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Deutsche Bank: Prognose der Weltwirtschaft

Die Deutsche Bank rechnet mit einer allmählichen Erholung der Weltwirtschaft. Für das Jahr 2015 sehen die Experten das Weltwirtschaftswachstum bei 3,6 Prozent, doch in Deutschland werden es nur 0,8 Prozent.

BÖRSE am Sonntag

Die Deutsche Bank rechnet mit einer allmählichen Erholung der Weltwirtschaft. Für das Jahr 2015 sehen die Experten das Weltwirtschaftswachstum bei 3,6 Prozent, doch in Deutschland werden es nur 0,8 Prozent.

Das robuste Wachstum der Weltwirtschaft ist vor allem den rasch wachsenden Märkten in den USA zu verdanken, konstatiert Stefan Schneider. Europa sieht der Chef-Volkswirt der Deutschen Bank dagegen zurückfallen: „Der Reformstau in einigen Ländern und fehlende Investitionen erlauben in Europa im kommenden Jahr nur ein Wachstum von 0,8 Prozent, trotz einer Ausweitung der expansiven Geldpolitik durch die EZB. Im Bereich der Fiskal- und Reformpolitik dürften die Spannungen wieder zunehmen, wenn keine nachhaltigen strukturellen Fortschritte gemacht werden." Auch für Deutschland gehe die Deutsche Bank von 0,8 Prozent Wachstum im kommenden Jahr aus.

Von der erwarteten weltwirtschaftlichen Erholung und stabilen Unternehmensgewinnen werden nach Ansicht der Bank amerikanische Aktien sowie Werte aus asiatischen Schwellenländern profitieren. Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für die 28 Millionen Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, ist überzeugt davon, dass auch die Börsenwerte von DAX-Unternehmen 2015 steigen. Stephan: „Ende 2015 sehen wir den DAX bei 11.500 Punkten. Grund dafür ist neben dem Wachstum der Weltwirtschaft der weiter sinkende Kurs des Euro gegenüber dem Dollar." Vereinzelt bieten nach Ansicht der Bank deshalb auch Aktien aus Europa noch Potential. Dabei sollten sich konjunktursensible Aktien besser entwickeln als defensive Titel, glaubt die Deutsche Bank. Solche zyklischen Aktientitel gewinnen durch das anziehende Wachstum der Weltwirtschaft, einem schwächeren Euro sowie positiven Gewinnerwartungen. Zudem besteht im historischen Vergleich noch Gewinnpotenzial. Die Experten empfehlen europäische Aktien aus den Branchen Auto, Bau, Chemie, Medien und Finanzwerte. Dagegen raten sie von Versorgern und Pharmaunternehmen ab.

Im Umfeld weiter niedriger Zinsen sind nach Meinung der Deutschen Bank Aktien für eine erfolgreiche und langfristige Geldanlage interessant. Ohne Risiko ist nach Meinung der Experten auf absehbare Zeit kaum positive Rendite zu erzielen. Die Bank rät zu einer nach Anlageklassen, Regionen und Währungsräumen verteilten Strategie. Dazu gehören auch erstklassige Büro- und Einzelhandelsimmobilien, die global weiter vom positiven weltwirtschaftlichen Umfeld profitieren sollten. Gold ist dagegen nach Ansicht der Bank als Anlage 2015 wenig interessant. Die Experten der Deutschen Bank rechnen damit, dass die EZB im Frühjahr auch Staatsanleihen in ihr Wertpapierankaufprogramm aufnehmen wird. In der Folge sollte sich die wirtschaftspolitische Debatte in Europa auf die Fiskal- und Reformpolitik verlagern und für zunehmende Volatilität an den Märkten sorgen.

USA und China interessant

Nach Ansicht von Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für die 28 Millionen Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, sind die Wirtschaftsdaten aus den USA sehr ermutigend. Stephan: „Der US-Aufschwung trägt sich selbst. Das ist ein gutes Zeichen für die Weltkonjunktur." Stephan erwartet für das kommende Jahr ein Wachstum in den USA von 3,5 Prozent. Ein Grund dafür ist die Erholung auf dem US-Arbeitsmarkt. Bis Ende 2015 sollte die Arbeitslosenquote Richtung 5 Prozent sinken. Weiteren Schmierstoff für die US-Wirtschaft bietet das günstige heimische Schieferöl. Darüber hinaus haben die Firmen ihre Hausaufgaben gemacht: „Die Gewinne der Konzerne sind kräftig gestiegen und wachsen robust", so Stephan. Nach Meinung der Deutschen Bank ist das entscheidend für weiteres Kurspotential an den Börsen. „Ich setze weiter auf die USA", bekräftigt Stephan.

