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Tesla – Vom Anlegerliebling zum Sorgenkind

Eine Aktie, die den Boom an der Wall Street in den vergangenen zehn Jahren mitgeprägt hat, ist die des Elektroautobauers Tesla. Genauso aber steht das Papier mit einem Minus von fast 40 Prozent in diesem Jahr für das vorläufige Ende des Bullenmarktes.

(Foto: Shutterstock)

Eine Aktie, die den Boom an der Wall Street in den vergangenen zehn Jahren mitgeprägt hat, ist die des Elektroautobauers Tesla. Genauso aber steht das Papier mit einem Minus von fast 40 Prozent in diesem Jahr für das vorläufige Ende des Bullenmarktes.

Von Konstantin Oldenburger, Marktanalyst CMC Markets

Ob die jüngsten Zahlen diese Entwicklung nun umkehren können, wird man erst in ein paar Wochen sagen können. Auf den ersten Blick sahen diese gar nicht so schlecht aus. Stolze 3,3 Milliarden Dollar Gewinn erwirtschaftete Tesla im dritten Quartal, ein Rekord. Damit wurden auf die Erwartungen übertroffen. Beim Umsatz gab es zwar ebenfalls einen Rekord, allerdings waren die 21,5 Milliarden Dollar etwas weniger als erwartet. Doch die Zahlen allein reichen nicht aus, um die Sorgen der Anleger hinsichtlich des Wachstums von Tesla zu zerstreuen. Hier halfen auch nicht die optimistischen Kommentare vom CEO Elon Musk und die angekündigten Aktienrückkäufe von bis zu zehn Milliarden Dollar.

Denn in Zukunft wird es für Tesla nicht einfacher. Die Wall Street erwartet nach wie vor ein extrem starkes Umsatz- und Gewinnwachstum, um die Milliardenbewertung zu rechtfertigen. Das hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis hat den Anlegern schon immer Sorgen bereitet. Die Wachstumskurve ist zwar beeindruckend, aber die Aktie schien in der Vergangenheit nur für eine sorgenfreie Welt gepreist worden zu sein. Das Gewinnwachstum von 200 Prozent im Jahr 2021 war nicht nachhaltig, aber die Markteuphorie bewertete die Aktie so, als ob sie es wäre. Mit der Korrektur der vergangenen Wochen ist die Bewertung jetzt zwar wieder etwas realistischer geworden, dennoch aber bleiben Fragen offen.

Zu viel Ablenkung
Da wäre zum einen die geplante Übernahme von Twitter durch Elon Musk. Mit dem zwar positiven Effekt für die leidgeprüften Twitter-Aktionäre kommen auf der anderen Seite Sorgen auf, der umtriebige Milliardär könnte den Fokus auf Tesla verlieren. Zwar hat Musk immer noch viele Fans an der Wall Street, aber die Kritik wird lauter, auch weil die Aktie des E-Auto-Pioniers in diesem Jahr fast 40 Prozent verloren hat. Einige sind es leid, dass der reichste Mensch der Welt sich nicht mehr auf das Unternehmen konzentrieren kann, das ihm den Großteil seines Reichtums beschert hat. Die zahlreichen anderen Aktivitäten wie SpaceX, The Boring Company, Neuralink und jetzt noch Twitter sorgen für eine immer länger werdende To-Do-Liste für Musk und macht die Tesla-Aktionäre nervös. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass der gesamte Automobilsektor in diesem Jahr mit wachsenden Sorgen vor einer weltweiten Rezession, steigenden Energiepreisen und natürlich einem immer stärkeren Wettbewerb zu kämpfen hat.

Die Konkurrenz schläft nicht
Die Wachstumsraten für Elektrofahrzeuge sind immer noch sehr hoch. Allerdings scheint es so, dass die Preismacht von Tesla & Co. schwindet. Weitere Preiserhöhungen sind kaum mehr möglich, ohne die Nachfrage stärker zu beschädigen, insbesondere wenn die Wirtschaft schwächelt. In den USA kämpft Tesla mit General Motors, Ford, Volkswagen und anderen aufstrebenden Elektrofahrzeugherstellern wie Rivian und Lucid gegen eine immer stärker werdende Konkurrenz. Um seine Wettbewerbsposition zu verbessern, wird Tesla seine Produktpalette erweitern müssen, um bis Ende 2025 mit einer wesentlich höheren Anzahl von Modellen etablierter globaler Autohersteller und Start-ups mithalten zu können. Diese Ausweitung wird allerdings viel Geld kosten. Elon Musk muss die von ihm versprochenen Zahlen und Innovationen liefern, da bei der immer noch hohen Bewertung von Tesla die Toleranz der Investoren gegenüber Fehlern gering ist.

Autonomes Fahren bisher nur ein Versprechen
Ein Treiber, der die Tesla-Aktie in den vergangenen Jahren von einem Hoch zum nächsten geführt hat, war auch das Versprechen, ein autonom fahrendes Auto auf die Straße zu bringen. In diesem Punkt scheinen Technik und Forschung derzeit zu stocken. Die Fantasie diesbezüglich geht deshalb auch aus dem Aktienkurs. Der Markt sieht dieses Projekt immer mehr als gefährdet an. Unsere fahrerlose Zukunft scheint so weit entfernt zu sein, dass sogar einige ihrer glühendsten Verfechter skeptisch werden.

Es ist schwer, eine andere Branche zu finden, die bislang so viel Geld in Forschung und Entwicklung investiert und so wenig geliefert hat. Es gibt viele Probleme, die die Computer derzeit noch nicht selbstständig lösen können. Nicht förderlich ist auch das Schweigen Teslas zu konkreten Fragen diesbezüglich. Die Zahlen zeigen, dass Teslas bisher nur sehr wenige autonomen Meilen auf öffentlichen Straßen zurückgelegt haben. Obwohl das Unternehmen behauptet, dass sein derzeitiges System ein funktionierender Prototyp ist, hat Musk die Grenzen zwischen Vision und Realität weiter verwischt und die Investoren verunsichert. Natürlich besitzt Tesla ein großes langfristiges Wachstumspotenzial, aber in einem Markt, der sehr stark umkämpft ist, haben das Unternehmen und die volatile Aktie auch viel zu verlieren.