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HORNBACH: Zahlen gegen den Branchentrend

Dienstag vergangener Woche lieferte die Baumarktkette HORNBACH Zahlen zu Umsatz und Betriebsergebnis, die aufhorchen lassen. Während andere Branchengrößen stagnieren oder schrumpfen, legte die HORNBACH HOLDING beim Umsatz mit rund 1,5 Mrd. Euro um 6,7% zu. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) konnte mit einem Zuwachs von 64% mehr als verdoppelt werden. Vielleicht sollten nicht nur Hobbyhandwerker einmal das Werkzeug hinlegen und sich die weitere Entwicklung der Aktie für einen möglichen spekulativen Kauf näher betrachten.

BÖRSE am Sonntag

Die Zahlen der HORNBACH HOLDING sind in der Tat recht überraschend. Geht doch der eigene Branchenverband im Bereich Heimwerker-, Bau- und Gartenfachmärkte (BHB) nur von einer mäßigen Gesamtentwicklung für 2008 aus. Allenfalls „mit einem leichten Plus für die Baumarktbranche“ rechnet der BHB. Dessen Geschäftsführer John W. Herbert bleibt aber optimistisch: „Bis Ende des Jahres sollte der Umsatz der Baumärkte mit den Gartensortimenten das Vorjahresniveau erreicht haben.“ Das klingt schon recht zuversichtlich, zumal der Start ins Baumarktjahr 2008 alles andere als erfreulich verlief. Bei Baustoffen und bauchemischen Produkten gab es laut BHB ein Minus von 5,7 Prozent (auf unbereinigter Fläche). Auch die klassischen Baumarktartikel, wie Eisenwaren und Sicherungstechnik sowie Werkzeuge und Maschinen, blieben scheinbar wie festgenagelt in den Regalen liegen. Der Branchenverband vermeldete im ersten Jahresquartal für diese Warengruppen ein Minus von 8,5 Prozent bzw. 9,3 Prozent.

Die Projekte laufen …

Anders dagegen konnte die HORNBACH HOLDING mit den am Dienstag vergangener Woche vorgelegten Halbjahreszahlen kräftig punkten. „Als Projekt-Baumarkt mit hoher Sortiments- und Beratungskompetenz“, so der zuversichtliche HOLDING- Chef Albrecht Hornbach, sei man im Wettbewerb bestens aufgestellt. Man gehe davon aus, so Hornbach, dass die Baumarktkette sich „auch im zweiten Halbjahr 2008/2009 deutlich besser entwickeln wird als der Do-it-yourself-Gesamtmarkt“.

Die Zahlen für das erste Halbjahr (1. März bis 31. August 2008) widersprechen nicht gerade dem optimistisch gestimmtem HOLDING-Chef: So verbesserte sich das Betriebsergebnis des Konzerns vor Zinsen und Steuern (EBIT) im ersten Halbjahr um beachtliche 64,6% auf 141,9 Mio. Euro (Vorjahr 86,2 Mio. Euro). Das (unverwässerte) Ergebnis je Vorzugsaktie kletterte auf 9,76 Euro (Vorjahr 6,27 Euro). Beim Teilkonzern, der die eigentlichen Bau- und Gartenmärkte (HORNBACH- Baumarkt-AG) bündelt, stand beim Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ein Plus von 58,3% auf 114,4 (72,2) Mio. Euro in den Büchern. Das unverwässerte Ergebnis je Baumarkt-Aktie wird somit auf 5,03 Euro (3,32 Euro) beziffert.

Auch bei den um die Flächen bereinigten Umsätzen der Bau- und Gartenmärkte (ohne Neueröffnungen) lag das Plus im zweiten Quartal bei 1,9%. Dank der deutschen Märkte und deren Wachstum konnte sich die Ziffer verbessern. Bemerkenswert insgesamt, dass auch die Ertragskennzahlen im ersten Halbjahr deutlich stärker wuchsen als der Umsatz.

