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Praktiker: Hier stimmt der Preis!

Die Kursentwicklung der Baumarktkette Praktiker gleicht einem Trauerspiel. Seit dem Allzeithoch im Juni 2007 bei 34,50 Euro hat die Aktie in der Spitze rund 87% an Wert eingebüßt. Am Donnerstag sorgten jedoch die Neunmonatsbilanz und auch der bestätigte Ausblick für eine Kursrallye. Ist mit diesem Aufbäumen nun die Talfahrt der vergangenen Monate gestoppt?

BÖRSE am Sonntag

Das Umfeld ist derzeit alles andere als rosig. Finanzkrise und Konjunktursorgen drücken auf die Stimmung der Verbraucher und entsprechend waren die Erwartungen im Vorfeld der Zahlen niedrig gesteckt. Einige Marktteilnehmer hatten sogar mit einer Gewinnwarnung gerechnet. Die vorgelegten Ergebnisse überraschen jedoch positiv. Zwar lag der in den ersten neun Monaten erzielte Umsatz von 3,01 Mrd. Euro mit 0,9% leicht unter dem Vorjahresrekord, angesichts der derzeit schwierigen Marktlage ist dies aber dennoch eine sehr positive Entwicklung. Profitiert hat die Baumarktkette einmal mehr vom unverändert boomenden Auslandsgeschäft, das etwa 26% zum Konzernumsatz beisteuert. Hier kletterten die Erlöse im Zeitraum Januar bis September um 18,3% auf 793,5 Mio. Euro. Dazu beigetragen hat das fortgesetzte organische Wachstum. Praktiker hat das internationale Portfolio in den vergangenen zwölf Monaten um 14 auf 95 Märkte erweitert, während in Deutschland das Filialnetz um fünf Standorte verkleinert wurde.

Inlandsumsatz gesunken

Von den derzeit 336 inländischen Märkten gehören unverändert 76 zur Baumarktkette Max Bahr, die am 1. Februar 2007 übernommen wurde. Sie verzeichnete in den ersten neun Monaten 2008 ein Umsatzplus von 6% auf 556,4 Mio. Euro, während sich die Einnahmen im Inland insgesamt um 7,7% auf 2,08 Mrd. Euro verringerten. Im Vorjahr konnte sich der Konzern eigenen Angaben zufolge noch deutlich von der negativen Branchenentwicklung auf dem deutschen Heimatmarkt absetzen, wozu auch die Umsatz treibenden 20-Prozent-Aktionen in den Praktiker-Märkten beigetragen haben. Der Werbeslogan „20 Prozent auf alles, außer Tiernahrung“ wurde jedoch im Juni 2008 als irreführend verboten. Entsprechend sank die Anzahl der 20-Prozent-Aktionen um fast die Hälfte von 89 auf 46 Tage, was die Umsatzeinbußen erklärt, hieß es seitens des Unternehmens. Ein großes Manko ist dies unserer Ansicht nach jedoch nicht. Der Vorstand hatte vor dem endgültigen Verbot des Werbespruchs ohnehin angekündigt, seine Preisstrategie zu ändern und nur bei ausgewählten Produkten die Konkurrenz unterbieten zu wollen. Künftig gilt demnach das Motto „Marge vor Menge“. Die Strategie scheint bereits aufzugehen und die Profitabilität wurde durch die wegfallenden Rabatte bereits ordentlich aufgemöbelt.

