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Wacker Chemie: langfristig interessant!

Mit kräftigen Steigerungen im dritten Quartal bleibt der Halbleiterzulieferer und Chemiekonzern auf Rekordkurs. Trotz der gesamtwirtschaftlichen Unwägbarkeiten und Risiken bekräftigte der Vorstand die bislang prognostizierten Jahresziele und rechnet mit neuen Spitzenwerten bei Umsatz und Profit.

BÖRSE am Sonntag

Zwar ist der Blick auf die Geschäftsentwicklung im nächsten Jahr, angesichts der erwarteten konjunkturellen Wachstumsdelle, etwas getrübt. Die Ausrichtung des Unternehmens auf zukunftsträchtige Branchen verspricht jedoch langfristig hervorragendes Wachstumspotenzial. Nach dem Kursrutsch in den vergangenen Monaten könnte die Aktie daher für Investoren mit Weitblick interessant sein!

Wacke Chemie stellt beispielsweise polykristallines Reinstsilizium, sogenanntes Polysilizium her, das zum Bau von Solarzellen benötigt wird. Ein Geschäft mit Zukunft. Es entwickelte sich auch im bisherigen Jahresverlauf sehr stark, und eine weiterhin ungebrochene Nachfrage nach diesem Material sorgte für stattliche Steigerungsraten. Die Umsätze in diesem Bereich schnellten im Zeitraum Januar bis September, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, um 86% auf 589 Mio. Euro in die Höhe. Und nicht nur die Einnahmen stiegen kräftig, sondern auch die Erträge, die einen großen Beitrag zu den Konzerngewinnen beisteuern. Das Segmentergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte in den ersten neun Monaten von 117,7 auf 306,8 Mio. Euro. Darüber hinaus ist der Bereich außerordentlich rentabel. Die EBITDA-Marge verbesserte sich von 37,2% auf 52,1%. Den nach wie vor größten Beitrag zum operativen Konzernergebnis liefert allerdings die Sparte Siltronic, auch wenn das EBITDA mit 334,1 Mio. Euro 9% unter dem Vorjahresniveau von 368,2 Mio. Euro lag und die Marge von 33,2% auf 31,6% zurückging. Der Umsatz der Sparte, in der Wacker Chemie Wafer-Scheiben für die Halbleiterherstellung produziert, verringerte sich ferner um 5% auf 1,06 Mrd. Euro. Damit rutschte die gemessen am Umsatz bislang größte Konzernsparte auf den zweiten Platz ab.

Steigende Kosten belasten

Größte Einnahmequelle ist nun der Bereich Siliconprodukte (Silicones), in dem die Gesellschaft ein umfangreiches Sortiment an Silanen, siliconbasierten Ölen, Emulsionen, Elastomeren, Dichtstoffen und Harzen herstellt. Höhere Absatzmengen, speziell in den Anwendungsfeldern Elektronik, Photonik, Medizintechnik und Siliconkautschuk sorgten in den ersten neun Monaten 2008 für ein Umsatzplus von 7% auf 1,11 Mrd. Euro. Angesichts der im Vergleich zu den Einnahmen überproportional gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Energie und Transport verringerte sich jedoch das EBITDA um 7% auf 186,3 Mio. Euro und die Marge schrumpfte von 19,2% auf 16,8%. Höhere Kosten für Rohstoffe und Energie sowie eine deutlich schwächere Nachfrage aus dem Bausektor belasteten auch den Geschäftsbereich Polymers. Das EBITDA der Sparte, in der die Gesellschaft Bindemittel und Additive produziert, die in vielen industriellen Anwendungen oder als Grundchemikalien eingesetzt werden, verbesserte sich dennoch um 4% auf 104,7 Mio. Euro. Die Gewinnspanne sank allerdings von 20,9% auf 15,4%, was laut Vorstand hauptsächlich an der im ersten Quartal 2008 getätigten Übernahme der Dispersionsaktivitäten von Air Products lag, die zu einem veränderten Produktmix führte. Auf der anderen Seite kletterten durch den Zukauf die Erlöse kräftig um 41% auf 682 Mio. Euro. Im kleinsten Konzernsegment Feinchemikalien (Fine Chemicals) lagen die Umsätze mit 74,7 Mio. Euro 14% unter Vorjahresniveau, während das EBITDA um 9% auf 8,9 Mio. Euro zulegte und sich die EBITDA-Marge von 9,4% auf 11,9% erhöhte.

Neue Rekorde erwartet

Insgesamt kletterte der Konzernumsatz in den ersten neun Monaten 2008 um 15% auf 3,3 Mrd. Euro und das EBITDA stieg um 18% auf 936,5 Mio. Euro. Unter dem Strich verdiente Wacker Chemie 454,2 Mio. Euro und damit 94% mehr als im Vorjahreszeitraum. Firmenlenker Rudolf Staudigl sprach mit Blick auf die vorgelegten Zahlen davon, dass Wacker Chemie aufgrund der ausgewogenen regionalen Aufstellung und der Vielzahl der Abnehmerbranchen für die eigenen Produkte bislang die Markt- und Nachfrageschwankungen recht gut ausgleichen konnte. Er zeigte sich ferner für die weitere Geschäftsentwicklung 2008 zuversichtlich und rechnet mit neuen Spitzenwerten. Ausgehend von den Rekorderlösen 2007 von 3,78 Mrd. Euro rechnet er nach wie vor mit einer Steigerung von deutlich mehr als 10%. Ferner soll das EBITDA nach 1 Mrd. Euro im Vorjahr weiter zulegen. Für das vierte Quartal erwartet der Vorstand mit Ausnahme des unverändert starken Polysilicon- Bereichs allerdings ein saisonal und nachfragebedingt schwächeres Geschäft.

Anhaltendes profitables Wachstum

Langfristig sieht der Vorstand angesichts des Produktportfolios aber weiterhin hervorragende Wachstumspotenziale, die der Konzern konsequent nutzen will. Dazu gehören der weitere Ausbau der Produktionskapazitäten im Bereich Polysilicon, Maßnahmen zur nachhaltigen Sicherung der Ertragskraft im Halbleitergeschäft sowie die kontinuierliche Optimierung der globalen Positionierung, der Kostensituation und der Auslastung in den Chemiesegmenten. Die Weichen für langfristig weiter steigende Ergebnisse werden somit gelegt, und unserer Meinung nach dürfte Wacker Chemie daher auch künftig profitabel wachsen. Trotz der erwarteten weltweiten Wachstumsdelle ist die Aktie daher aus fundamentalen Gesichtspunkten interessant. Möglicherweise könnte zudem ein Teil der Risiken bereits im Kurs enthalten sein, hat das Papier seit dem Allzeithoch im November 2007 doch deutlich an Wert eingebüßt und dabei auch im September und Oktober kräftig nachgegeben. Von dem in der Vorwoche erreichten Allzeittief bei 61,00 Euro hat sich der Kurs inzwischen aber wieder deutlich erholt. Jüngst kam der Kurs zwar wieder etwas zurück und kurzfristig ist nach der Rallye durchaus eine Fortsetzung der Verschnaufpause denkbar. Sie könnte jedoch zum Aufbau erster langfristiger Positionen genutzt werden.