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Zoom-Videokonferenz-Aktie: Die heiße Corona-Spekulation

Die Wirtschaft leidet unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Unternehmen kämpfen mit teils gravierenden Umsatzeinbüßen, müssen Kurzarbeit anmelden und bangen oftmals gar um ihre Existenz. Doch die Krise kennt auch Gewinner: Zu ihnen gehört der Videokonferenz-Dienst Zoom. Zwar gab es zuletzt lautstark Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen. Doch trotz des Imageproblems könnte das Investment in Zoom-Aktien durchaus lukrativ sein.

Profiteur in der Corona-Krise: Privatpersonen, Unternehmen, Kirchen aber auch Schulen nutzen den Videokonferenz-Dienst, um in Zeiten von Social Distance kommunikativ vernetzt zu bleiben.

Die Wirtschaft leidet unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Unternehmen kämpfen mit teils gravierenden Umsatzeinbüßen, müssen Kurzarbeit anmelden und bangen oftmals gar um ihre Existenz. Doch die Krise kennt auch Gewinner: Zu ihnen gehört der Videokonferenz-Dienst Zoom. Zwar gab es zuletzt lautstark Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen. Doch trotz des Imageproblems könnte das Investment in Zoom-Aktien durchaus lukrativ sein.

Bis zu 200 Millionen Nutzer – und das nicht im Monat oder der Woche, sondern an einem einzigen Tag: Seitdem die Corona-Pandemie zu weltweiten Ausgangsbeschränkungen geführt hat, kennt der Run auf Zoom kein Halten mehr. Privatpersonen, Unternehmen, Kirchen aber auch Schulen nutzen den Videokonferenz-Dienst, um in Zeiten von Social Distance kommunikativ vernetzt zu bleiben. Im Vergleich zum Dezember ist die Nutzung von Zoom somit um beispiellose 1.900 Prozent in die Höhe geschossen. Durch diesen kometenhaften Erfolg belegt Gründer und Geschäftsführer Eric Yuan laut Bloomberg mit einem Vermögen von umgerechnet sieben Milliarden Euro inzwischen den 192 Platz in der Liste der 500 reichsten Menschen weltweit.

Wenngleich die 112-prozentige Vermehrung seines Nettovermögens in den vergangenen drei Monaten sicher ihres gleichen sucht, dürften auch andere Anleger des im Nasdaq gelisteten Unternehmens aktuell reichlich Grund zur Freude haben. Notierte das Papier zu Jahresbeginn noch bei knapp 70 US-Dollar, konnte es seit Beginn der Corona-Krise im Februar zeitweise um mehr als 100 Prozent zulegen und vor rund zwei Wochen ihr neues Allzeithoch bei 160 US-Dollar feiern. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass Zoom erst im April 2019 – also vor genau einem Jahr – den Sprung an die Börse wagte und der damalige Emissionspreis bei 35 US-Dollar lag. Inzwischen notiert das Papier klar im dreistelligen Bereich, musste in den vergangenen Tagen zwar etwas nachgeben, steht aber nach wie vor hoch im Kurs bei Aktionären. Allerdings bezweifeln Analysten, dass Zoom seinen Höhenflug an der Börse weiter fortsetzen kann und geben mit 109 US-Dollar als durchschnittliches Kursziel einen Wert aus, den die Aktie bereits überschreiten konnte.

Offenbar befürchten Experten ein Abflauen des Hypes um Zoom aufgrund von Datenschutzmängeln und Sicherheitslücken. So klagten in den vergangenen Tagen Nutzer der Videokonferenz-App vermehrt über sogenannte „Zoombombings“, also Momente, in denen plötzlich Fremde in Videokonferenzen reinplatzten. Auch wurde bekannt, dass Zoom-Videos keine End-zu-End Verschlüsselung zwischen den Nutzern haben, und dass das Unternehmen Sitzungen so theoretisch einsehen könnte. Daraufhin haben zahlreiche Unternehmen ihren Mitarbeitern die Nutzung des Videokonferenz-Dienstes verboten. Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX etwa begründet diesen Schritt mit „erheblichen Datenschutz- und Sicherheitsbedenken" bei der Nutzung von Zoom. In dieselbe Kerbe schlägt auch das Auswärtige Amt, spricht von „kritischen Schwachstellen und weiterhin erhebliche Sicherheits- und Datenschutzprobleme“ und verzichtet künftig daher größtenteils auf die Anwendung von Zoom. Auch haben inzwischen insbesondere in den USA viele Schulen dem Videokonferenz-Dienst den Rücken gekehrt und steigen für den Online-Unterricht lieber auf Konkurrenzangebote um.

Inzwischen sind die gröbsten Sicherheitslücken laut eines Blogeintrags von Yuan allerdings behoben worden. So hat Zoom jetzt Warteräume und Passwörter eingeführt, um das Zoombombing-Problem zu bekämpfen. Auch soll der kritische Punkt der mangelnden Verschlüsselung bzw. der Umgang mit sensiblen Daten in den kommenden Tagen und Wochen im Sinne einer höheren Nutzerzufriedenheit angegangen werden. Statt weitere innovative Features zu veröffentlichen, will sich Zoom nach eigenen Angaben nun zunächst verstärkt auf die Themen Privatsphäre und Sicherheit konzentrieren.

Obwohl Zoom auch für die Nach-Corona-Ära das passende Geschäftsmodell hat (digitale Videokonferenzen dürften aufgrund ihrer Eigenschaft, Prozesse effizienter und einfacher gestalten zu können, weiterhin gefragt sein), bleibt dennoch abzuwarten, wie sehr und wie nachhaltig sich der Imageschaden auf die weitere Leistung an der Börse und die Zahlen auswirken wird. Spannend wird künftig zudem zu beobachten sein, ob und wie stark die Konkurrenz um Skype, GoToMeeting, Webex und Co. von den derzeitigen Negativschlagzeilen um Zoom profitieren kann. Auch der schwäbische Software-Anbieter für Home-Office-Tätigkeiten TeamViewer wittert hier seine Chance, aufzuholen.

Für das Gesamtjahr 2020 erwartet Zoom, das 2011 gegründet wurde, aktuell einen Umsatz zwischen 905 und 915 Millionen US-Dollar. Zuletzt stiegen die Quartalserlöse um starke 78 Prozent auf 188,3 Millionen Euro. Der bereinigte Gewinn betrug 0,15 Dollar je Aktie, was den Analystenkonsens von 0,07 US-Dollar deutlich übertraf. Nicht auszuschließen also, dass Zoom aller Unkenrufe zum Trotz weiterhin zu überraschen weiß und seinen beeindruckenden Triumphzug auch in Zukunft einfach fortsetzt. 

WIM

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