Höhere Profitabilität

Das konzernweite Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) kletterte in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 21,2% auf 109,5 Mio. Euro. Beim Vergleich muss allerdings berücksichtigt werden, dass der Vorjahreswert von Einmalaufwendungen belastet war, die aus den Kartellamtsvorgaben zur Freigabe der Akquisition von Max Bahr resultierten. Aber auch ohne diese Sonderbelastung legte das EBITA um 9% zu. Mit Blick auf die Absatzmärkte stieg das bereinigte EBITA in Deutschland um 8,8% auf 51,8 Mio. Euro. Im internationalen Geschäft verbesserte sich das EBITA um 9,1% auf 57,7 Mio. Euro. Dank der Zuwächse auf operativer Basis verbesserte sich auch der Konzernüberschuss. Er legte von 24,4 auf 60,4 Mio. Euro und damit überproportional zu. Allerdings sind die Werte auch hier nicht ohne weiteres vergleichbar. Im Vorjahr hatten unter anderem die besagten Kartellamtsvorgaben belastet. Zudem gab es einmalige Aufwendungen im Zusammenhang mit der Reform der Unternehmensbesteuerung.

Prognosen bestätigt

Firmenlenker Wolfgang Werner zeigte sich mit dem Abschneiden in den ersten neun Monaten 2008 sehr zufrieden. „Mit diesen Zahlen liegen wir gut im Plan“ betonte er und sagte weiter: „Um unsere eigene Ergebniserwartung für dieses Jahr von 135 bis 140 Mio. Euro zu erfüllen, müssen wir unsere Ertragskraft im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahr nur noch stabil halten. Dies sollte uns aus heutiger Sicht gelingen“. Der Vorstand bekräftigte ferner das Ziel, bis Jahresende ein moderates Plus beim Konzernumsatz aufzuweisen. Zwar kommt die derzeitige Finanzkrise seinen Worten zufolge ungelegen, Praktiker geht jedoch nicht davon aus, dass diese zu einem nachhaltigen Rückgang der Nachfrage nach Konsumartikeln im Do-it-yourself- Bereich führen wird. Als Komplettanbieter bietet Praktiker ein breites Warensortiment aus den Bereichen Bauen, Renovieren, Werkstatt, Wohnen, Garten und Freizeit. Möglicherweise lassen sich passionierte Heimwerker auch von dem derzeit schwierigen konjunkturellen Umfeld tatsächlich nicht nachhaltig negativ beeinflussen und werkeln fleißig weiter. Ein Pluspunkt ist zudem der forcierte Ausbau des Auslandsgeschäfts, der für weiteres Wachstum spricht.

Äußerst interessant

Trotz der Risiken, die die aktuelle nachlassende Wachstumsdynamik mit sich bringt, scheint die Praktiker-Aktie derzeit äußerst interessant. Nicht zuletzt wegen der klar negativen Entwicklung in den vergangenen Monaten, die den Kurs auf ein sehr vielversprechendes Bewertungsniveau herunter gehobelt hat. Zum einen liegt die Marktkapitalisierung von derzeit rund 307 Mio. Euro deutlich unter dem von uns erwarteten Jahresumsatz 2008 von knapp 4 Mrd. Euro. Daneben hatte das Unternehmen Ende September allein 306 Mio. Euro an flüssigen Mitteln in der Kasse, sodass der Börsenwert theoretisch gerade einmal diesen Barmitteln entspricht. Außerdem ist das KGV (2008e) von unter vier als sehr günstig zu bezeichnen. Schüttet das Unternehmen wie im Vorjahr zudem eine Dividende von 0,45 Euro aus, lässt sich daraus derzeit eine stattliche Dividendenrendite von mehr als 8% ableiten.

Spekulativer Kauf

In Anlehnung an den Slogan „Hier spricht der Preis“ stimmt unserer Meinung nach derzeit der Preis. Angesichts der aktuellen Bewertungskennziffern stehen die Chancen somit nicht schlecht, dass nun das Interesse seitens der Investoren wieder zunimmt. Der kräftigen Kurssprung am Donnerstag, mit dem die jüngst vorgelegten Ergebnisse und der bestätigte Ausblick 2008 honoriert wurden, könnte zudem vielleicht ein Indiz sein, dass die Talfahrt gestoppt ist. Investoren, die diese Annahme teilen, können auf dem aktuellen Kursniveau daher eventuell spekulative Käufe in Erwägung ziehen.