100-Tage-Bilanz: DAX 2017 mit Überraschungs-Champion
Wer hätte das gedacht? Mit einem Kursgewinn in Höhe von 29,5 Prozent seit Jahresbeginn bietet die Aktie des rheinisch-westfälischen Energieversorgers RWE die beste Perfomance im deutschen Leitindex. Die Lufthansa-Aktie fliegt ebenfalls in lange nicht gesehen Höhen, bärenstark präsentiert sich auch der Anteilsschein von Adidas. Nach 100 Tage im Jahre 2017 gibt es damit ein überraschendes DAX-Siegertreppchen.
Wer hätte das gedacht? Mit einem Kursgewinn in Höhe von 29,5 Prozent seit Jahresbeginn bietet die Aktie des rheinisch-westfälischen Energieversorgers RWE die beste Perfomance im deutschen Leitindex. Die Lufthansa-Aktie fliegt ebenfalls in lange nicht gesehen Höhen, bärenstark präsentiert sich auch der Anteilsschein des Sportartikelherstellers Adidas. Nach 100 Tage im Jahre 2017 gibt es damit ein überraschendes Siegertreppchen im DAX.
Für die Anleger war das Papier des Energieversorgers RWE in den ersten Monaten des Jahres eie große Freude, und zwar nach langer Durststrecke. Mit einem Kursgewinn von 29,5 Prozent stieg dessen Aktie auf 15,70 Euro. Anfang Dezember lag der Kurs noch bei 11,20 Euro. Seitdem ging es steil nach oben und der seit Juli 2016 bestehende Abwärtstrend konnte eindrucksvoll gestoppt werden. Mitverantwortlich dafür waren unter anderem eine positive Erhöhung des Gewinnziels für 2017 von 0,8 Milliarden auf eine Milliarde oder sogar vielleicht 1,3 Milliarden Euro. Der Atomkompromiss mit der Bundesregierung und das Tochterunternehmen Innogy, das im europäischen Energiesektor vergleichsweise gute Zahlen aufweisen konnte, halfen zusätzlich.
Geht es nach Stephan Wulf, Analyst bei der Investmentbank Oddo Seydler, könnte der Kurs noch weiter steigen. Die Strompreise dürften sich positiv entwickeln , was vor allem Innogy stärken würde, so Seydler. Und der französische Versorger war im vergangenen Jahr immerhin für knapp 80 Prozent des operativen Ergebnisses von RWE verantwortlich. Ein nachhaltiger Ausbruch erscheint bei den immer noch massiven Problemen hinsichtlich des Atomausstiegs und des Strompreisverfalls, aber fraglich. Immerhin stand 2016 ein Verlust von 5,7 Milliarden Euro zu Buche. Hinzu kommt, dass das RWE-Papier schon im Juli 2016 daran gescheitert war, die 16 Euro-Marke zu überqueren und genau an dieser Linie hängt der Kurs jetzt wieder fest. Die 250-Tage-Volatilität mit einem Wert von 36,37 verspricht dazu eher starke Schwankungen als eine nachhaltige Erholung.
Einen Anstieg der Dividende wird es indes in naher Zukunft nicht geben. Immerhin will der Konzern die 0,50 Cent pro Aktie ab 2017 über die kommenden Jahre konstant halten. „Durch unsere erfolgreiche Neuaufstellung und massive Kosteneinsparungen haben wir die Weichen dafür gestellt, im nächsten und in den folgenden Jahren wieder verlässlich eine Dividende zahlen zu können.“, sagte Finanzvorstand Markus Krebber. Zunächst einmal aber, muss man im Juli diesen Jahres eine stolze Summe von 6,8 Milliarden Euro in den staatlichen Atomfonds einzahlen. Dafür übernimmt der Staat die Haftung für den Atomausstieg.
Der Kranich auf Steigflug
RWE auf den Fersen, was die bisher beste Performance 2017 anbelangt, ist die ebenfalls lange Zeit leidgeplagte Aktie der deutschen Lufthansa, der nach Umsatz größten europäischen Fluglinie. Über 20 Prozentpunkte legte ihr Kurs seit einem Tief Mitte Januar schon zu, die drei Prozent Kursverlust zum Ultimo vor dem Osterfest haben den Aufwärtstrend nicht gebrochen. Über den Zeitraum der letzten sechs Monate trug die Börsen-Thermik den Kranich sogar mehr als 60 Prozent nach oben. Damit kletterte der Kurs der Aktie von 9,10 Euro pro Anteilsschein im Oktober letzten Jahres auf inzwischen 15,20 Euro. Ein durch Sondereffekte aufgemotzter Rekordgewinn, steigende Passagierzahlen durch den Brussel-Airlines Zukauf und vor allem die Einigung im Tarifstreit mit den Piloten um höhere Löhne und die Betriebsrenten wirkten wie Schübe aus dem Düsentriebwerk und trieben den Kurs in ungeahnte Höhen.