Die um die Flächen bereinigten Umsätze (ohne Neueröffnungen) stiegen konzernweit um 1,5%. Darin hatte Deutschland prozentual den weitaus geringeren Zuwachs (+ 0,6%) geliefert, als das übrige Europa, das sogar mit 2,9% im Plus lag. Bemerkenswert ist jedoch der Zuwachs entgegen dem Branchentrend. Mit ihren derzeit 125 großflächigen Bau- und Gartenmärkten in neun europäischen Ländern stellt sich HORNBACH als eine bedeutende Baumarktkette in Europa dar. Das Unternehmen gibt die durchschnittliche Verkaufsfläche je Filiale mit rund 11.100 Quadratmetern an. Dabei ist HORNBACH auf den einzelnen ausländischen Märkten noch recht unterschiedlich präsent: So führen die Länder Österreich (11), Niederlande (8) und die Tschechische Republik (6) die Rangliste an, während die Schweiz (3), Schweden (2), Slowakei (2) und Rumänien (1) ausbaufähige Standortzahlen offenbaren.

Ergebnis und Standortausblick

HOLDING-Chef Albrecht Hornbach bestätigte bereits Ende Mai den positiven Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Man erwarte „eine Umsatzsteigerung im mittleren einstelligen Bereich“, hieß es. Für das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) geht der HORNBACH-CEO sogar von einem „deutlich überproportionalen“ Umsatzanstieg aus, der die Vorjahreszahlen (2006/2007) übertreffen werde. Dabei sollen im Kerngeschäft und im Segment Immobilien noch weitere Ertragskräfte gehoben werden.

Zwischenzeitlich gehen Marktbeobachter und Analysten allerdings davon aus, dass die Branche nach den Umsatzeinbrüchen aufgrund der gestrichenen Eigenheimzulage und rückläufigen Baugenehmigungen allmählich bei Umsatz und Nachfrage einen Boden bildet. Durch die bevorzugte Expansion in noch stark wachsende Volkswirtschaften der osteuropäischen Länder scheint auch stabiles Umsatzwachstum nicht nur bei Bohrmaschinen und Dübeln gesichert zu sein. Im Ausland machen die Pfälzer nach eigenen Angaben inzwischen 41 Prozent ihres Umsatzes. Ähnlich wie die Konkurrenz expandiert die Baumarktgruppe dort aber weiter. Dabei sind dieses Jahr bereits Filialen in Schweden und Rumänien eröffnet worden. Rumänien bleibt für die HORNBACH HOLDING ein größeres Projekt: Neben dem bereits bestehenden sollen noch drei weitere Baumärkte in der Moldaurepublik folgen. Die Schweiz ist auch auf dem Radar und käme zu den übrigen 36 bisherigen Auslandsfilialen hinzu. Auch in Deutschland, Standort Hamburg, soll noch eine neue Filiale entstehen.

Konjunktur und Treiber

Da die Branche der Selfmade- und Feierabendhandwerker laut Marktexperten und Analysten zeitversetzt zur Konjunktur „den Hammer kreisen“ lässt, dürfte die augenblickliche Übergangsphase (zwischen Wirtschaftsboom und abkühlender Konjunktur) keine schlechte Perspektive sein. Für Deutschland, Standort von 91 der 127 Märkte, ist die Baumarktgruppe trotz allem zuversichtlich. Genauso wie für Europa sieht HORNBACH noch einen erheblichen Nachholbedarf bei Modernisierung und Renovierung von Wohnraum. Mit der drastischen Verteuerung von Energie seit Jahresanfang dürfte der Bedarf an häuslichen Energiesparmaßnahmen ein bedeutender Treiber für das Baumarktgeschäft bleiben.

Fazit: Nicht nur etwas für Handwerker …

Deutlich verbessert präsentiert sich die HORNBACH HOLDING inzwischen mit einem KGV von 8,71 Euro (2007/2008). Im Geschäftsjahr 2006/2007 lag es noch bei 11,35 Euro, das Jahr zuvor sogar mit 24,04 Euro dreifach ungünstiger. Für das laufende Geschäftsjahr wird von HORNBACH ein attraktives KGV mit 5,78 Euro prognostiziert – bei (langjährig) konstant gebliebener Dividende von 1,14 Euro. Mit einem Cashflow je Aktie von 20,24 Euro will man an das Geschäftsjahr 2006/2007 (26,90 Euro) anknüpfen, nachdem sich diese Kennziffer zuletzt mehr als halbierte.

Die Aktie hat nach ernüchternden Rahmendaten für die Branche seit Mitte letzten Jahres in der Spitze (104 Euro) rund die Hälfte an Wert eingebüßt. Sollte sich charttechnisch betrachtet für die HORNBACH HOLDING eine Bodenbildung im Bereich zwischen 50 und 52 Euro herausbilden, wäre ein spekulativer Kauf einzelner Stücke ein überlegenswertes Investment.