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Die heißeste Brennstoffzellen-Aktie der Welt

Die Autobranche sucht nach der Zukunft jenseits von Verbrennungsmotoren. Neben E-Motoren sind Wasserstoffantriebe plötzlich gefragt. Eine Aktie profitiert vom neuen Boom ganz besonders

Die Autobranche sucht nach der Zukunft jenseits von Verbrennungsmotoren. Neben E-Motoren sind Wasserstoffantriebe plötzlich gefragt. Eine Aktie profitiert vom neuen Boom ganz besonders

Neben Elektroautos gilt vor allem die Brennstoffzellentechnologie als Alternative für den Verkehr der Zukunft. Vor allem in Asien hält man Wasserstoffautos sogar für zukunftsträchtiger als E-Autos. Denn der Wirkungsgrad von Brennstoffzellen übertrifft jeden konventionellen Verbrennungsmotor, und aus dem Auspuff kommen nur ein paar Tropfen Wasser. Und im Gegensatz zu E-Motoren haben Brennstoffzellen drei große Vorteile: Kurze Betankung, hohe Reichweiten und kleinere Batterien. Da die Erzeugung von Wasserstoff aus regenerativen Energien sehr wirtschaftlich umsetzbar ist, könnte Wasserstoff dauerhaft zu einer sauberen Alternative zu Benzin und Diesel werden. Überschüssiger Strom aus Wind- und Solarenergie kann in Wasserstoff umgewandelt und über die Zapfsäulen der Tankstellen an Autofahrer vertrieben werden.

Kein Wunder, dass an den Börsen die Brennstoffzellen-Aktien derzeit stark gefragt sind. Ballard Power, Nel Hydrogen oder Powercell Sweden sind besonders heiß. Die Aktien von Ballard Power kosteten an Weihnachten 2018 bloße 2,15 Euro. Jetzt, nur gut ein Jahr später muss man fast das Dreifache bezahlen. Das ganze Jahr 2019 sah man eine kräftige Aufwärtsbewegung, die den Aktienkurs über die Hochpunkte von 2014 und 2017 stiegen ließ. Anfang Dezember kam es zu einem kleinem Rücksetzer, doch seither setzt sich die Rallye fort.

Ballard verfügt über zahlreiche wichtige Patente beispielsweise zum Ersatz von Platin, das die Produktion von Brennstoffzellen bisher noch recht teuer macht. Erst kürzlich, stellte Ballard Power eine neue Generation von Brennstoffzellen mit verbesserter Produktleistung und niedrigeren Lebenszykluskosten vor. Das sogenannte FCmove-HD-Brennstoffzellenmodul soll unter anderem im H2-Busprojekt eingesetzt werden. Schrittweise sollen erst 600, dann insgesamt 1.000 Brennstoffzellenbusse auf die Straße gebracht werden. Lynx-Broker resümiert optimistisch: „ Auch ein Übernahmeangebot eines Automobilkonzerns ist jederzeit denkbar. Sobald das Thema Brennstoffzellen auch an der Börse „abhebt“, dürfte Ballard Power Systems zu den stärksten Werten des Sektors zählen.“

Die kanadische Ballard Power wurde 1979 von Geoffrey Ballard gegründet. 1993 wurde der erste mit auf Wasserstoff-Technologie basierenden Brennstoffzellen angetriebene Bus vorgestellt. 2001 wurde das erste Produkt am Markt angeboten. Heute sind die Kanadier Weltmarktführer für Brennstoffzellen, die vor allem in Schwertransporter, Busse, Züge, Gabelstapler und Schiffe eingebaut werden. Aber auch im Automobilsektor kommt Ballard voran. So arbeitet beispielsweise die Volkswagen-Tochter Audi beim h-tron mit Ballard Power zusammen, einem Konzeptauto, das rein elektrisch mit Wasserstoff als Energiequelle fährt und in vier Minuten vollgetankt ist. Die in Sachen Brennstoffzellen führenden Hyundai und Toyota setzen ebenfalls auf Ballard-Technik. Und nun meldet das Unternehmen erste Großaufträge aus China nachdem „Weichai Power“ eingestiegen ist.

Zusammen mit Weichai Power, der seit August 20 Prozent an Ballard Power hält, will das Unternehmen Brennstoffzellenantriebe bauen und damit den asiatischen Markt bedienen. Mit Broad Ocean Motor ist ein weiteres Unternehmen aus dem Reich der Mitte mit 9,9 Prozent an Ballard Power Systems beteiligt. Eine Produktionsstätte in Shanghai wurde bereits in Betrieb genommen, zwei weitere Werke in den Provinzen Hubei und Shangdong sollen mittelfristig hinzukommen.

Gleichwohl ist derzeit noch vieles Hoffnungsbonus. Denn hinter der gut klingenden strategischen Positionierung steht bislang eine schwache Bilanz. Das Unternehmen schreibt weiterhin rote Zahlen. Im dritten Quartal 2019 ist der Umsatz zwar gestiegen, der Verlust aber auch. Ballard Power erwirtschaftete von Juli bis September einen Umsatz von 24,8 Millionen US-Dollar. Das sind 15 Prozent mehr als im gleichen Quartal 2018. Der Nettoverlust stieg von 6 auf 9,8 Millionen US-Dollar. Als Hauptgrund für das schlechtere Ergebnis nennt das Unternehmen einmalig angefallene Kosten für die Aufnahme eines Joint Ventures mit dem chinesischen Fahrzeugbauer Weichai. Doch auch der Auftragsbestand ist nicht berauschend, im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 ist er um 6 Prozent auf 200 Millionen US-Dollar zurückgegangen. Immerhin rechnet Ballard Power ab 2020 mit einem deutlichen Wachstum. Der Brennstoffzellenmarkt stehe vor dem Durchbruch.

