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Wie Anleger vom Weihnachtsgeschäft profitieren können

Deutschland und die Welt gehen zu Weihnachten wieder auf große Einkaufstour. Black Friday und Cyber Monday haben jüngst die heiße Phase eingeläutet. Für Anleger wird es damit noch einmal spannend. Nach den jüngsten Korrekturen scheinen viele Aktien von Unternehmen, denen das Weihnachtsgeschäft saftige Umsätze bescheren dürfte, günstig bewertet. Mit welchen Papieren im Depot das Fest zum Jahresende ein frohes werden könnte.

BÖRSE am Sonntag

Deutschland und die Welt gehen zu Weihnachten wieder auf große Einkaufstour. Black Friday und Cyber Monday haben jüngst die heiße Phase eingeläutet. Für Anleger wird es damit noch einmal spannend. Nach den jüngsten Korrekturen scheinen viele Aktien von Unternehmen, denen das Weihnachtsgeschäft saftige Umsätze bescheren dürfte, günstig bewertet. Mit welchen Papieren im Depot das Fest zum Jahresende ein frohes werden könnte.

Es ist wieder einmal Adventszeit, das erste Lichtlein brennt bereits und das große Weihnachtsfest steht quasi vor der Tür. Bald wird also wieder fleißig ausgepackt. Smartphones, Spielzeug und Spielekonsolen, Bücher, Süßigkeiten, Sportsachen, Festivaltickets, Uhren, Schmuck und was eben sonst noch so unter einem Weihnachtsbaum landet. Also eigentlich alles oder zumindest ziemlich viel.

Fakt ist: Wenn fleißig ausgepackt werden soll, muss zunächst vor allem fleißig eingekauft werden. Längst ist Weihnachten zu einem wirtschaftlichen Großereignis geworden. Ganze Geschäftsmodelle basieren inzwischen allein auf dem Kaufrausch zum Jahresende, welchem weltweit immer mehr Menschen verfallen. Händler – ob nun stationär oder im Netz – liefern sich teils atemberaubende Preis- und Angebotsschlachten und lassen den – man darf es inzwischen wohl so nennen – Konsumwahn in Shopping-Events wie dem Black Friday oder dem Cyber Monday gipfeln.

Mit Weihnachten hat das dann noch ungefähr so viel zu tun, wie eine FIFA-Weltmeisterschaft in Katar mit Fußball. Gar nichts. Dafür sprudeln die Milliarden. Womit man – um im Bilde zu bleiben – zumindest weltmeisterlich anlegen oder sich zu Weihnachten das passende Anlagegeschenk unter die festlich geschmückte Tanne legen kann. Der Handel in Deutschland jedenfalls geht einmal mehr recht zuversichtlich in die letzten Wochen des Jahres. Einer Umfrage des deutschen Handelsverbandes (HDE) nach rechnen viele Unternehmen mit einem erneuten Rekord im Weihnachtsgeschäft. Den November und Dezember zusammengenommen sollen die Umsätze sogar erstmals auf über 100 Milliarden Euro klettern. Vor allem der Online-Handel rechnet mit einem satten Wachstum von zirka zehn Prozent. Aber auch im stationären Sektor werden im Schnitt Zuwächse von rund 1,5 Prozent erwartet.

Traditionell rücken damit Aktien aus der Luxusgüterbranche in den Vordergrund, solche von LVMH, Kering oder Pandora zum Beispiel. Ebenso interessant erscheinen die Papiere von Kosmetika-Herstellern wie L´Oreal oder Beiersdorf und natürlich auch die von den US-Giganten Apple oder Amazon. Von all diesen einmal abgesehen gibt es aber auch eine ganze Reihe von Unternehmen, die eher indirekt von der vorweihnachtlichen Konsumekstase profitieren. Und das nicht zuletzt in Deutschland. Logistikunternehmen wie die Deutsche Post etwa, Zahlungsdienstleister wie Wirecard oder ein Chemieunternehmen wie Symrise, das vielen Großkonzernen die Grundstoffe für deren Parfüms liefert. Ebenso ein spannender Fall: Europas größter Ticketanbieter CTS Eventim.

Wie festlich und froh kann Weihnachten für sie werden? Und vor allem: Können Anleger sich mit deren Aktien trotz der trüben Stimmung am Markt ein Geschenk machen?