Wie auch beim Energiekonzern RWE sind die Probleme der Airline aber nicht von der Hand zu weisen, womit sich der Start ins Jahr 2017 zwar schön anhört, aber für eine Kaufempfehlung lange nicht ausreicht. Zum einen ist der Konzernumsatz 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent auf 31,7 Milliarden Euro gesunken. Bei den beförderten Passagieren musste man zudem 2016 den ersten Platz räumen und an die irische Billigfluglinie Ryanair abgeben. Zum anderen erwartet die Kranich-Airline für das aktuelle Jahr einen leicht sinkenden operativen Gewinn, was in erster Linie an den steigenden Treibstoffkosten liegen dürfte. Ebenso könnte sich der Wettbewerb zwischen den Fluggesellschaften untereinander erhöhen, meint DZ-Bank Analyst Dirk Schlamp.
Die Marke mit den drei Kondensstreifen
Ebenfalls deutlich mehr Spaß macht da die Adidas-Aktie. „Creating the New“ lautet der Name des strategischen Geschäftsplans bis 2020, den das Unternehmen im März 2015 vorgestellt hatte. Seitdem haben sie im fränkischen Herzogenaurach ziemlich viel kreiert. Unter anderem einen Hype auf die eigene Aktie, die sich von 2014 bis heute in ihrem Wert verdreifacht hat, sowohl 2015 und 2016 der beste Anteilsschein des DAX war und nun auch in diesem Jahr mit einer Wertsteigerung von 17,3 Prozent immerhin auf Platz drei liegt. Und Europas größter Sportartikelhersteller tut sein Bestes den Hype am Laufen zu halten. Im vergangenen Jahr lieferte Adidas mit knapp über einer Milliarde Euro einen Rekord-Gewinn ab. Ebenso stieg der Umsatz um 18 Prozent auf ein neues Rekord-Niveau von 19,3 Milliarden Euro.
Und dann durfte Vorstandsvorsitzender Kasper Rorsted auch noch die Anhebung der eigenen Ziele bis 2020 verkünden. „Unsere Resultate für das Geschäftsjahr 2016 und unser positiver Ausblick auf 2017 beweisen, dass unsere Strategie greift. Wir liegen nach dem ersten vollständigen Geschäftsjahr, das im Rahmen von „Creating the New“ umgesetzt wurde, über unserem ursprünglichen Plan“, freut sich der Däne, der schon beim Konsumgütergigant Henkel über Jahre glänzende Arbeit geleistet hatte, ehe ihn Adidas im Herbst 2016 nach Herzogenaurach holte. Nun hätte man zusätzliche Maßnahmen entwickelt, welche die Umsetzung von „Creating the New“ beschleunigen und es erlauben, die „für 2020 angestrebten Ziele deutlich zu erhöhen“, so Rorsted weiter. In Zahlen drückt sich das wie folgt aus: Der Gewinn soll bereits in diesem Jahr auf über 1,2 Milliarden Euro steigen. Bis 2020 dann sollen Umsatz und Gewinn um zehn bis zwölf Prozent und 20 bis 22 Prozent anwachsen.
Einen großen Teil zum Erfolgsmärchen mit drei Streifen beitragen soll der Onlinehandel. 2016 hatte man mit diesem eine Milliarde Euro erwirtschaftet, 2020 soll es das Vierfache sein. Der optimistische Geschäftsausblick, die zunehmende Beliebtheit der Marke Adidas, eine immer bessere Positionierung auf dem US-Markt, ein florierender Onlinehandel und bei Industrie 4.0 vorn dabei. Bereits im Herbst will Adidas mit der Fertigung von Schuhen aus 3D-Druckern beginnen. Das hört sich nicht nur gut an, das ist gut. Im Kurs scheint viel von dem schon enthalten, womit sich das Warten auf einen Rücksetzer anbietet. Grundsätzlich dürfte die Adidas-Aktie aber ein gern gesehener Gast in jedem Depot sein.
Eine Dividendenrendite von einem Prozent untermauert die Attraktivität des Adidas-Papiers zusätzlich.
Derweil liegt das KGV bei fast 30. Kein besonders niedriger Wert, bei den erwartenden Gewinnsteigerungen wohl aber noch kein Grund, die Finger von Adidas zu lassen. Auch die meisten Analysten sehen weiter Potential nach oben. So hob die Deutsche Bank erst kürzlich ihr Kursziel auf 200 Euro an. Adrian Rott, dort analyst, rechnet mit einem guten ersten Quartal für den Konzern. Die Marke mit den drei Streifen dürfte unter anderem bei den Marktanteilen weiter zugelegt haben, so prognostiziert er. Doch Anleger, die bei Adidas nocht einsteigen wollen, sollten trotzdem die schnellen Treter schnüren. Jeder Hype ist schließlich irgendwann vorbei.