lediglich einem Anstieg von 12,0 Prozent prognostizierten. Grund für den rasanten Anstieg der Exporte sind unteranderem die stark gesteigerte Nachfrage nach Schutzmasken oder auch Bildschirmen, welche in Zeiten von Home-Office besonders gefragt sind.
Baidu setzt auf autonomes Fahren
Der größte chinesische Suchmaschinen-Dienstleister Baidu Inc. sah sich in den letzten Jahren mit vielen Probleme konfrontiert. Vor rund fünf Jahren gehörte das Unternehmen noch zu den Top-Internetkonzernen in China. Damals gehörte der Konzern neben Alibaba Group Holding und Tencent Holdings zu jenem Erfolgstrio, das die sogenannten BAT-Aktien bildete. Doch während die beiden anderen Konzerne fast ungehindert wachsen konnten, schaltete sich im Jahr 2016 die chinesische Regierung bei Baidu ein, was zu einem negativen Wachstum führte. Zudem betrat mit Bytedence Ltd. ein neuer Wettbewerber den Markt, welcher Baidu mit seiner App TikTok wichtige Werbekunden streitig machte. Als Reaktion entschied sich der chinesische Konzern dazu, sein Geschäftsfeld zu erweitern, welches sich momentan auf das Online-Werbegeschäft fokussiert. Technologien, wie künstliche Intelligenz und autonomes Fahren sollen eine Schlüsselposition in der zukünftigen Unternehmensausrichtung einnehmen. Hierfür ist das Unternehmen schon in Gesprächen mit den Venture-Capital-Gesellschaften GGV und IDG Capital sowie mit anderen möglichen Investoren, um einen eigenen Chiphersteller für diese Technologien zu gründen. Die Chips sollen dabei vor allem Verwendung beim autonomen Fahren finden. Die Aktivitäten in diesem Bereich konnte Baidu in den letzten Tagen weiter ausbauen. In Zusammenarbeit mit der Regierung der Mega-Metropole Guangzhou konnte das Unternehmen eine Plattform für autonomes Fahren vorstellen, um in Zukunft umfangreiche Tests durchführen zu können.
Der unbekannte Riese Tencent
Obwohl das Internet-Unternehmen Tencent Holdings Ltd. außerhalb Chinas vergleichsweise unbekannt ist, gehört es zu den größten Unternehmen weltweit. Das in Shenzhen, dem chinesischen Silicon Valley, ansässige Unternehmen ist in den Geschäftsfeldern Sofortnachrichtendienste, Soziale Netzwerke, Onlinemedien und Gaming tätig. Doch nicht nur in diesen Bereichen ist Tencent präsent, denn, wie erst im Januar bekannt wurde, stieg das chinesische Unternehmen beim Frankfurter Versicherungs-Startup Clark ein. Enorme Investitionen in ausländische Firmen zählen zur Unternehmensphilosophie des Internet-Giganten aus Shenzhen. Denn nicht nur bei Clark, sondern auch beim Musikstreamingdienst Spotify, Snapchat, beim deutschen Fintech N26 und bei Tesla hat sich Tencent mittlerweile eingekauft. Großer Wachstumsbringer des chinesischen Internetkonzerns ist die App WeChat, mit der die Nutzer nicht nur chatten, sondern auch bezahlen, shoppen und sogar den nächsten Arzttermin buchen können. Darüber hinaus kann man mit der App Konzertkarten kaufen, einen Tisch im Lieblingsrestaurant reservieren oder die Stromrechnung bezahlen. Dieses Spektrum an möglichen Anwendungen sorgte dafür, dass die Nutzer im vergangenen Jahr rund EUR 100 Mrd. in der App ausgaben. Daher gehört Tencent bereits seit Jahren zu den größten börsennotierten Unternehmen der Welt und liefert sich seit geraumer Zeit einen Wettbewerb mit dem größten Rivalen Facebook. Zwischenzeitlich gelang es dem Internet-Unternehmen aus China sogar, den US-Konkurrenten als wertvollste Social-Media-Plattform abzulösen. Selbst Covid-19 konnte Tencent nicht schwächen und so stieg die Aktie auch im Krisenjahr 2020 deutlich.
Eine Analyse von Vontobel
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