Amerikanische Aktien sollten sich dank steigenden Konsums und starker Konjunktur stabil entwickeln – und können für positive Überraschungen sorgen. Die Anlageprofis prognostizieren für den S&P 500 einen Indexstand von 2.150 Punkten. Eine Chance auf zusätzliche Performance birgt die von der Deutschen Bank erwartete Aufwertung des US-Dollars. Chancenorientierte Anleger sollten ihren Fokus auf IT-Unternehmen, Pharma- und Finanzwerte legen.
China verändert sich von einer Investitions- und exportorientierten Nation in eine Konsum- und Binnenwirtschaft. Die strukturellen Reformen greifen und das neue China öffnet sich. Nach Meinung der Deutschen Bank tut mehr Liberalisierung dem Land gut. Voraussichtlich wird sich das Wachstum Chinas 2015 etwas verlangsamen, allerdings auf hohem Niveau. "Ich erwarte ein stabiles, gesundes Wachstum von 7 Prozent", sagt Stephan. Hauptgrund für die Wachstumsverlangsamung ist nach Ansicht von Stephan eine Wirtschaftspolitik, die nicht mehr ausschließlich auf Expansion zielt, sondern zunehmend auf Nachhaltigkeit.

Asset Allocation: Vielfalt ist Trumpf

Bei der Vermögensanlage gilt auch 2015: Nur wer bereit ist, ins Risiko zu gehen, könnte im andauernden Niedrigzinsumfeld positive Realrenditen erzielen. Angesichts der diversen geopolitischen Einflüsse ist es wichtig, Anlagen breit zu streuen und die Märkte im Jahr 2015 sehr genau im Blick zu behalten. So können Anleger flexibel und schnell auf Marktverschiebungen reagieren. „Es wird schwieriger, die wenigen Perlen zu finden", erklärt Stephan. Daher empfiehlt er eine über Anlageklassen, Regionen und Währungsräume diversifizierte Anlagestrategie, die als Grundlage für ein nachhaltig erfolgsversprechendes Portfolio dient.

Zum Jahresanfang hält Chef-Anlagestratege Stephan in einem ausgewogenen Wertpapierdepot einen Aktienanteil von mindestens 50 Prozent für sinnvoll. Die Allokation sollte zu jeweils einem Drittel aus USA, Europa sowie Asien bestehen, wobei die Deutsche Bank neben Japan die Schwellenländer China, Indien und Indonesien bevorzugt. Dazu empfiehlt Stephan auch die Beimischung von Anleihen. Dabei sei es wichtig, auf ein flexibles Rentenmanagement zu achten. Anleger sollten zudem auf Immobilien setzen und etwas Liquidität vorhalten. Nach Einschätzung der Deutschen Bank bleibt das Renditepotenzial von Rohstoffen dagegen auch im kommenden Jahr sehr begrenzt.

Im Kreuzfeuer der Notenbanken

Für die Strategen der Deutschen Bank wird 2015 geldpolitisch das Jahr der zwei Wege: Während US-Notenbank und Bank of England bereits im Sommer ihre Leitzinsen anheben dürften, könnten in Japan und der Eurozone die unkonventionellen Maßnahmen der Geldpolitik ausgeweitet werden. „Ich rechne damit, dass die US-Notenbank sehr behutsam vorgehen und die Leitzinsen nur dann anheben wird, wenn sie keine nachhaltige Schwächung der Wirtschaft fürchten muss", sagt Anlagestratege Stephan. Doch der Trend, den er erwartet, hat eine klare Richtung: „2014 war nur der Anfang. Die Aufwertung des Dollars sollte sich weiter fortsetzen", sagt Stephan. Ein Grund ist der zunehmende Kapitalfluss in US-Renten und -Aktien aus den Niedrigzinsregionen Europa und Japan. Ende 2015 könnte der Greenback bei 1,15 US-Dollar je Euro stehen. Mittelfristig hält die Deutsche Bank sogar eine Parität zwischen Euro und US-Dollar für möglich.