CTS Eventim

Sich mit deutschen Aktien ein Geschenk machen, das erscheint für den Moment durchaus gewagt. Schließlich steht der Dax auf Jahressicht mit 13 Prozent im Minus. Für den MDax sieht es nicht viel besser aus. Auch für den kleinen Bruder ging es seit Jahresbeginn um knapp zwölf Prozent bergab. Die Aktie von Eventim bildet da keine Ausnahme, hat 2018 bislang 13 Prozent an Wert verloren. Dabei läuft es für den Konzertveranstalter und Ticketriesen ausgesprochen gut. Man sei auf Kurs für ein weiteres Rekordjahr, frohlockte Vorstandschef Klaus-Peter Schulenberg im Rahmen der jüngsten Zahlenvorlage. Bereits nach neun Monaten liegt der Umsatz mit 922,5 Millionen Euro satte 24 Prozent über Vorjahresniveau, auch das Ebitda stieg um deutliche 17 Prozent auf 140 Millionen Euro.

Und nun kommt es ja erst noch, das Weihnachtsgeschäft, garniert mit vielen „attraktiven Vorverkaufsstarts“, wie es Schulenberg ankündigte. Für das Gesamtjahr rechnen sie bei CTS Eventim also fest mit einem höheren Umsatz und einem höheren Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr. Während immer mehr deutsche Unternehmen Gewinnwarnungen veröffentlichen, winken Eventim also offenbar relativ deutliche, neue Rekorde. Die dank einer Vielzahl von Übernahmen hervorragende Marktposition in Europa scheint sich immer mehr auszuzahlen. Hält das Weihnachtsquartal, was es verspricht, scheint die Aktie nach den jüngsten Kursverlusten wieder günstiger bewertet. Analysten werfen Kursziele von über 40 Euro in den Raum. Wirklich günstig ist die Aktie bei einem KGV von 26 aber freilich nicht, weshalb wohl einige Tickets unter Europas Weihnachtsbäumen landen müssten, damit die Aktie wieder nach oben durchstartet.

Symrise

Ebenfalls im MDax gelistet ist der Chemiekonzern Symrise, der mit einem Anteil von rund elf Prozent immerhin Rang Zwei im globalen Markt für Duftstoffe und Aromen einnimmt. Und genau das macht Symrise mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft ziemlich interessant. Egal ob Duft-, Geschmacks- oder kosmetische Stoffe. Der Konzern aus Holzminden in Niedersachsen liefert großen Konsum- und Kosmetika-Herstellern wie zum Beispiel Beiersdorf die chemischen Grunderzeugnisse. Und nicht nur in Deutschland werden Parfüm und Co. besonders gerne zu Weihnachten verschenkt.

Die Aktie hat sich bislang vergleichsweise erfolgreich gegen den Ausverkauf an den Börsen und besonders im Chemie-Sektor gestemmt, liegt auf Jahressicht nur mit 1,5 Prozent im Minus. Bis zu den besonders heftigen Einbrüchen im Oktober, hatte sie sogar noch mit 13 Prozent im Plus gestanden. Dann begannen sich Anleger aufgrund der schwächelnden Konjunktur und sinkender Gewinne im Chemie-Sektor aber auch um die Symrise-Aktie zu sorgen. Viele Analysten haben ihre Kursziele zuletzt nach unten korrigiert. Teils liegen sie aber weit auseinander. Während Goldman Sachs mit 56 Euro klar zum Verkauf rät, gibt die Baader Bank mit einem Ziel von 80 Euro ein klares Kauf-Votum ab. Derzeit steht der Kurs der Aktie bei knapp 70 Euro. Beides scheint nachvollziehbar. Auf der einen Seite könnte die erwartete Konjunkturschwäche im kommenden Jahr stärker aufs Ergebnis drücken und schon jetzt liegt das KGV der Aktie bei 32. Andererseits läuft es bislang vor allem in Sachen Umsatz ziemlich ordentlich. In den ersten neun Monaten stieg er um zehn Prozent, für das Gesamtjahr hat das Management die Prognose angehoben, womit man das erwartete Marktwachstum von drei bis vier Prozent erneut deutlich überträfe. „Wir sind auch für die verbleibenden Wochen optimistisch“, sagte CEO Heinz-Jürgen Bertram. Und vielleicht sind das dann auch bald wieder die Anleger.

Wirecard

Optimistisch sind sie auch in Aschheim. „Wir erwarten sowohl für das vierte Quartal 2018 als auch für das kommende Geschäftsjahr 2019 eine starke Beschleunigung des Geschäfts“, kam es jüngst von Markus Braun, dem Vorstandsvorsitzenden von Wirecard, also dem Unternehmen, das im laufenden Jahr wie kaum ein anderes in Deutschland für Furore gesorgt hat. Vor allem mit Blick auf die Entwicklung des eigenen Aktienkurses an der Börse. Zwischenzeitlich hatte der sich schon mehr als verdoppelt, bis es dann im Zuge der allgemeinen Tech-Aktien-Krise um rund 30 Prozent bergab ging. Mit einem bisherigen Jahresplus von immer noch 40 Prozent ist das Wirecard-Papier aber trotzdem klarer Spitzenreiter in Deutschlands Leitindex, in den die Bayern erst vor wenigen Monaten vorgestoßen waren.