Das könnte stimmen. Nach einer Prognose des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) soll der Markt für Brennstoffzellen im beginnenden Jahr 2020 bei rund zwei Milliarden Euro liegen. Die Analysten von Lynx-Broker diagnostizieren: „Dies wäre im Vergleich zu 2017 eine satte Verzehnfachung des Umsatzes. Ein Großteil des explosiven Wachstums dürfte aus dem Automobilsektor kommen.“ Laut Navigant Research sollen im Jahr 2024 weltweit bereits knapp 230.000 Autos und Busse mit Brennstoffzellentechnologie abgesetzt werden. Im Jahr 2017 lag die Zahl trotz Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr noch bei gerade mal 6.500 Einheiten. Kein Wunder, dass Brennstoffzellen-Aktien immer mehr in den Fokus der Anleger rücken.

In den deutschen Medien werden derzeit noch Elektroautos mit großen Akkus als die Antriebslösung für eine Revolution auf der Straße gepriesen. Als Hindernisse gelten hierbei jedoch nicht nur die explodierenden Preise bei den knappen Batterierohstoffen Kobalt und Lithium. Auch die nach wie vor begrenzte Reichweite von wenigen hundert Kilometern, die durch Heizung, Klimaanlage, Radio und Licht teilweise erheblich eingeschränkt wird, macht Batteriefahrzeuge für viele Verbraucher unattraktiv. Als Haupthindernisse gelten darüber hinaus die nach wie vor langen Ladezeiten, sowie die notwendige Infrastruktur für Ladestationen. Um zukünftig mehrere Millionen Fahrzeuge mit Strom zu versorgen, müsste in der Stadt, vor allem aber auch auf dem Land eine extrem große Zahl an Parkplätzen mit Ladestationen ausgerüstet werden. Allein das Infrastrukturproblem dürfte sich deshalb als enorme Hürde für batteriebetriebene Fahrzeuge erweisen.

Auch das Nachhaltigkeitskriterium wird bei Akku-Fahrzeugen nur sehr bedingt erfüllt. Denn zu den teilweise massiven Umweltbelastungen durch den Abbau der Batterierohstoffe Kobalt, Nickel und Lithium und der problematischen Entsorgung gebrauchter Akkus kommt hinzu, dass der notwendige Strom aus dem Netz weiterhin zu erheblichen Teilen aus fossilen Brennstoffen wie Gas und Kohle gewonnen wird. Emissionen werden damit quasi zum Teil nur von der Straße in Kraftwerke verlagert, so dass die CO2-Bilanz unterm Strich nicht sehr vorteilhaft ausfällt.

Laut einer 2018 veröffentlichten Umfrage der Beratungsgesellschaft KPMG unter mehr als 200 hochrangigen Managern aus der Automobilindustrie, halten drei Viertel der Befragten die Brennstoffzellentechnologie für die bessere Alternative im Vergleich zu Batterien. Aufgrund der enormen Fortschritte in den letzten Jahren feiert die Technologie nach langem Warten gerade ihren Durchbruch. Etliche große Automobilhersteller setzen auf den Brennstoffzellenantrieb als Ergänzung zum Elektromotor. Die ersten in Deutschland erhältlichen Serienfahrzeuge sind der Hyundai Nexo und der Toyota Mirai. Auch Daimler verwendet in der Vorserie GLC F-Cell Brennstoffzellentechnik. Daneben setzen u.a. auch die Hersteller BMW, VW, Audi, Ford und Honda auf die Weiterentwicklung der Wasserstofftechnik.

Der Onlinehändler Amazon setzt in zahlreichen Logistik-Lagern bereits Gabelstapler mit Brennstoffzellen ein und auch die Maut-Überwachungsflotte des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) wurde bereits mit Brennstoffzellen ausgestattet. Auch Prototypen von Zügen und Flugzeugen werden bereits getestet. Doch natürlich hat auch die Wasserstoff-Technologie Nachteile. Diese liegen vor allem in den hohen Kosten der komplexen Technik, sowie des auf Platin basierenden Katalysators. Durch Ersatzmaterialien, den Einsatz in der Serienproduktion und Skalierungseffekte dürften jedoch auch hier die Preise deutlich sinken.

Die Brennstoffzelle findet Anwendungsmöglichkeiten in zahlreichen Branchen und Bereichen. Neben sämtlichen Mobilitätsformen an Land im Wasser und in der Luft können Kraftwerke durch die Technologie Strom und Wärme generieren oder in Form von Wasserstoff gespeicherte überschüssige Energie bei Nachfrage wieder in Strom umwandeln. Auch in der Militärtechnik kommt die Brennstoffzelle bereits beispielsweise in Funkgeräten, Laptops, zur Grenzsicherung oder als Drohnenantrieb zum Einsatz. Und auch in anderen Bereichen, in denen kein Zugang zum Stromnetz besteht, ist die Technologie eine interessante Option. So könnte die Brennstoffzelle beispielsweise auf Ölfeldern und -plattformen, in Wetterstationen und oder im Campingbereich bisherige Lösungen mit herkömmlichen Stromaggregaten verdrängen.

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