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Markt für Smartwatches: Bläst Google zum Großangriff?

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge plant die Google-Mutter Alphabet die Übernahme des kriselnden Wearable-Herstellers Fitbit. Dessen Aktie schnellt sogleich um 33 Prozent in die Höhe. Der Internetriese aus dem Silicon Valley könnte derweil auf mehr schielen, als nur auf die Technologie.

BÖRSE am Sonntag

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge plant die Google-Mutter Alphabet die Übernahme des kriselnden Wearable-Herstellers Fitbit. Dessen Aktie schnellt sogleich um 33 Prozent in die Höhe. Der Internetriese aus dem Silicon Valley könnte derweil auf mehr schielen, als nur auf die Technologie. 

Bei dem einen oder anderen Fitbit-Anleger mögen in den vergangenen Tagen die Sektkorken geknallt haben. Ein Plus von 33 Prozent für die Aktie des Wearable-Unternehmens, das entspricht, blickt man auf die bisherige Börsenperformance, einer mehr als unverhofften Kursexplosion. Im Juli 2015 war die Aktie der US-Amerikaner umgerechnet noch rund 43 Euro wert. Inzwischen sind 5,50 Euro daraus geworden. Den plötzlichen Anstieg schon mit eingerechnet. Fitbit bietet Smartwatches und verschiedene Fitness-Tracker an, musste in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend Apple und einigen chinesischen Unternehmen das Feld überlassen. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres wies Fitbit einen Verlust von knapp 36 Millionen Dollar aus. Der Umsatz lag bei 313,6 Millionen Dollar.

Vorsichtig ausgedrückt sehen die Perspektiven also mau aus für die Kalifornier. Ein Investment in die Aktie lässt sich wohl nur dann rechtfertigen, setzt man aus einem kurzfristigen und spekulativen Anlagehorizont heraus auf eine Übernahme. Eben jene scheint nun sehr nahe zu sein. Alphabet, der Mutterkonzern von Google soll Informationen der Nachrichtenagentur Reuters und des US-Fernsehsenders CNBC nach, an dem Technologie-Unternehmen mit Sitz in Francisco ernsthaft interessiert sein. Mit dem darauffolgenden Kursanstieg um mehr als 30 Prozent scheint diese in großen Teilen eingepreist. Viel interessanter erscheint deshalb die Frage nach den Beweggründen des Suchmaschinenbetreibers. Was hat Alphabet vor? Schon zu Beginn des Jahres hatte sich der Konzern aus Mountain View Smartwatch-Technologie des Uhren-Herstellers Fossil für 40 Millionen Dollar gesichert.

Soll die Konkurrenz nicht davonziehen, muss Alphabet handeln

Jetzt folgt möglicherweise die Komplett-Übernahme von Fitbit. Es braucht keinen Expertenstatus, um darin den möglichen Versuch zu erkennen, in den Markt für Wearables einzusteigen, sprich den für Smartwatches, Fitness-Tracker und Co. Alphabet verfügt mit „Wear OS“ bereits über ein eigenes, speziell für Computer-Uhren programmiertes Betriebssystem. Dessen Erfolg lässt bislang jedoch zu wünschen übrig. Eigene Geräte im Wearables-Bereich fehlen komplett. Und Apple enteilt. Im Smartwatch-Sektor kommt der iPhone-Konzern auf einen Marktanteil von 46,4 Prozent. Dazu drängen immer mehr chinesische Hersteller auf den Markt. Gerade die technologisch weniger aufwendigen Fitness- und Gesundheitsbänder bieten diese inzwischen zu günstigsten Preisen an. Da jene und ganz besonders die intelligente Uhr immer beliebter werden, tickt die Zeit. Wer sich Marktanteile sichern will, muss sich beeilen.  

Fitbit ist günstig zu haben und würde durchaus starke Technologie mitbringen. Dem Unternehmen fehlte zuletzt schlicht eine Antwort auf die günstigen Geräte aus Asien, dazu ein Zugang zum Kunden, wie ihn beispielsweise Apple hat. Gemeinsam mit Alphabet könnte sich das ändern. Die Konkurrenz sollte sich in Acht nehmen, der Konzern um Gründer und CEO Larry Page hat mit seinem Smartphone-Betriebssystem Android gezeigt, wie sich große Marktanteile im Nachhinein erobern lassen.

Geht es am Ende doch „nur“ um Daten?

Möglich jedoch auch, dass sich hinter dem möglich Deal ganz andere Absichten verstecken. Fitbit arbeitet mit US-Krankenversicherern zusammen und hat in der Vergangenheit immer wieder Zukäufe im Gesundheitssektor getätigt. Beides verspricht eine ganze Menge wertvoller Daten in einem Bereich, der im Zuge der Digitalisierung riesige Wachstumschancen bietet. Vielleicht bläst Google also auch dort zum Großangriff, wo man ohnehin schon groß ist. Im Sammeln und Auswerten von Daten. Einem nach wie vor äußerst lukrativen Geschäft.

OG