Und die Zahlen, sie stimmen. In den ersten neun Monaten 2018 stieg der Konzernumsatz um 41,4 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar, das Ebitda kletterte um 38 Prozent auf 395,4 Millionen Euro. Das über die Wirecard-Plattform abgewickelte Transaktionsvolumen stieg um 44,2 Prozent auf 90,2 Milliarden Euro. Im Weihnachtsquartal dürfte hier nochmal einiges hinzukommen, weshalb es wenig verwundert, dass das Management die Ebitda-Prognose für das laufende Jahr leicht auf bis zu 570 Millionen Euro angehoben hat. 2019 soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen dann bereits irgendwo zwischen 740 und 800 Millionen Euro liegen.

Wirecards Wachstumsstory scheint also noch lange nicht beendet, womit die Aktie nach den jüngsten Kursverlusten womöglich eine günstige Einstiegsgelegenheit anbietet. Die große Mehrheit der Analysten jedenfalls empfiehlt das Papier zum Kauf. Der Ausblick auf das kommende Jahr sei stark, schrieb beispielsweise Baader Bank-Experte Knut Woller in seiner Studie. Das beweise, dass die in diesem Jahr verzeichnete Wachstumsbeschleunigung aus eigener Kraft keine Eintagsfliege sei, sondern der Beginn eines Trends, welcher sich bislang nicht im Aktienkurs widerspiegele, so Woller weiter. Sein Kursziel setzt er bei 198 Euro.

Deutsche Post

Spätestens wenn in den Tagen vor Weihnachten der Post- und Paketbote mehrmals am Tag die Straße mit einem kleinen Bus oder gar LKW entlangfährt, dürfte wohl einem jeden klar werden, dass diese Zeit für einen Logistikkonzern wie die Deutsche Post DHL Group – so lautet inzwischen der volle Name des ehemaligen Staatskonzerns – eine recht einträgliche sein muss. Aktie wie Unternehmen würde ein starkes Abschlussquartal mehr als gut tun, schon das ganze Jahr über belastet ein teurer Konzernumbau das Ergebnis der Bonner und das wiederum den Kurs der Aktie. Freilich nicht allein, schließlich gilt auch die Post-Aktie als konjunkturabhängiger Wert und die Prognosen für die Entwicklung der Weltwirtschaft sind für den Moment eben wenig berauschend. Bereits im Juni musste die Post so ihr 2018er Gewinnziel kassieren. Mit Blick auf die ersten neun Monate des laufenden Jahres erwirtschaftete Europas Logistik-Krösus ein Ebit von gerade einmal zwei Milliarden Euro und damit 20 Prozent weniger als noch im vergangenen Jahr. Die Aktie steht mit einem bisherigen Jahres-Kursverlust von fast 30 Prozent nur noch bei knapp 29 Euro, so tief wie zuletzt im Herbst 2016.

Glaubt man Vorstandschef Frank Appel soll aber schon 2019 alles besser werden. Der Unternehmenslenker hält weiter an seinem Ziel fest, bis zum Jahr 2020 einen operativen Jahresgewinn von fünf Milliarden Euro erzielen zu wollen. Der Umsatz immerhin klettert – wenn auch langsam - schon in diesem Jahr weiter in die Höhe. 44,6 Milliarden Euro von Januar bis September entsprechen einem Plus von 0,7 Prozent. Und mit Blick auf die Zukunft scheint die Deutsche Post gut positioniert. Logistikanbieter hätten derzeit an drei Fronten zu kämpfen, die da wären: technologische Lösungen, neue Marktteilnehmer und veränderte Kundenanforderungen, erklärt Berenberg-Analyst Joel Spungin. Es sei deshalb angebracht auf Unternehmen erster Güte zu setzen. Solche, wie die Deutsche Post also. Mit einem Kursziel von 38 Euro traut Spungin der Aktie immerhin eine Kurssteigerung von über 30 Prozent zu.

Dass an den Börsen noch die große Weihnachtsparty steigt, scheint hingegen wenig wahrscheinlich. Umso entscheidender dürften ein diversifiziertes Depot und eine wohl überlegte Aktien-Auswahl sein. Und da kann sich auch ein Blick auf „Weihnachts-Papiere“ lohnen.

Oliver Götz